Duisburg. .
Beim Politischen Nachtgebet in der Marxloher Kreuzeskirche behandelten die Besucher das Thema „Politik in der Krise. Duisburg nach der Loveparade“.
Die Loveparade bestimmt auch in der Woche nach dem Gedenkgottesdienst für die Opfer das öffentliche Leben in Duisburg. Das politische Nachtgebet der Marxloher Kreuzeskirche an der Kaiser-Friedrich-Straße beschäftigte sich mit den tragischen Ereignissen. Das Thema, über das offen diskutiert wurde, lautete „Politik in der Krise. Duisburg nach der Loveparade.“
„Niemand kann sich der Tragödie in Gefühlen und Gedanken entziehen“, sagte Pfarrer Hans-Peter Lauer vor rund 50 Teilnehmern. Die Fragen, die in der Kreuzeskirche gestellt wurden, sind dieser Tage allgegenwärtig: Wie soll es weitergehen? Was ist das für eine Politik, die solche Risiken eingeht? Sind alle Entscheidungen richtig, solange sie wirtschaftlichen Interessen dienen? Wie kann wieder neues Vertrauen wachsen?
Die Diskussion war nicht einfach, die Stimmung bedrückend. „Ich bin sprachlos angesichts der Geschehnisse und der Reaktionen der Politik, Verwaltung und des Oberbürgermeisters“, sagte Moderatorin Jennifer Metzlaff mit zitternder Stimme. Ähnlich emotional waren die meisten Wortbeiträge. „Ich schäme mich für alle Verantwortlichen, einschließlich der Dezernenten“, offenbarte Marianne Kronwald, die jahrzehntelang kommunalpolitisch aktiv war. Eine Besucherin sprach sogar davon, dass sie „voll Hass“ sei und „auf die Barrikaden gehen“ könne. Die Gefühle der Menschen entluden sich vornehmlich gegen OB Adolf Sauerland, der für einen erhofften Ansehensgewinn der Stadt sämtliche Bedenken an der Sicherheit der Loveparade fortgewischt habe. Durch seit Jahren gefälschte Besucherzahlen seien er und Hunderttausende eines Betrugs an den Bürgern schuldig. Seinen Rücktritt lehne Sauerland ab, wurde gemutmaßt, weil es ihm nur um die „Penunzen“ gehe und er um seine Pension fürchte. Zwar galt Adolf Sauerland den Diskutierenden nicht als alleiniger Schuldiger, doch insbesondere von ihm waren Menschen „maßlos enttäuscht“.
Wer ein Amt bekleide, so Pfarrer Lauer, werde „in die Hölle geschickt und kommt als Teufel oder Verteufelter heraus“.
Das Interesse der Menschen an der Kontrollfunktion für Mandate müsse nun wachsen, so Lauers Appell. Denn jeden Duisburger gehe an, „was in unserer Stadt geschieht“.