Duisburg. Die Lebenshilfe Duisburg hat in Marxloh ihren langerwarteten Neubau eröffnet. Warum es das bisher größte Projekt des sozialen Dienstleisters ist.

Die Duisburger Lebenshilfe hat einen neuen Standort: An der Weseler Straße in Marxloh hat der soziale Dienstleister gemeinsam mit der städtischen Gebag als Bauherr die langerwartete Eröffnung des „Bunten Hauses“ gefeiert. Nach rund zweieinhalb Jahren Bauzeit ist der fünfgeschossige Neubau weitestgehend fertiggestellt und jetzt an die Lebenshilfe als Mieterin übergeben worden. In Zukunft soll es dort vielfältige soziale Angebote für junge Menschen mit und ohne Behinderung geben.

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„Es ist ein mutmachendes Signal, dass ein solches Projekt hier in Marxloh gelingen kann“, sagte Oberbürgermeister Sören Link jetzt bei der Eröffnung. Bereits 2018 hatte die Stadt beschlossen, eine sogenannte „Problemimmobilie“ an der Weseler Straße aufzukaufen und abzureißen. Kurz darauf entstand der Plan der Stadttochter Gebag, auf diesem Gelände das „Bunte Haus der Lebenshilfe“ zu errichten. „Dieses Gebäude ist das größte Projekt, das wir in 30 Jahren Lebenshilfe gestemmt haben“, ordnete Geschäftsführer Michael Reichelt voller Stolz ein.

Kita, Wohngruppen, Therapie: Viele Angebote im „Bunten Haus der Lebenshilfe“ in Marxloh

Das „Bunte Haus“ bietet auf mehr als 2000 Quadratmetern ganz unterschiedliche Angebote für verschiedene Altersklassen. In den unteren Stockwerken befindet sich ein Kindergarten, der bereits seit vier Wochen in Betrieb ist. Rund 65 Kinder können dort jeden Tag spielen und toben. Zum Angebot der Lebenshilfe gehört außerdem die Frühförderung in Bereichen wie Logopädie und Ergotherapie für Kinder bis sechs Jahre.

Der Neubau an der Weseler Straße 151 bis 153 in Duisburg-Marxloh ist weitgehend fertiggestellt und jetzt offiziell an die Lebenshilfe übergeben worden.
Der Neubau an der Weseler Straße 151 bis 153 in Duisburg-Marxloh ist weitgehend fertiggestellt und jetzt offiziell an die Lebenshilfe übergeben worden. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

In den oberen Stockwerken gibt es betreute Wohngruppen für ältere Kinder und Jugendliche. Eine der drei Gruppen dort ist speziell für Kinder zwischen sechs und zwölf Jahren ausgelegt. „Das sind Kinder, die aus verschiedenen Gründen nicht mehr bei ihren Eltern wohnen können“, erläutert Janine Götte, die bei der Lebenshilfe für den Bereich Kinder- und Jugendhilfe zuständig ist.

Junge Menschen mit Autismus erhalten Unterstützung im Alltag

Die anderen Wohngruppen richten sich an junge Menschen mit Autismus. Wer von dieser Entwicklungsstörung betroffen ist, hat oft Schwierigkeiten, emotionale und soziale Verbindungen zu anderen aufzubauen. Viele Betroffene haben zusätzlich ein starkes Bedürfnis nach Struktur und Ordnung, was in ihren Familien nicht immer erfüllt werden kann. In diesem Fall kann es für die Betroffenen sinnvoll sein, unter der Woche in eine Wohngruppe zu ziehen. „Hier können die Jugendlichen eine Struktur erfahren, die ihnen im Alltag hilft“, so Götte weiter. Die Wochenenden verbringen die Jugendlichen dann bei ihren Familien.

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Im obersten Stockwerk des „Bunten Hauses“ wohnen ebenfalls Autisten, sie sind allerdings bereits volljährig. Die 18- bis 35-Jährigen werden in einer Wohngemeinschaft mit acht Apartments betreut. Sie sollen dort möglichst eigenständig leben und erhalten zudem Unterstützung bei der beruflichen Orientierung. Zusätzlich gibt es in dem Neubau der Lebenshilfe sechs Single-Wohnungen für Menschen mit körperlichen Beeinträchtigungen, die zwar betreut werden, aber alleine wohnen können.

Das neue Gebäude beheimatet einen Kindergarten, Wohngruppen für Autisten, Wohnungen für körperlich Behinderte und Therapie-Möglichkeiten.
Das neue Gebäude beheimatet einen Kindergarten, Wohngruppen für Autisten, Wohnungen für körperlich Behinderte und Therapie-Möglichkeiten. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

Bewohner sollen Marxloh kennenlernen und sich im Stadtteil vernetzen

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Geschäftsführer Michael Reichelt ist optimistisch, dass die sozialen Angebote der Lebenshilfe in Marxloh gut angenommen werden. Ihm ist es wichtig, dass sich die Bewohnerinnen und Bewohner des „Bunten Hauses“ im Duisburger Norden wohlfühlen. „Unser Anliegen ist, dass das Haus nicht nach außen geschlossen ist“, sagt Reichelt. Bewohner sollen ermuntert werden, sich in Marxloher Vereinen zu engagieren, um Kontakte zu den Menschen im Stadtteil zu knüpfen. Umgekehrt sollen auch im „Bunten Haus“ regelmäßig Veranstaltungen stattfinden, um das Miteinander der Menschen in Marxloh zu fördern. Für die nahe Zukunft ist bereits ein Nachbarschaftsfest geplant.

>> Immer wieder Diebstahl und Vandalismus während der Bauarbeiten

• Planung und Bau des „Bunten Hauses“ an der Weseler Straße 151 bis 153 haben etwa dreieinhalb Jahre in Anspruch genommen. Die Lebenshilfe hat einen Mietvertrag für 30 Jahre abgeschlossen.

• Während der Bauarbeiten kam es immer wieder zu Vandalismus und Diebstählen rund um das Gebäude. Unter anderem wurden Stromkabel und Heizungssteuerungen entwendet. „In diesem Ausmaß habe ich das noch nicht erlebt“, sagte Bauleiter Daniel Chehouri.

• In der Folge hat die Gebag einen privaten Sicherheitsdienst engagiert, um die Baustelle zu schützen. Trotz der Verzögerungen durch das gestohlene Material gelang es dem städtischen Wohnungsunternehmen, das Gebäude pünktlich fertigzustellen.

• Die Planung für das Gebäude stammt von Dieter Düster und Ursula Platzköster vom Duisburger Architekturbüro „DD Planquadrat“. Die Gebag hat nach eigenen Angaben insgesamt mehr als 5,6 Millionen Euro in das Marxloher Projekt investiert.