Franz-Josef Overbeck, Bischof des Bistums Essen, machte am Samstag seinen Antrittsbesuch bei der Meidericher Kirchengemeinde St. Michael, pünktlich zum 125-jährigen Jubiläum des Kirchenbaus.
Dies und den Namenstag des Erzengels, der Namenspate der Kirche ist, nahm die Gemeinde zum Anlass für Feierlichkeiten.
Bischof Overbeck leitete das Fest durch eine Messe ein. Während dieses Pontifikalamtes ging er auf die Geschichte der 1885 erbauten Kirche ein. Sie sei das „Zeichen einer wachsenden Kirche und Gesellschaft“, ihr neugotischer Baustil ziehe die Menschen in ihr „hinauf in den Himmel, hinauf zu Gott“. Seither hätten sich die Zeiten allerdings sehr verändert, ebenso wie die Religiosität im Alltag der Menschen. Doch die Kirche müsse einen Platz im Alltag der Menschen behalten, müsse weiterhin ein lebendiger Ort sein.
Auch die Situation in der Diözese sprach er während der Messe an: „Der Strukturwandel ist nicht nur eine Siegergeschichte.“ In dieser Stadt und Region gebe es Orte „wo Menschen arm sind, das kann man sehen.“ Die Lehre Jesu Christi gebiete es, sich für die Schwachen einzusetzen, dies schließe auch diejenigen mit ein, die „in der Seele arm“ seien. In die Zukunft blickend rief er zu einem „Kirchenbewusstsein über alle Grenzen“ auf, man solle „alle Grenzen sprengen, Schritt für Schritt.“
Die Worte des Bischofs dürfe man aber, so hieß es in der Gemeinde, nicht so interpretieren, dass er die Aufgabe des Zölibats unterstütze oder die Priesterweihe für Frauen. Die Worte wurden hingegen als Bekenntnis zur Ökumene verstanden, die in der Gemeinde aber ohnehin sehr stark betrieben werde.
Die Meidericher umlagerten den Bischof, den sie „unsern Franz-Josef“ nannten, nach der Messe, insbesondere ältere Damen waren verzückt. Dabei kam er auch mit schlechten Nachrichten, als er sich am Nachmittag mit dem Gemeinderat traf. Es kam zu einem ausgiebigen Gespräch über die Situation der Gemeinde und deren einzelnen Pfarreien.
Im Duisburger Norden geht die Sorge um, dass Einrichtungen geschlossen werden müssen. Overbeck habe diese nicht schmälern können. „Es wird noch mehr Einschnitte geben“, sagte Egon Kunze vom Gemeinderat. „Es wird definitiv weniger werden, das war die klare Ansage des Bischofs.“ Genaue Details seien bislang aber nicht bekannt. Der Hauptgrund, warum das Bistum Schließungen überhaupt erwäge, seien Mitgliederschwund und die immer weiter sinkende Bereitschaft, sich ehrenamtlich zu engagieren. „Mit unserer Kleiderkammer, der Armenspeisung und der Schulmaterialkammer leisten wir eine wichtige soziale Arbeit im Stadtteil. Diese wird gewürdigt und fortgesetzt“, sagte Ratsvorsitzende Michaela Juncker.