Das Hamborner St.-Johannes-Hospital will seine Geburtsabteilung weiter ausbauen und hofft, so noch mehr Frauen anlocken zu können, die dort ihre Kinder zur Welt bringen möchten.

Der Anfang ist gemacht: Im Herbst vergangenen Jahres weihte das einzige Krankenhaus im Duisburger Norden, in dem es noch eine Entbindungsstation gibt, komplett neue Räume ein. Und trifft damit offensichtlich den Geschmack der Patientinnen. Chefarzt Prof. Dr. Dierk Mosny: „Während in anderen Häusern die Geburtenzahlen sanken, konnten wir unsere halten.” Nicht nur das, im Hamborner Hospital stieg die Zahl im Vergleich zum Vorjahr sogar noch um 28 von 829 auf 857.

Prof. Mosny hofft, die Zahl noch einmal deutlich erhöhen zu können, wenn erst ein Neubau entsteht. Den plant das Katholische Klinikum Duisburg (KKD) in nicht mehr allzu ferner Zukunft im Schatten des denkmalgeschützten Rundbaus an der Abtei.

Der heute 54-Jährige gebürtige Stuttgarter und Wahl-Duisburger (mit Wohnsitz in Mülheim) hat die Frauenklinik und Geburtshilfe vor elf Jahren übernommen und nach seinen Vorstellungen umgestaltet.

Der Vater zweier Kinder legte von Anfang an Wert darauf, den Frauen eine angenehme Atmosphäre zu bieten, wenn sie mit Wehen zur Entbindung kommen. Er hat auf Farben gesetzt – und tut es jetzt, auf der neuen Station, genauso. Drei Geburtsräume gibt es, den roten, den blauen und den grünen. Technik findet man dort, aber nur das Nötigste, und das auch dezent „versteckt”. Typische Krankenhausräume sucht man vergeblich: Prof. Mosny hat die Gänge und Zimmer mit Gemälden und Fotos ausgestattet, sorgt mit sanftem Licht in warmen Tönen ein Stück weit für Ambiente wie in einer Wellness-Oase. Besonders beliebt, sagt der Chefarzt, sei der Raum, in dem durch entsprechende Bilder und die Beleuchtung warme Rottöne dominieren: Das erste Licht der Welt, das die Babys dort sehen, ähnele dem, das sie im Mutterbauch auch gesehen hätten.

Was den Professor erstaunt und zugleich nachdenklich stimmt: Dass immer mehr Frauen die geplante Geburt durch Kaiserschnitt wünschten. „Das machen die Schauspielerinnen vor”, sagt er kopfschüttelnd. Er und sein Ärzteteam raten dringend von der „Trendgeburt durch eine OP” ab. Weil es das Operationsrisiko gebe und man bei weiteren Schwangerschaften mit Problemen rechnen müsse. „Wir empfehlen jeder Frau, sich für die natürliche Geburt zu entscheiden.” Sprich: ohne Weheneinleitung, und ohne Narkose – wenn möglich. Trotzdem werden etwa 30 Prozent der Kinder per Kaiserschnitt „geholt”. Mit Risiken fürs Kind, so Mosny: „Die Babys haben Anpassungsstörungen an die Welt außerhalb des Mutterleibs, wenn ihnen der Geburtsstress fehlt.”

In der Regel bleiben Frauen, die eine normale Geburt hatten, drei Tage im Krankenhaus. Nach einem Kaiserschnitt sind es sechs bis sieben Tage. Ambulante Geburt wird auch ermöglicht: Wenn alles planmäßig läuft und Frauen eine Hebamme haben, können sie nach vier Stunden mit ihrem Baby wieder nach Hause.

13 Ärzte und zehn Hebammen

Im 1873 gegründeten St.-Johannes-Hospital Hamborn werden jährlich im Durchschnitt 850 bis 900 Kinder geboren. 60 Prozent haben Eltern mit Migrationshintergrund, wobei der überwiegende Teil türkische Wurzeln hat. Die meisten Patientinnen stammen aus dem Duisburger Norden, in kleinerem Umfang auch aus DU-Mitte, Oberhausen, Mülheim und Dinslaken. Prof. Mosny hofft, mit einem neuen Haus in ein paar Jahren Frauen auch aus dem weiteren Umkreis anlocken zu können.

Auf der Geburtshilfestation arbeiten 13 Ärzte, 3-4 sind ständig im Einsatz. Zudem sind dort 10 Hebammen beschäftigt: tagsüber ständig zwei, nachts eine. Eine weitere ist nachts in Rufbereitschaft. Zudem stehen zwei Kinderärzte und Anästhesisten zur Verfügung. Auf der Station mit 13 Doppelzimmern arbeiten 14 Krankenpfleger.

Einen Babyboom erlebte das Haus in den 1990er Jahren: Damals wurden bis zu 1300 Kinder pro Jahr geboren. 2009 gab es eine Drillingsgeburt, außerdem bekamen elf Frauen Zwillinge.