Duisburg. .

Pioniere im Bereich der Leistenbruch-Behandlung sind die Hamborner Mediziner Prof. Dr. Reinhard Kasperk (Chefarzt) und Dr. Ralf Wilke (Oberarzt) vom St.-Johannes-Hospital. Die beiden sind Verfechter der noch neuen „Klebetechnik“. Ihr Motto bei Operationen lautet deshalb „Kleben statt Nähen“.

Vor rund einem Jahr kam ein neuer Klebstoff auf den Markt, mit dem aus Polypropylen hergestellte Netze mit dem Leistengewebe verklebt werden können. Bislang hatte man solche „Flicken“ angenäht oder angetackert. Bei einer nennenswerten Anzahl von Patienten kam es nach der OP anschließend für längere Zeit zu Zwicken und Schmerzen. Ganz auszuschließen seien solche Folgen bei der Klebemethode zwar nicht, aber sie träten doch deutlich seltener auf. Was zweifelsfrei Vorteile für die Patienten habe: Sie gewännen schneller ihre alte Lebensqualität zurück und könnten auch schneller an den Arbeitsplatz zurückkehren.

Herausgefunden haben die beiden Fachleute, die am St.-Johannes-Hospital und am Neumühler St.-Barbara-Hospital pro Jahr insgesamt rund 300 Leistenbrüche operieren, dies durch eine Ein-Jahres-Studie an 80 Personen.

Schnell habe sich gezeigt, dass die Klebemethode gut vertragen werde und Vorteile gegenüber den herkömmlichen Behandlungen habe. Was aber nicht heißt, dass nun alle Patienten automatisch auf diese Weise behandelt werden. Es gebe durchaus Menschen, die einen Bruch lieber mit einer Naht versorgt haben möchten, berichtet der Professor.

Mehrkosten werden meist von der Krankenkasse übernommen

Er und sein Kollege klären die Betroffenen über alle OP-Varianten auf und treffen dann zusammen mit den Patienten ihre Entscheidung. Die Kosten spielen dabei keine Rolle, obwohl die Klebetechnik mit 70 Euro mehr zu Buche schlägt als das Nähen. Die Krankenkassen sähen aber durchaus den Vorteil: Die Versicherten würden in der Folge weniger Ärzte aufsuchen und wären schneller wieder mobil und am Arbeitsplatz.

Grundsätzlich werden solche Operationen ambulant durchgeführt. Nur bei älteren Menschen sei eine Nacht im Krankenhaus mitunter angebracht, um ihnen Sicherheit zu geben.

Um die Behandlungsmethode bekannt zu machen, hat das St.-Johannes-Hospital am Mittwoch rund 40 Allgemeinmediziner aus Duisburg und Umgebung eingeladen. Man wird ihnen eine OP vorführen, per Live-Übertragung in die Cafeteria.

Chirurgen aus ganz Deutschland zu Gast

Am Donnerstag und Freitag sind Chirurgen aus ganz Deutschland in Hamborn zu Gast. Sie werden zusammen mit dem hiesigen Fachleuten sechs Leistenbruch-Operationen nach der neuen Art durchzuführen. Übrigens auch nach der so genannten Schlüsselloch-Methode.

Mit Netzen werden Brüche schon seit den 1950er Jahren behandelt. Allerdings habe sich das Material im Laufe der Jahrzehnte wesentlich verändert. Es sei nicht nur dünner und flexibler, sondern auch wesentlich verträglicher für den menschlichen Organismus geworden. „Der Durchbruch kam in den 90er-Jahren“, sagt Prof. Reinhard Kasperk. Diese Methode eigne sich für Menschen in allen Altersgruppen, vom jungen Erwachsenen bis hin zum hochbetagten Senior, so die Hamborner Fachleute.