Dass Duisburgs Bevölkerung in den nächsten Jahren weiter zurückgehen, der Anteil der Alten immer größer und derjenige der jungen Leute schrump­fen wird, ist längst be­kannt. Aber was das für das Wohnen in Zukunft bedeutet, damit befasst sich der neue So­zialbericht der Stadt.

Die Neuauflage ist der dritte Sozialbericht seit dem Jahre 2007. Andrea Bestgen-Schneebeck vom Amt für So­ziales und Wohnen stellte die wichtigsten Ergebnisse vor der Som­merpause in der Bezirksvertretung Meiderich/Beeck vor.

Mehr als 46 000 Menschen, das entspricht mehr als der heutigen Bevölkerung des Be­zirks Walsum ohne Fahrn, wird die Stadt noch bis 2027, ihrem heutigen Planungshorizont, verlieren. Im Norden werden diese Verluste gravierender sein als in Stadtmitte und Süden. Sogar die Anzahl der 65 Jahre und älteren Menschen wird, entgegen früheren Prognosen, bis dahin zurückgehen.

Bis 2027 mehr Leerstände erwartet

Kamen 2008 stadtweit auf 100 junge Leute (unter 18 Jahren) nur 72 Ältere (ab 65 Jahren), so könnten es, treffen die Prognosen zu, 2027 fast doppelt so viele Ältere sein, nämlich 137. Erfreulich für den Norden daran: Diese Entwicklung wird sich verstärkt in Stadtmitte und im Süden der Stadt abspielen.

Neu an den aktuellen Prognosen, so Bestgen-Schneebeck, ist auch, dass erstmals nicht mehr davon ausgegangen wird, dass sich die Anzahl der Haushalte und damit der Wohnungsbedarf im Stadtgebiet er­höhen wird. Im Gegenteil. 2027 könnten es nur noch 231 000 Haushalte gegenüber heute noch 243 000 sein. Es werden also in größerer Zahl Wohnungen frei.

Die Ansprüche daran werden sich, so der Sozialbericht, deut­lich verändern. Einerseits wird der Einzelne mehr Wohnfläche für sich beanspruchen. Andererseits wird er verstärkt Wohnraum nachfragen, der seiner jeweiligen Lebenssituation gerecht wird. Und dabei werden die Ein- und Zwei-Personen-Haushalte, überwiegend Kinderlose, dominieren. Altengerechtes Wohnen wird gefragt sein: barrierefreie Zu­gänge, fußläufig, mit Rollator, gut erreichbare Nahversorgungsmöglichkeiten. Je nach Einkommen sind auch altengerechte Eigentumswohnungen künftig gefragt. Die Alten wollen, auch wenn sie ge­brechlich geworden sind, so­lange wie möglich in den eigenen vier Wänden leben und dort gepflegt werden.

Für diese Anforderungen ist Duisburgs Wohnungsbestand zur Zeit schlecht gerüstet, machte die Referentin deutlich. 30 % der Wohnungen stammen aus der Zeit vor 1948. Weitere 45 % entstanden zwischen 1949 und 1968. Altbauwohnungen mit hohen Heizkosten und geringer Be­hindertenfreundlichkeit dominieren also. Der Modernisierungsbedarf ist hoch.

Zuwanderer wollen
deutsche Nachbarn

Und um diejenige Gruppe, die Duisburg in der Vergangenheit am häufigsten den Rücken zugekehrt hat, junge Familien nämlich, möglichst in der Stadt zu halten, muss es attraktive, preiswerte Eigenheimgrundstücke geben. Für die Stadtfinanzen (Einkommensteuer) interessant sind vor allem mittlere Einkommen, die höherwertige Eigenheime nachfragen.

Auch zwei andere Bevölkerungsgruppen müssen künftig verstärkt bedacht werden: die Menschen mit Zuwanderungsgeschichte, immerhin ein Drittel der Bevölkerung und schon heute die Hälfte der Vorschulkinder, ferner die Menschen, die von staatlichen Transferleistungen abhängig sind, also von Arbeitslosengeld I/II so­wie Wohngeld (auch sie sind im Norden der Stadt stärker vertreten als im übrigen Stadtgebiet). Von Ersteren wollen viele nicht mehr nur unter Ih­resgleichen wohnen. Sie streben den gleichen Wohnkomfort wie die Deutschen an und wollen hier alt werden. Und auch die sozial Benachteiligten wollen mit zeitgemäßem Wohnraum versorgt werden. Schon heute finanziert die Stadt für sie über Beihilfen rund 15 % der Wohnungen mit.