Duisburg-Obermeiderich. Die 903 fährt in Duisburg auf neuen Gleisen. Anwohner sind verzweifelt: „Wir denken manchmal, das Haus bricht zusammen.“ Das sagt die DVG dazu.
Verkehrslärm ist Familie Ilgner gewöhnt – ihr Haus liegt direkt an der Neumühler Straße. Die passieren Lkw und Straßenbahnen beinahe im Minutentakt. Seit einigen Wochen liegen die Nerven allerdings blank: „Wenn eine Straßenbahn an unserem Haus vorbeifährt, rappelt alles und wir denken manchmal, das Haus bricht zusammen“, sagt Edmund Ilgner. Das sei so, seit die neuen Schienen in Betrieb genommen worden sind. „Obwohl die ja in Gummi gelegt wurden, was den Lärm eigentlich reduzieren sollte“, ergänzt der 76-Jährige.
Duisburger vermutet: Die Straßenbahnen fahren mit defekten Lagern herum
Eine 903 rauscht vorbei – und tatsächlich vibriert der Boden, und die Abdeckung auf der Heizung rappelt. Nicht jede Bahn sei gleich laut, betont Edmund Ilgner. Seine Vermutung: Die alten Straßenbahnen fahren mit kaputten Lagern herum: „Die Räder machen ein mahlendes Geräusch. Das kann man deutlich hören.“
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Seine Frau Helga lebt seit ihrer Geburt in dem Haus in Obermeiderich. „So laut waren die Bahnen noch nie“, sagt die 80-Jährige. „Früher ist es nicht passiert, dass wir von dem Lärm wach geworden sind. Seit Mitte September ist das aber ganz häufig so.“ Schwiegertochter Solveig bestätigt dass: „Ich wohne im ersten Stock und werde früh morgens aus dem Schlaf gerissen, wenn die erste 903 vorbeifährt.“
DVG: „Straßenbahnen werden ordentlich gewartet“
Ein Anruf bei der Duisburger Verkehrsgesellschaft (DVG) brachte nur eine Erkenntnis: „Man sagte mir, die Bahnen hätten noch die Genehmigung, ein weiteres Jahr zu fahren. Das war’s. Dann soll die DVG die alten Straßenbahnen wenigstens in Schuss halten“, ärgert sich Edmund Ilgner.
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Kathrin Naß, Sprecherin der DVG, versichert, dass das passiert: „In der Tat sind die Bahnen in die Jahre gekommen. Und natürlich sind alte Straßenbahnen störanfälliger und können lauter sein. Aber wir warten sie selbstverständlich ordentlich.“ Die Experten der DVG haben aber eine mögliche Erklärung für eine erhöhte Lärmbelästigung parat.
Auch Straßenbahn-Schienen müssen eingefahren werden
„Der Fahrspiegel muss bei neuen Gleisen erst eingefahren werden. Das kann ein paar Wochen dauern und dadurch kann es lauter werden.“ Beschwerden von Anwohnern seien nach Beendigung von Gleisarbeiten sehr selten. „Unser Ziel ist es, Straßenbahnen leiser zu machen. Wir berücksichtigen den Lärmschutz, wenn wir neue Gleise verlegen“, so Kathrin Naß.
Familie Ilgner bleibt nun also die Hoffnung, dass die neuen Gleise tatsächlich erst „auf Spur“ gebracht werden müssen oder die neuen Straßenbahnen ruhiger fahren. Wann die allerdings auf die Schiene dürfen, steht noch in den Sternen (wir berichteten). Edmund Ilgner hat sogar schon darüber nachgedacht, das Haus, in dem er schon seit 57 Jahren wohnt, zu verkaufen. „Ich habe die Faxen echt dicke. Aber meine Frau will hierbleiben.“ Daher hat Edmund Ilgner einen Plan B: irgendwann neue Fenster. „Die werden dann auf jeden Fall dreifach verglast.“
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>> Familie Ilgner zieht Konsequenzen
- Edmund Ilgner hat bereits mit Haus und Grund in Hamborn gesprochen und will sich dort von Rechtsanwalt Burkhard Himmerich, dem Vorsitzenden des Haus-, Grund- und Wohnungseigentümervereins, beraten lassen.
- Außerdem erwägen die Ilgners, ein Gutachten über mögliche Erschütterungsschäden erstellen zu lassen. „Wir haben gerade alle Risse aus der Fassade herausgemacht und befürchten, dass durch die starken Vibrationen neue entstehen könnten“, so Edmund Ilgner.