Für unsere Serie „Urlaub vor der Haustür“ waren wir dieses Mal im Ruhrorter Museum für Binnenschifffahrt. Ein Ausflug, der sich wirklich lohnt.

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Von Gregor Herberhold

Was gibt es Schöneres, als bei Regen im Trockenen zu stehen... Und dann auch noch in einem alten Schwimmbad, das allerdings trockengelegt ist - und nun als Museum der Deutschen Binnenschifffahrt dient. Rund 44 000 Menschen von Nah und Fern besuchen die exquisite Ausstellung Jahr für Jahr. Übrigens nicht nur bei schlechtem Wetter.

Schon die ersten Schritte in das Jugendstilgebäude von 1912 lassen bei (fast) allen Duisburgern, die die „50“ überschritten haben, Erinnerungen wach werden: „Mensch, hier hab’ ich Schwimmen gelernt. Waren das noch Zeiten.“

Was die Stadt aus dem Gebäude gemacht hat, das überzeugt aber jeden: Ein Museum, das auf Entdeckungsreise einlädt. Die Mitarbeiter kennen keine Berührungsängste. Und zwar sprichwörtlich: Wer die Ausstellungsstücke einmal (ehrfürchtig, also mit Gefühl) anfassen möchte - bitte sehr, kein Problem. Nur über Tisch und Bänke, bzw. Absperrungen gehen, das darf man nicht. Aber das tut auch keiner. Nicht mal, wenn große Kindergruppen hereingeschneit kommen.

Ganz locker ist die Atmosphäre an der Apostelstraße 84. Jung und Alt schlendern durch die (Bade-)Hallen und bestaunen die Schiffe im Parterre, das Ladegut und Maschinen im Schiffsbauch (sprich im Keller) und Detailausstellungen im Obergeschoss.

Viele Familien lockt das Museum an. Ganz fasziniert schauen sich die Kinder die riesigen Motoren und die alten Schiffe an. Wer als Kind in der Gruppe kommt, darf sogar in die Kapitänskajüte und mal am Steuerrad drehen. Und im Laderaum können die Steppkes es sich auf alten Jutesäcken bequem machen und ein Päuschen einlegen oder sich Geschichten erzählen lassen.

Die älteren Semester dürfen, wenn sie nicht in die Gastronomie wollen, auch ruhig mal in der nachgebauten Hafenkneipe Platz nehmen. Das ist ein Ausflug in die „gute, alte Zeit“, an die sich auch Nicht-Schiffer durchaus erinnern - schließlich waren Skipper-Kneipen nicht völlig anders als normale. Auf Speis und Trank müssen sie dort aber verzichten - schließlich ist die Kneipe ja eigentlich auch ein „Ausstellungsstück“.

Gerade für die Älteren ist der Besuch in diesem Technik-Museum ein Ausflug zurück in die eigene Jugend. „Ich war im Krieg bei der Marine“, erzählt der 84-jährige Wolfgang Seidel, ein echter Rheinhausener, der zum ersten Mal in diese Ausstellung gekommen ist und sich wundert, dass man soviel zu sehen bekommt.

Auch zum Beispiel „Schiffsmodelle“. Die begeistern die Baden-Badener Jugendlichen Miriam und Rebecca, die bei ihren Großeltern in Marxloh Ferien machen und auch durch die Ausstellung schlendern. Opa Christian Wünsche staunt selbst, was er geboten bekommt: „Ich bin sehr, sehr positiv überrascht. Das ist eine sehr lehrreiche Ausstellung.“

Die vielen Besucher verlaufen sich in den Wandelgängen, von denen aus man auch immer wieder wunderbare Blicke auf die Haupthalle mit dem alten Segelschiff hat. „Guck mal, hier haben wir uns früher umgezogen“, sagt ein älterer Herr, als er in einem Erker steht. Und nebenan weiß er: „Das hier war die Frauenschwimmhalle.“

Die meisten Besucher an diesem Morgen sind zum ersten Mal hier. Nur Ursula Pier und ihr Enkelkind sind Stammgäste: Kein Wunder, für sie ist es ja auch nur einen Katzensprung nach Ruhrort. Sie sind Beecker.