Duisburg-Meiderich. Die Kirche Maria Königin ist längst für ein Wohnbauprojekt in Duisburg-Meiderich abgerissen. Es gibt neue Pläne, der Baubeginn steht kurz bevor.

An den Schandfleck von Ratingsee, an die zugewucherte Kirchenruine von Maria Königin, erinnert seit dem jahrelang ersehnten Abriss Anfang 2021 nur noch der stählerne Glockenturm. Dass das entweihte Gotteshaus für ein Wohnquartier gewichen ist, freut die Meidericherinnen und Meidericher. Durch Inflation, steigende Bauzinsen, Ukraine-Krieg und die Energiepreiskrise musste aber neu gerechnet werden, wodurch sich die Pläne für das Neubauprojekt geändert haben. Zwar überwiegen die guten Nachrichten – trotzdem gibt es eine Hiobsbotschaft.

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Das Wahrzeichen der Siedlung Ratingsee, der Glockenturm, ist nicht mehr zu retten. Hatte ein Statiker noch festgestellt, dass das Bauwerk sanierungsbedürftig, aber standsicher ist, wird es dennoch bald fallen. Den bevorstehenden Abbruch hat der Investor der Stadt Duisburg bereits offiziell angekündigt.

„Ich bin froh, dass das Projekt jetzt überhaupt gebaut wird“, sagt Dieter Düster von der mit dem Wohnquartier beauftragten DD Planquadrat Architekten GmbH. Wegen der gestiegenen Bauzinsen seien in Deutschland viele Wohnbauvorhaben aufgegeben worden, und auch die Neubausiedlung in Ratingsee drohte zu kippen. „Wir mussten Geld sparen, ohne dass die Qualität leidet. Diesem Kampf ist der Glockenturm zum Opfer gefallen“, so Düster weiter. Demnach hätte dessen Sanierung nach jüngsten Schätzungen rund 125.000 Euro gekostet. Das finden die Verantwortlichen zu teuer. Der Abriss ist im kommenden April vorgesehen. „Das tut wirklich weh, ich bin da selbst groß geworden“, bedauert der Architekt den Verlust des Wahrzeichens.

Die Architekten Dieter Düster (links) und Michael Paris von der der „DD Planquadrat Architekten GmbH“ freuen sich auf den Baubeginn für das Wohnviertel an der Westender Straße in Duisburg-Meiderich.
Die Architekten Dieter Düster (links) und Michael Paris von der der „DD Planquadrat Architekten GmbH“ freuen sich auf den Baubeginn für das Wohnviertel an der Westender Straße in Duisburg-Meiderich. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Ratingsee soll 71 neue Mietwohnungen bekommen – verliert aber sein Wahrzeichen

Eine weitere Änderung: Der auf Bitten der Stadt eingeplante Kindergarten findet sich ebenfalls nicht mehr in den aktuellen Plänen. Der angedachte Betreiber habe sich verabschiedet. Dementsprechend haben die beiden zuständigen Architekten und Geschäftsführer Dieter Düster und Michael Paris die Anzahl der Wohnungen aufgestockt.

Der Glockenturm der früheren Kirche Maria Königin ist das Wahrzeichen der Siedlung Ratingsee in Duisburg-Meiderich (hier bei Statik-Untersuchungen im August 2021). Er wird bald abgerissen.
Der Glockenturm der früheren Kirche Maria Königin ist das Wahrzeichen der Siedlung Ratingsee in Duisburg-Meiderich (hier bei Statik-Untersuchungen im August 2021). Er wird bald abgerissen. © FUNKE FotoServices | Kerstin Bögeholz

Insgesamt entstehen 71 Wohneinheiten auf den Meidericher Gelände an der Westender Straße. Darunter 34 Sozialwohnungen, weitere 21 sind frei finanziert. Die 16 neuen Einzelapartments wird das Sozialunternehmen Lebensräume anmieten; es ermöglicht geistig und körperlich behinderten Menschen dort betreutes Wohnen.

Bei den 55 Wohnungen, die noch keine Mieter haben, hat das Architektenbüro aus dem Innenhafen einen ausgewogenen Mix vorgesehen: zwei Einraumwohnungen (zwischen 40 und 50 Quadratmeter), 33 Zweiraumwohnungen (circa 65 Quadratmeter), 17 Dreiraumwohnungen (circa 87 Quadratmeter) sowie drei große Vierraumwohnungen (102 Quadratmeter).

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Gemeinsam ist allen 71 Mietwohnungen im Quartier, dass sie barrierefrei gebaut werden; sechs sogar rollstuhlgerecht. Sie bekommen alle einen Balkon oder im Erdgeschoss eine Terrasse. Es gibt begrünte Dächer sowie Photovoltaik, und das Bauprojekt wird nach dem Standard von Effizienzhäusern der Stufe 40 umgesetzt. „Das ist uns ganz wichtig“, sagt Dieter Düster, „weil es die finanzielle Belastung für die Mieter drückt“. Ohnehin gelte ein moderner Standard auch für die Ausstattung – von Aufzügen über Fußbodenheizungen, elektrische Rollläden und Hauswirtschaftsräume, weil die Siedlung nicht unterkellert wird. Neben 50 Stellplätzen für Autos wird es zusätzlich einen Fahrradraum geben, auch ein Müllhaus ist geplant.

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Außerdem beheizen Wärmepumpen die Gebäude in Kombination mit Photovoltaik, erläutert Michael Paris. Jedoch gebe es eine Sicherheitsreserve, etwa für sehr kalte Winter. Für solche Ausnahmesituationen können die Mieter zusätzlich auf Gas zurückgreifen.

Baubeginn für 15 Millionen Euro teures Wohnbauprojekt steht kurz bevor

Das Meidericher Wohnbauprojekt kostet nach aktuellen Stand gut 15 Millionen Euro. Es ist bereits das vierte Duisburger Bauvorhaben des Investors aus Willich. Zu seinen Objekten gehören bereits Wohnhäuser am Sternbuschweg (Neudorf), an der Sternstraße (Buchholz) und der Weserstraße (Meiderich).

Abriss der früheren Kirche Maria Königin

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Die Architekten Michael Paris (von rechts) und Dieter Düster führen die Ratsfrau Daniela Stürmann, Bezirksbürgermeister Peter Hoppe und den Ratsherrn Bruno Sagurna (alle SPD) über die Baustelle in Ratingsee und berichten über die Projektfortschritte.
Die Architekten Michael Paris (von rechts) und Dieter Düster führen die Ratsfrau Daniela Stürmann, Bezirksbürgermeister Peter Hoppe und den Ratsherrn Bruno Sagurna (alle SPD) über die Baustelle in Ratingsee und berichten über die Projektfortschritte.
Die Architekten führen Lokalpolitiker und die Presse über die Baustelle
Die Architekten führen Lokalpolitiker und die Presse über die Baustelle
In der Kirchenruine wird Ratsherr Bruno Sagurna nostalgisch. Als Junge war er hier Messdiener.
In der Kirchenruine wird Ratsherr Bruno Sagurna nostalgisch. Als Junge war er hier Messdiener.
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Der Startschuss an der Westender Straße soll bereits Ende Februar fallen. Nach einer Bauzeit von anderthalb Jahren soll die Siedlung dann im Herbst 2024 bezugsfertig sein. Entsprechend soll die Vermietung Mitte nächsten Jahres beginnen.

So werden einige Menschen in Meiderich bedauern, dass die Ratingsee-Siedlung ihr Wahrzeichen verliert, wenn der stählerne Glockenturm fällt. Dafür ist jedoch Wohnraum im Stadtteil stark nachgefragt, und die Mietwohnungen in der Neubausiedlung sind sicher begehrt.

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● Die katholische Kirche Maria Königin wurde 1961 gebaut, 2007 vom Bistum Essen aufgegeben und 2009 entweiht. Abgerissen wurde sie 2021. Nur noch der Glockenturm ist aktuell erhalten. Entgegen früherer Pläne wird er bald abgerissen.

● Meiderich wächst und ist für private Investoren wie für große Wohnungsbaugesellschaften gleichermaßen attraktiv. So entstehen beispielsweise Wohnviertel in Mittelmeiderich an der Steinstraße, Borkhofer Straße und in Ratingsee an der Westender Straße. Das wundert Architekt Dieter Düster nicht: Die Anbindungen an Autobahn und Nahverkehr sind gut und man ist schnell in der Duisburger Innenstadt. Nah sind auch Einkaufsmöglichkeiten und Schulen.