Duisburg. Experten haben berechnet, wie teuer eine Reaktivierung der Walsumbahn voraussichtlich wäre. Je nach Ausbaustufe gibt es große Unterschiede.

Viele Zahlen enthält die Machbarkeitsstudie, in deren Rahmen eine Reaktivierung der Walsumbahn durch den Duisburger Norden geprüft wird. Die Expertinnen und Experten haben die voraussichtlichen Kosten geschätzt und sie in ein Verhältnis zur erwartbaren Nachfrage gesetzt. Je nach Anschlussvariante und Ausbaustufe schwankt die so errechnete Rentabilität des Verkehrsprojekts erheblich.

Die Zahlen wurden jetzt im Rahmen einer Präsentation dem Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) erläutert. So kommen die Macher der Studie auf Beträge zwischen 16 Millionen und 260 Millionen Euro, die der Bau der nötigen Infrastruktur nach aktuellem Preisstand kosten würde. Die Höhe des Betrags hinge demnach insbesondere davon ab, ob die Walsumbahn nur an die Linie S 3 (Essen – Oberhausen) angeschlossen wird, oder zusätzlich an die RB 31 (Moers – Duisburg Hbf).

Walsumbahn: Anschluss an die RB 31 wäre erheblich teurer

Die Summe von 16 Millionen Euro wurde für den Fall errechnet, dass die Walsumbahn zunächst nur zwischen Oberhausen und Duisburg-Overbruch verkehrt (Ausbaustufe 1), im 30-Minuten-Takt als Verlängerung der S 3. Da die Strecke auch nach Einstellung des Personenverkehrs weiter von Güterzügen genutzt wurde, sind die Schienen intakt. Der Erneuerungsbedarf für diese Variante ginge also nicht entscheidend über den Bau neuer Haltestellen im Duisburger Norden hinaus.

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Am anderen Ende der Skala liegt mit der Summe von 260 Millionen Euro eine Führung der Walsumbahn über Duisburg, Möllen und Friedrichsfeld bis nach Wesel, bei viertelstündlicher Zugtaktung, angebunden sowohl an die S 3 als auch an die RB 31.

Für den großen Unterschied bei den Kosten ist aber nicht der Ausbau bis Wesel ausschlaggebend, sondern der Anschluss an die RB 31. „Es müsste zum Beispiel eine zusätzliche Eisenbahnbrücke über den Rhein-Herne-Kanal gebaut werden“, erklärt der Duisburger Ratsherr und Nahverkehrsexperte Frank Heidenreich (CDU) die deutlich höheren Investitionen, die bei dieser Variante erforderlich wären.

Kosten und Nachfrage als Grundlage für Entscheidung des VRR

Zur Veranschaulichung: Ein Ausbau der Walsumbahn bis Wesel, bei einer lediglich 30-minütigen Zugtaktung (S 3), würde laut Studie etwa 61 Millionen Euro kosten. Für einen Ausbau nur bis Overbruch, dafür jedoch mit einer 15-minütigen Taktung (S 3 und RB 31), wurden dagegen Kosten von 214 Millionen Euro errechnet.

Die Verlängerung der S 3 hinter Mülheim und Oberhausen auf die Strecke der Walsumbahn wäre mit vergleichsweise geringen Investitionen verbunden.
Die Verlängerung der S 3 hinter Mülheim und Oberhausen auf die Strecke der Walsumbahn wäre mit vergleichsweise geringen Investitionen verbunden. © FUNKE Foto Services | Michael Dahlke

Anhand dieser Zahlen sowie der erwarteten Nachfrage auf den einzelnen Streckenabschnitten haben die im Auftrag des VRR handelnden Experten jeweils einen Nutzen-Kosten-Indikator (NKI) für jede Form des Ausbaus errechnet. Liegt dieser Wert über 1, wird ein Projekt als finanzierbar eingestuft.

Für die Reaktivierung der Walsumbahn schwankt die Zahl, nach jetzigem Preisstand, zwischen 1,01 und 8,49 – gute Vorzeichen, unter denen die Gremien des VRR voraussichtlich im Februar eine Entscheidung treffen. Der NKI der für Duisburgerinnen und Duisburger besonders relevanten Ausbaustufe 1 (Oberhausen – Overbruch) liegt bei 8,49 für einen Anschluss an die S 3 und bei 1,21 für einen Anschluss sowohl an die S 3 als auch an die RB 31.

Eindeutiges Ergebnis für Ausbauabschnitt in Duisburg

Die Studienmacher haben zudem einen NKI für mögliche Kostensteigerungen errechnet, jeweils um zehn Prozent, 20 Prozent und 30 Prozent. Für den Ausbau bis Overbruch liegt der Wert bei einer Preiserhöhung um 30 Prozent bei 6,56 (nur S 3) beziehungsweise 0,96 (S 3 und RB 31).

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Insgesamt „ein eindeutiges Ergebnis“, freut sich Frank Heidenreich, der es auch für möglich hält, dass zunächst nur ein Anschluss an die S 3 erfolgt und ein Anschluss an die RB 31 zu einem späteren Zeitpunkt. Die einzelnen Ausbaustufen zwischen Oberhausen und Wesel würden ohnehin einzeln und nacheinander umgesetzt. Begonnen würde auf jeden Fall in Duisburg mit der Ausbaustufe 1.

Weniger eindeutig ist das Ergebnis für die letzte Ausbaustufe zwischen Friedrichsfeld und Wesel. Legt man den aktuellen Preisindex zugrunde, liegt der NKI zwar für beide Anbindungsvarianten knapp über 1. Jedoch befindet sich der Wert unter Berücksichtigung möglicher Kostensteigerungen jeweils unterhalb dieser Schwelle.

>> LAND NRW STELLT VIEL GELD FÜR DEN NAHVERKEHR ZUR VERFÜGUNG

• Um die grundsätzliche Finanzierbarkeit der Baumaßnahmen macht sich Frank Heidenreich keine Sorgen: „Vom Land wird viel Geld für den Ausbau des Nahverkehrs ins System gegeben.“ Sollten Fördergelder im Rahmen anderer Verkehrsprojekte nicht abgerufen werden, könnten auch diese innerhalb des VRR-Haushalts in das Projekt Walsumbahn umgeleitet werden. So würden auch die Gebietskörperschaften, also die Städte Duisburg und Oberhausen sowie der Kreis Wesel, weiter entlastet.

• Auch der Landtagsabgeordnete Frank Börner (SPD) gibt sich zuversichtlich ob der Realisierung des Projekts: „Eine schnelle Verbindung von Walsum und Hamborn nach Duisburg-Stadtmitte, Essen und Düsseldorf rückt nun in greifbare Nähe“, wird er in einer Pressemitteilung zitiert.

• Für die Planung eines Projekts wie der Walsumbahn kalkuliert man in den Leistungsphasen 1 und 2 üblicherweise mit etwa sechs Prozent der Gesamtbaukosten. Nach dem jetzigen – vorläufigen – Stand wäre ein Betrag zwischen 1,5 und zwölf Millionen Euro an Planungskosten zu erwarten.