Die Temperaturen sind in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag deutlich gesunken, die Sonne hat sich hinter dicken Wolken versteckt, ja es fallen sogar ein paar Regentropfen vom Himmel.

„Herrlich“, sagen die einen und freuen sich über die Abkühlung nach den Tropentagen. „Schade“, sagen die anderen, die doch noch so gerne weiter Sonnenbäder genommen oder im Freibad den Tag verbracht hätten.

„Ist uns völlig egal“, sagen diejenigen, die einen „Urlaubstag“ in der Niederrhein-Therme eingelegt haben. Sie können zwischen Innen und Außen wechseln - das Wetter ist ihnen wirklich völlig schnurzpiepegal.

Kaum verlässt man den Kassenbereich in der Anlage im Mattlerbusch und verschwindet im Umkleidebereich, da ist es wieder da: Das Tropengefühl, das wir in den vergangenen gut drei Wochen nahezu ununterbrochen genießen konnten. Denn: Hier ist sie immer vorhanden, die hohe Luftfeuchtigkeit, verbunden mit tropischen Temperaturen. Schließlich halten sich hier viele Nackedeis auf, die die 15 Saunen und die Whirlpools nutzen. Und die wollen natürlich nicht frieren.

Am Donnerstagmittag ist es quirlig in der Therme, obwohl es sich so abgekühlt hat. Dort trifft man Menschen, die Wassergymnastik betreiben, die im Liegestuhl vor sich hin träumen, die einfach nur die Seele baumeln lassen, zwischen den Saunagängen oder einer Runde im Solebecken.

„Ich habe ein schönes Haus, einen tollen Garten“, sagt die Hambornerin Marianne Kronwald. „Aber Urlaub mach’ ich hier.“ Was macht die Therme attraktiver als den eigenen Garten? „Na, hier geht kein Telefon, hier überlege ich nicht: was kannst du jetzt im Haus machen. Hier habe ich meine Ruhe und schaffe es sogar, in zwei Tagen ein Buch zu lesen. Zu Hause geht das nicht“, sagt die 66-Jährige.

Sie sitzt mit einer ganzen Clique zusammen in der weitläufigen Anlage. „Hier trifft man immer nette Leute“, erzählt der 70-jährige Oberhausener Heiner Dehorn. Er ist braun gebrannt, wie Marianne Kronwald. „Alles Natursonne“, lacht die Hambornerin, „keine Sonnenbank“. Kein Wunder, die Truppe gönnt sich regelmäßig einen kleinen Urlaub vor der Haustür. Nach dem Motto: Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah.

Die Anlage ist eine Rarität im Ruhrpott. Man wandelt zwischen Palmen, Bambus, Blumen und bienenumschwirrtem Lavendel. Kann sich an den verschiedensten Stellen ein sonniges oder schattiges Plätzchen Ruheplätzchen suchen, sogar ein Stück Nordseeluft schnuppern, im Salznebel an der Saline. „Hier kann man doch wirklich richtig entspannen und sich erholen“, sagt der 42-jährige Dirk Mucha. Und weil es so schön ist, kauft er sich gar nicht erst eine Stunden-, sondern gleich eine Tageskarte. „Ich bleibe den ganzen Tag hier“, sagt der Mann, der gerne auch schon um 8.30 Uhr vor der Tür steht und als einer der ersten morgens die Anlage betritt.

Zu lachen gibt’s auch immer was. Man erzählt sich Dönekes zwischen den Saunagängen. Etwa dieses, was Heiner Dehorn zum Besten gab: „Da bin ich in Oberhausen auf dem Markt. Ruft mir plötzlich eine Frau zu: Hallo Heiner. Ich gucke die Dame erstaunt an, da schreit sie auch schon quer über den Markt: Erkennste mich nicht? Naja, du kennst mich ja auch nur nackig.“ Eine Bekannte aus der Therme, stellt sich heraus. Ganz Kavalier schiebt der knackige Rentner dann noch an die Clique gerichtet nach: „Die sieht übrigens auch angezogen wirklich gut aus.“

Familien sieht man unter der Woche übrigens weniger in der Anlage. Wohl aber junge Paare, die dem Alttagstrubel entfliehen. Ansonsten ist dort das „gehobene Mittelalter“ zu Hause, so der 76-jährige Fritz Wiegratz, der auch ein Döneken zu erzählen hat: „Ich hab die Anlage hier zusammen mit Johannes Rau eingeweiht.“