Duisburg. Hunderttausend Fans kämpfen per Petition für den Duisburger David Friedrich und die Band Eskimo Callboy. Sie sollen zum Eurovision Song Contest.
Der Duisburger Schlagzeuger David Friedrich, bekannt aus Fernsehsendungen wie „Bachelorette“ und dem Dschungelcamp, wollte mit seiner Band Eskimo Callboy für Deutschland beim Eurovision Songcontest im italienischen Turin antreten. Die sechsköpfige Metalcore-Band aus dem Ruhrgebiet hatte sich dafür per Video mit dem Song „Pump it“ beworben und darin einen launigen Vorgeschmack gegeben, wie sie diesen weltgrößten Musikwettbewerb rocken wollen. Der NDR zerstörte jedoch diese Hoffnung nach einem Live-Auftritt vor der Jury, was Fans nun auf die Barrikaden bringt.
Nominiert wurden sechs andere Acts für den deutschen Vorentscheid. Dass der NDR mit Eskimo Callboy die prominenteste Bewerbung ablehnte, enttäuscht seither viele Anhänger der Band und des Wettbewerbs gleichermaßen. Die Begründung für die Absage löste jedoch einen digitalen Sturm der Entrüstung aus. Die Musik sei, so urteilte die Jury, nicht radiotauglich genug.
Petition: 112.000 Fans fordern ESC-Teilnahme von Eskimo Callboy
Das wollen die Fans nicht stehen lassen und haben eine Online-Petition gestartet, um die Metalcore-Gruppe doch noch beim Vorentscheid und vielleicht später im Finale in Italien nach dem Sieg greifen zu sehen. Nach gut einer Woche haben bereits mehr als 112.000 Menschen unterzeichnet und fordern, dass Eskimo Callboy bei der Vorentscheidung am 4. März als sogenannte „Wildcard“ antreten soll, ohne sich regulär qualifiziert zu haben. Dies ist bei früheren deutschen Vorrunden des Eurovision Song Contests bereits vorgekommen.
Zugleich wehren sich die Petitionsgründer dagegen, dass nur glattgebügelte Popsongs für Deutschland ins Rennen geschickt werden und fordern mehr Diversität bei den Musikgenres und „eine realistische Chance für mehr als Mainstream beim ESC“. Denn Popsongs und musikalischer Einheitsbrei, argumentieren die Initiatoren, habe „lange genug [...] null Punkte abgeholt“, ohne dass die Verantwortlichen daraus gelernt hätten.
Beim aktuellen Teilnehmerfeld des deutschen Vorentscheids, der unter dem Namen „Germany 12 Points“ am 4. März ab 20.15 Uhr in allen dritten Programmen der ARD ausgestrahlt und von Barbara Schöneberger moderiert wird, befürchten die Petenten – unabhängig davon, wer sich durchsetzt – im darauffolgenden italienischen ESC-Finale eine weitere Null-Punkte-Schlappe.
Fast neun Millionen Aufrufe des Bewerbungssongs „Pump it“ bei Youtube
Dagegen sind die Unterzeichner und ebenso die Fans von Eskimo Callboy nicht nur von einem besseren Abschneiden der Metalcore-Gruppe beim Eurovision Song Contest überzeugt, sie sehen sogar Siegchancen. So hat allein bei Youtube der Bewerbungssong „Pump it“ fast neun Millionen Aufrufe und kletterte zeitweilig auf den 31. Platz der Single-Charts. Außerdem sind für die im Frühjahr beginnende Europatournee der 2010 in Castrop-Rauxel gegründeten Band schon fast alle Konzerte ausverkauft.
Zusätzlich verweisen die Unterstützerinnen und Unterstützer der Petition zurecht darauf, dass auch ein härterer und rockiger Sound durchaus beim Eurovision Song Contest abräumen kann: So triumphierte 2006 die finnische Metalband Lordi und zuletzt gewannen 2021 die Rocker von Måneskin, die den Musikwettbewerb für dieses Jahr nach Italien holten.
NDR bleibt bei Absage für „Bachelorette“-Gewinner David Friedrich und seine Band
Während sich beispielsweise das Duo „Maël & Jonas“ als qualifizierte Teilnehmer der deutschen Vorentscheidung für einen Auftritt des „Bachelorette“-Gewinners David Friedrich und seinen Bandkollegen bei „Germany 12 Points“ aussprechen, hat der Norddeutsche Rundfunk jüngst den Jury-Entschluss bekräftigt und damit die Idee der Wildcard beerdigt. Dennoch suchten die Verantwortlichen das Gespräch mit den Fans.
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So verweisen jetzt die Initiatoren der Petition auf eine anderthalbstündige Aussprache mit dem Sender, die per Videoschalte geführt wurde. Demnach haben die NDR-Vertreter eingeräumt, ihnen sei vorab nicht klar gewesen, „welche Wucht diese Entscheidung [gegen Eskimo Callboy] haben würde“. Die Petition läuft indes weiter.
Ausgeschieden: Bandmitglieder nehmen die Jury-Entscheidung mit Humor
Dagegen nehmen die sechs Bandmitglieder aus dem Ruhrpott die Absage der Jury mit Humor – und scheinen sie sogar erwartet zu haben. So veröffentlichten sie noch am Abend der Bekanntgabe ein Video mit dem gewohnten Augenzwinkern, in dem ein angeblicher NDR-Vertreter die schlechte Nachricht überbringt und auch die Begründung mitliefert. Trotz viel Lobhudelei verkündet er schließlich: „Leider überzeugt die Musik von Eskimo Callboy nicht. Sie ist nämlich nicht radiotauglich. Deswegen ist Eskimo Callboy nicht dabei.“
Geht es nach mehr als hunderttausend Fans der Metalcore-Musiker, dann ist darüber das letzte Urteil längst noch nicht gesprochen.
>> KONTROVERSE UM DEN BANDNAMEN UND ALTE LIEDTEXTE
- Nach Angaben des NDR kam Eskimo Callboy unter 944 Bewerbungen in die engere Auswahl von 26 Sängern und Bands, die sich der ESC-Jury in Berlin stellen durften. „Nach langen Gesprächen und dem Abwägen von Für und Wider“, so der Sender habe die Jury sechs Teilnehmer für den Vorentscheid nominiert.
- Neben großer Unterstützung durch ihre Fans gab es für Eskimo Callboy auch Stimmen, die den Bandnamen und einige Texte als diskriminierendkritisieren. „Ohne Spaß und Ironie können wir nicht, aber natürlich gibt es dafür Grenzen. Wir entschuldigen uns bei allen, die wir mit unseren Texten diskriminiert oder verletzt haben. Das war nie unsere Absicht“, teilte die Metalcore-Band mit und kündigte an, die betreffenden Songs offline zu nehmen und sich zudem einen neuen Bandnamen suchen zu wollen.
- Aktuell arbeiten die Musiker an einem neuen Album, das noch dieses Jahr erscheinen soll.
- Weitere Infos auf: www.eskimocallboy.com.