Duisburg-Obermeiderich. Um die Zähne vieler Duisburger Kinder ist es nicht gut gestellt. Schon mit kleinen Maßnahmen wäre viel zu erreichen. Warum das nicht glückt.
Zähne zeigen ist an der GGS Hans-Christian-Andersen in Hagenshof angesagt. „Igitt“, rufen die Zweitklässler im Karieszelt durcheinander. Ihre Zahnbeläge wurden gerade mit Gel angefärbt, im dunklen Zelt unter Schwarzlichtlampen leuchten im Spiegel die kritischen Stellen nun schön gelb auf. „Oh, da hängt ja das ganze Frühstück noch dazwischen“, lacht Simona Schulte von der Gruppenprophylaxe, „schnell raus hier, dann putzen wir das gemeinsam richtig gründlich weg.“ .
Die Grundschulkinder aller vier Jahrgänge und die Maxikinder vom Familienzentrum nebenan nehmen an einer Zahngesundheitswoche teil. Durchgeführt wird die von 12 Mitarbeiterinnen des Arbeitskreises Zahnmedizinische Prophylaxe Duisburg e.V. in Zusammenarbeit mit dem Zahnärztlichen Dienst des Gesundheitsamtes.
Gesunde Zähne? Bei vielen Duisburger Kindern ist noch Luft nach oben
Wie nötig solche Aktionswochen wie „Gesund beginnt im Mund – für alle“ an den Schulen sind, das erklärt Zahnärztin Yvonne Jonczyk. „Im Kindergartenalter haben noch etwa 80 Prozent der Kinder gesunde Zähne“, sagt sie. In der Grundschule seien dann schon bei einem Drittel der Kinder behandlungsbedürftige Defekte an den Zähnen festzustellen. „Wir beobachten außerdem eine Kariespolarisierung“, sagt die Zahnärztin, „das heißt, viele Kinder haben gesunde Zähne, aber wer schon Karies hat, der ist auch gleich schlimm betroffen.“
Der Gesundheitsbericht über die Zahngesundheit der Kinder an den Duisburger Kitas, Grund -und Förderschulen aus dem Jahr 2020 nennt den „Anteil von Grundschülern mit kariösen Zähnen erschreckend hoch, in einzelnen Einrichtungen bis fast 68 Prozent.“ Diese Zahl bezieht sich auf sogenannte Brennpunktschulen in Stadtteilen mit hohem Zuwandereranteil und niedrigem sozialen Index.
„Mit ein bisschen Zahnpasta, der richtigen Technik und gesundheitlicher Aufklärung kann man da viel erreichen“, ist Yvonne Jonczyk überzeugt, „aber an die Eltern, die es eigentlich umsetzen müssten, kommen wir nicht ran. Und die Kinder bräuchten in allen Betreuungseinrichtungen wie dem offenen Ganztag die Möglichkeit, sich regelmäßig die Zähne putzen zu können. Aber viele Einrichtungen bekommen das personell gar nicht hin.“ Auch der Arbeitskreis könnte mehr Personal gebrauchen, um zwei Mal im Jahr Zahnschmelzhärtung durch Fluoridierungs-Kampagnen durchführen zu können.
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Beshire, Maik, Nail und Zeynep haben inzwischen mit Nicole Brackmann und dem Riesengebissmodel die Feinheiten des gründlichen Zähneputzens erkundet. Mit blitzsauberen Beißerchen geht es nun um das zahnfreundliche Frühstück. In einer Flasche Apfelschorle sind 11 Stücke Zucker versteckt, in einem klitzekleinen Fruchtzwerge-Drink immerhin noch 3 Stücke. Und die Milchschnitten-Packung schlägt mit 19 Stücken Zucker zu Buche.
Das geht ja gar nicht, finden die Kinder. Wie gut, dass sie schon gelernt haben, wie man zuckerfreies Müsli macht. Und in der Mensa warten schon lustig dekorierte Obstspieße und Knabbergemüse auf sie, da darf die Schokocreme ruhig draußen bleiben.