Vorerst einmal bleibt alles beim alten. Sprich: Der Botanische Garten Hamborn behält seine Tropen- und Kakteenhäuser. Einen entsprechenden Beschluss hatte es im Rat der Stadt Duisburg im vergangenen März gegeben.
Aber: Im Hintergrund werden laut Duisburgs Umweltdezernent Peter Greulich schon wieder „Gespräche mit der Politik geführt“, um den Abriss-Plan (wir berichteten) doch noch zeitnah in die Tat umsetzen zu können.
Hintergrund für die Umgestaltungsidee: Greulich will in seinem Bereich deutlich die Kosten senken und damit zur Haushaltskonsolidierung beitragen. Deshalb hatte seine Abteilung versucht, die „Umgestaltung des Gartens“ über die Haushaltsbeschlüsse durchzusetzen. Die Hamborner Traditions-Einrichtung ist dem Umweltdezernenten ein Dorn im Auge, weil sie jährlich über 500 000 Euro Kosten verursacht. Allein fürs Heizen seien im vergangenen Jahr 115 000 Euro angefallen, zudem 15 000 Euro für Strom. Auch die Personalkosten (300 000 Euro) möchte Greulich nicht weiter im bisherigen Umfang tragen. Und schon gar nicht die anstehenden Reparaturkosten fürs Dach, das „abgängig“ sei und über kurz oder lang für eine halbe Million Euro erneuert, bzw. saniert werden müsse.
Aus seiner Sicht sei es „sozial verantwortungslos“, die teuren Gewächshäuser weiter zu betreiben, zumal sie kaum besucht würden. „Ich bin mal drei Wochen lang im Winter und Frühjahr regelmäßig dahingefahren und habe mir die Gewächshäuser angesehen. Ich war erschüttert, wie wenige Leute da waren“, sagt Greulich.
Statistik wird anscheinend nicht über die Besucherzahlen geführt. Fest steht aber: Jeder, der durch die Häuser mit ihren seltenen, meist tropischen Blumen, Bäumen, Kräutern und Gewürzen geht, kommt aus dem Staunen nicht mehr heraus. „Dass es hier sowas Dolles gibt“, sagten mehrere Duisburger, die dieser Tage eine geführte Tour durch den Garten machten, „das haben wir gar nicht gewusst“. Eine alte Hambornerin, die den Garten und die Gewächshäuser seit Kindestagen kennt, ist Elli Janicki. „Da müsste man mal Werbung für machen“, meint die Seniorin, die ärgerlich und enttäuscht ist, weil die Stadt die Gebäude über Jahrzehnte nicht ordentlich gepflegt habe. Sie könne sich nicht daran erinnern, dass seit ihrer Jugend mal „was gemacht worden ist“.
Die Seniorin war zusammen mit rund 30 weiteren Interessierten einer Einladung der SPD gefolgt, die sich den Botanischen Garten mit ihrem Arbeitskreis Umwelt einmal ansehen wollte, um sich ein Urteil bilden zu können. Eine ähnliche Veranstaltung gab es jüngst auch von der CDU.
Beim SPD-Termin führte Reinhold Adrian von den Wirtschaftsbetrieben, die für die Pflege und den Unterhalt der Anlage zuständig sind, die Besucher. Die waren begeistert und forderten immer wieder: „Man muss für den Garten und die Gewächshäuser Werbung machen.“ Das sei in der Vergangenheit sträflich vernachlässigt worden. Was Greulich ganz anders sieht: „Wir machen für keine unserer Grünanlagen Werbung.“ Wo komme man denn da hin?!
Gleichwohl will der Umweltdezernent den Garten an sich als „hochwertige Grünanlage erhalten“, nur eben ohne Gewächshäuser.
Wie schlimm der Zustand der Gewächshäuser beschrieben wird, hängt vom Standpunkt des Betrachters ab: Wer ein komplett neues Dach fordert, muss vielleicht 500 000 Euro ausgeben. Wer aber - wie bisher - nur defekte Scheiben repariert, kommt mit einem Bruchteil aus. Den Besuchern ist es egal, vom Dach sieht man in der Regel nur wenig, der Urwald versperrt den Blick an den meisten Stellen.
Welche Bedeutung speziell die Gewächshäuser haben, stellte Adrian heraus: „Die sind etwas ganz Besonderes.“ Wegen ihrer seltenen Pflanzen, aber auch wegen der Aquarienanlage, die bundesweit Anerkennung findet.