Hamborner Kinderzug am Sonntag: Sieben Tonnen Kamelle regneten aufs närrische Volk. Polizei: „Ein ruhiges Fest”.

„Helau!” Bei minus zwei Grad waren die Jecken gestern mittag besonders schnell. In exakt 30 Minuten zogen die 60 Prunkwagen, Fuß- und Musikgruppen bei Europas größtem Kinderkarnevalszug vom Hamborner Altmarkt Richtung Marxloh. In diesem Jahr säumten knapp 100 000 Narren und Narralesen, die fünf Kilometer lange Zugstrecke. Die Beteiligung am Kinderzug scheint etwas rücklaufig zu sein.

Dennoch: Alles, was der Karneval im Duisburger Norden zu bieten hat, war trotz frostiger Temperaturen wieder auf den Beinen. Um Punkt 14.11 Uhr startete der närrische Lindwurm auf dem Hamborner Altmarkt. Die Aktiven aller wichtigen Vereine aus Hamborn, Marxloh, Neumühl und Meiderich riefen freudig winkend immer wieder „Helau!” Prompt schallte es aus dem Fußvolk „Helau!” zurück.

Zeitgleich ergoss sich ein dichter Regen aus Kamelle, Popcorn, Konfetti und kleinen Geschenken auf die jecken Massen, darunter viele Familien mit ihren Kindern.

Das närrische Fußvolk hatte sich wieder besonders fantasievoll und einfallsreich gekleidet: Neben den üblichen Cowboys und Indianern, Sheriffs und Banditen, Engeln und Teufeln, Piraten und Matrosen gab es diesmal vor allem viele Tiere im Publikum zu sehen: Schweine, Kühe, Schafe und Bienen. Aber auch Wikinger, Römer, Schotten, Mexikaner Chirurgen, Mönche, Bischöfe und Krankenschwestern waren am Straßenrand vertreten.

Bei den insgesamt 31 Prunkwagen stachen besonders das Gefährt der 1. Großen Meidericher Karnevalsgesellschaft mit einem dampfenden Drachen sowie die Wagen der Prinzengarde und des Elferrats der KG Rot-Weiss-Hamborn-Marxloh ins Auge.

Familie Mertens schmiss jede Menge Kamelle

Von dort aus schmiss auch Familie Mertens aus Walsum, die durch eine Verlosung dieser Zeitung hoch auf dem schmucken Elferratswagen mitfahren konnte, fleißig Kamelle und Popcorn in die närrischen Massen. Vater Ralph, als Mönch verkleidet, und seine drei Kinder Jana, Judith und Frank machten ihre Sache schon sehr professionell. Ihr Kommentar zu dem Event lautete unisono: „Einfach cool!”

Zum krönenden Abschluss des Zugs erklangen direkt hinter dem Wagen des Elferrats heiße Samba- und Salsa-Rhythmen. Tanzend und hüftschwingend heizte die Blumenkönigin von Teneriffa höchstpersönlich den Duisburger Narren auf einem weiteren, bunt geschmückten Wagen der KG Rot Weiß Hamborn-Marxloh so richtig ein. Vielen männlichen Jecken wurde bei diesem Anblick sicher gleich viel wärmer...

Südamerikanische Rhythmen brachten auch die beiden Gugge-Musik-Gruppen aus dem schweizerischen Winterthur unters Volk, zwei Schlagzeuger vorne, danach jede Menge Trommeln und Pauken, und ein scharfer Bläsersatz ließen das Thermometer wieder ein paar Grad ansteigen. Weitere internationale Gäste beim Kinderzug kamen aus Moelenbeeck in Belgien, die mit ihrem großen Prunkwagen mit bunten, riesigen Pappclowns jede Menge „Spaß an der Freud” verbreiteten.

Auffällig die vielen Horrowagen, deren schwarz-gekleidete, aschfahle Besatzung wie die Crew aus einem gruseligen Zombiefilm aussah. Manche können Hoppeditz-Beerdigung und Aschermittwoch kaum erwarten... Der guten Stimmung an der gesamten Zugstrecke tat das keinerlei Abbruch: Überall leuchteten fröhliche, bunt geschminkte Kindergesichter auf. „Eschte Fründ ston halt zosammen”.