Duisburg. .

Seit fünf Jahren steht eine Überdruckkammer nutzlos im Duisburger St.-Joseph-Hospital im Keller. Nun haben sich Interessenten an dem Gerät gemeldet, das bei Kohlenmonoxid-Unfällen eingesetzt wird. Die Kammer könnte in der Türkei gut helfen.

Wenn’s klappt, könnte es vielleicht am Ende nur Gewinner geben. Für die Überdruckkammer in Laar gibt es inzwischen gute Überlebenschancen. „Das wäre ja toll“, begeistert sich Dr. Peter Perl, Klinikdirektor des Katholischen Klinikums. Seit fünf Jahren ärgert ihn, dass die teure Kammer ungenutzt im Keller des St.-Joseph-Hospitals he­rumsteht, anstatt Menschenleben zu retten. Das Krankenhaus, das als Rhein-Klinik nur noch eine reine Reha-Klinik ist, kann den Betrieb nicht aufrechterhalten. Seine Versuche, Interessenten dafür zu finden, waren bisher nicht erfolgreich. Unsere Berichte darüber ha­ben allerdings Bewegung in die Angelegenheit gebracht.

„Wir können die Kammer gut in meiner Heimat gebrauchen“, sagt Mustafa Kucuk. Er selbst ist in Duisburg zu Hause, aber in seiner Heimatstadt Coguldak gibt es immer wieder Unfälle mit Kohlenmonoxid, vor allem in den dortigen Stahlwerken. Er hat inzwischen Kontakt zur Technischen Universität, zu Verwaltung und Politikern aufgenommen: „Die sehen das alle sehr positiv.“ Mit Spenden will er den Transport von Laar in die Türkei finanzieren.

Verschrottet wird nichts

Die Aussicht, mit der Kammer wieder Menschen helfen zu können, findet auch der Arzt der Feuerwehr Duisburg, Dr. Frank Marx, prima: „Ist doch egal, wo die steht.“ Zu­mal es inzwischen auch Hoffnungen gibt, die Druckkammer in Dorsten zum 24-Stunden-Betrieb hochzurüsten und sie an einem Krankenhaus im Kreis Recklinghausen anzusiedeln. Die Kammer wird von Dr. Michael Berndt mit einem Partner betrieben. Berndt war früher Oberarzt in Laar beim damaligen Chefarzt Dr. Tirpitz. Marx kennt ihn: „Auf den lass’ ich nichts kommen. Dann hätten wir auch eine Kammer in Westfalen.“ Die andere Kam­mer steht an der Universitätsklinik in Düsseldorf. Wenn die aber ausgelastet ist oder ge­wartet werden muss, ist das ein Problem. Schließlich gibt es in Duisburg sehr viele Fälle von Kohlenmonoxidvergiftung - aber nur, weil die Duisburger Feuerwehr über neue Geräte verfügt, die das schnell entdecken, auch wenn es den Menschen vielleicht nicht schlecht geht.

Unerklärliche Kopfschmerzen sind nur eine der Folgen von Kohlenmonoxidvergiftung, die in der Regel die Sauer­stoffaufnahme im Blut verhindert. „Das ist, als ob ei­nem einer die Gurgel zu­drückt“, beschreibt Dr. Mi­chael Berndt andere Folgen der Vergiftung. Dass die Kammer schnell hilft, weiß Berndt noch aus seiner Duisburger Zeit: „Da gab es viele Unfälle bei Thyssen. Die Leute haben wir bewusstlos in die Kammer geschoben und die klopften dann kurz danach an und wollten raus.“

Inzwischen hat sich noch ein weiterer Interessent gemeldet, der die Druckkammer übernehmen und vielleicht so­gar in Duisburg betreiben will. Der Arzt aus dem Rhein-Main-Gebiet hatte den Bericht über die Druckkammer im Urlaub gelesen und sofort im Katholischen Klinikum angerufen. Hier allerdings will man nichts überstürzen und mit allen In­teressenten reden. Nur eines steht fest: Verschrottet wird die Kammer nicht.