Zehn Jugendliche erfüllten sich einen Traum. Sie besuchten ihre großen Vorbilder in China.

Kung-Fu-Kämpfer aus Bruckhausen besuchten das Shaolin-Kloster in China. Dort entstand diese Gruppenaufnahme.
Kung-Fu-Kämpfer aus Bruckhausen besuchten das Shaolin-Kloster in China. Dort entstand diese Gruppenaufnahme. © Fremdbild

15 Stunden mussten sie im Flieger ausharren. Hundemüde kletterten die zehn Duisburger Jugendlichen dann aus der Maschine, die am anderen Ende der Welt gelandet war. Gestern noch waren sie im beschaulichen Bruckhausen, jetzt standen sie in der aufpolierten chinesischen Hauptstadt Peking.

Die Ausflügler im Alter zwischen zwölf und 26 Jahren sind begeisterte Kung Fu-Anhänger. Trainieren regelmäßig im Kulturbunker an der Dieselstraße und hatten nur einen Wunsch: Einmal im Leben eine echte Shaolin-Kampfschule zu besuchen. Ein Traum, der wahr werden sollte. Vor einigen Monaten hatten sie den Besuch der Shaolin-Mönche in Deutschland mit Interesse verfolgt. Dass sie den Bühnenstars tatsächlich einmal gegenüber stehen sollten, das hätten sie nicht für möglich gehalten. Erst recht nicht in deren Heimatland.

Zuschüsse machten die Tour erst möglich

Jugendliche aus Bruckhausen waren in China im Shaolin-Kloster; vlnr. Katharina Hagedorn (17), Alexandra Hagedorn (15), Kushtrim Haliti (20), Florian Mühe (15), Gurbet Demirci (23), Jojo Wu (28), Foto: Rainer Raffalski
Jugendliche aus Bruckhausen waren in China im Shaolin-Kloster; vlnr. Katharina Hagedorn (17), Alexandra Hagedorn (15), Kushtrim Haliti (20), Florian Mühe (15), Gurbet Demirci (23), Jojo Wu (28), Foto: Rainer Raffalski © WAZ

Aber der Manager des Kulturbunkers, Michael Fröhling, hatte das scheinbar Unmögliche möglich gemacht. Er besorgte Zuschüsse (von Grillo) und erhielt Zuwendungen von der chinesischen Regierung sowie der Bundesregierung. Somit stand der Fahrt nichts mehr im Wege.

Für manche Teilnehmer war es die erste Reise ins Ausland, für die meisten der erste Flug des Lebens. Und für alle war es eine Premiere, so weit weg von zu Hause zu sein, ohne Chance, bei Heimweh schnell zurückkehren zu können. Aber Heimweh ist ein Begriff, der im Wortschatz der Jugendlichen nicht vorkam: Zu spannend waren die Tage und Nächte in der Fremde.

Gastgeber sprachen sogar Deutsch

Das Eingewöhnen hatte man den Duisburgern leicht gemacht: Als sie nach einer Nacht in Peking und weiteren sechs Stunden Zugfahrt endlich am Ziel, in Zhengzhou, ankamen, bereitete man ihnen einen Empfang, als seien sie Staatsgäste: Willkommensschilder wurden ihnen entgegengereckt, Jugendliche winkten fröhlich, alle wurden mit Geschenken überhäuft – und, worüber die Reisenden am meisten staunten – die Gastgeber sprachen Deutsch.

Untergebracht waren die jungen Leute bei Familien, die sich alle erdenkliche Mühe gaben, die Besucher spüren zu lassen, dass sie willkommen sind. Um den Gästen die Anrede einfacher zu machen, hatten sich die Chinesen sogar deutsche Namen zugelegt: „Hallo, ich bin der Heinz”, sagte ein chinesischer Schüler, erinnern sich die Reiseteilnehmer amüsiert: „Das war schon echt lustig.”

Gespräch mit einem jungen Shaolin-Mönch: Gurbet Demirci und Begleiterin Jojo Wu (rechts).
Gespräch mit einem jungen Shaolin-Mönch: Gurbet Demirci und Begleiterin Jojo Wu (rechts).

Nach ein paar Tagen des Kennenlernens, einem Schulbesuch und Ausflügen in die Nachbarschaft der nordchinesischen Stadt im Weizengürtel des riesigen Landes stand endlich der Besuch im Shaolin-Kloster nahe der historischen Stadt Kai Feng an. Der Tag, auf den alle gewartet hatten. „Hier geht aber alles sehr organisiert zu”, mussten die Duisburger schnell feststellen. Die Mönche standen in Reih und Glied, in Gewändern wie aus dem Ei gepellt. Und warteten nur darauf, den Gästen ein paar Tricks zeigen und sie aufs Kreuz legen zu können. Immer wieder gingen die Bruckhausener Kung-Fu-Fighter schneller zu Boden als sie gedacht hatten. Geduldig übten die Mönche mit ihnen Bewegungen, Sprünge und Angriffsvariationen ein. Zum Schluss gab es das obligatorische Erinnerungsfoto und die Erkenntnis: „Von dem Können der Profis sind wir aber noch weit, weit entfernt.”

Fotografiert wurden die jungen Deutschen übrigens immer wieder und allerorten. Im Restaurant, auf der Straße – überall stellten sich lachende Chinesen neben sie und drückten auf den Auslöser. Ungewohnt für die Reisenden, denn normalerweise sind sie es, die andere knipsen.

Gegenbesuch im August

All die schönen Erinnerungen an unvergessliche Tage, köstliches Essen, wenngleich auch manchmal sehr gewöhnungsbedürftig (etwa, wenn Entenhals auf den Teller kam), werden die Duisburger schon bald auffrischen können: Im August kommen ihre Gastgeber zum Gegenbesuch.

Den jungen Leuten wollen die Duisburger dann ihre Stadt und die vielfältigen Freizeitangebote präsentieren (Wasserski, Klettern, Freizeitparks in der Umgebung etc.).

So etwas kennen die wenigsten Chinesen aus der Provinz, weil die Angebote dort fehlen. Hinzu kommt: „Die freie Zeit chinesischer Jugendlicher ist durch den langen Schultag sehr stark eingeschränkt”, berichtet Michael Fröhling.