Duisburg-Marxloh. An einem Duisburger Berufskolleg werden Schüler bald intensiv bei der Berufswahl unterstützt. Was die Auszeichnung als Jobcode-Schule bedeutet.
Ob Hauptschulabschluss, mittlere Reife oder Abitur: Am Ende der Schulzeit stellen sich viele junge Menschen die Frage, welchen Weg sie beruflich einschlagen möchten. Ein Teil von ihnen entscheidet sich für eine Ausbildung, doch nicht immer ist der erste Berufswunsch auch gleich ein Volltreffer. „Wir haben im ersten Jahr eine Abbrecherquote von 30 Prozent“, weiß Detlef Zeich, Schulleiter des Sophie-Scholl-Berufskollegs in Duisburg-Marxloh. Daran möchte er mit seinem Kollegium etwas ändern, und helfen soll das Berufsorientierungsprogramm „Jobcode“.
Als erste zertifizierte Jobcode-Schule in Duisburg nimmt sich das Berufskolleg vor, Schülerinnen und Schüler künftig noch intensiver bei der Berufswahl zu unterstützen. „Oft ist Berufsberatung so konzipiert, dass sie über Fremdbeurteilung stattfindet“, erklärt Jobcode-Initiatorin Carolin Amerling. Die von ihr entwickelte Beratung rücke hingegen die Wünsche und Interessen der Schüler in den Mittelpunkt.
Jobcode-Programm unterstützt Duisburger Schülerinnen und Schüler bei der Berufswahl
„Es geht in erster Linie um das Thema Motivation“, sagt Amerling über das dreiteilige Jobcode-Programm. Wer daran teilnimmt, muss zunächst einen Bogen mit 100 Fragen zu persönlichen Eigenschaften und Interessen ausfüllen. Den Fragebogen sollen die Schüler nach Möglichkeit alleine bearbeiten. „So wird das Ergebnis wird nicht von Lehrern, Eltern oder anderen Bezugspersonen gefärbt“, erläutert Amerling.
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Im zweiten Teil des Programms stehen dann erstmals konkrete Berufsfelder im Fokus. „Als nächstes wird eine Lust-und-Frust-Analyse durchgeführt“, sagt die Initiatorin. Dabei können die Schüler fünf Berufsrichtungen auswählen, die sie interessant finden – umgekehrt sollen sie aber auch Felder angeben, die sie gar nicht ansprechen.
Jugendliche gleichen Berufswünsche mit eigenen Interessen ab
Aus den bevorzugten Berufsfeldern wählen die Schüler abschließend mehrere Berufswünsche aus. „Sie können dabei aus dem vollen Portfolio der Berufe wählen“, so Carolin Amerling über die Vorteile des Prozederes – vom Kfz-Mechaniker bis zum Arzt seien alle Richtungen vertreten. Die gewählten Berufe werden dann mit den vorab ermittelten Motivationen abgeglichen. So können Schüler herausfinden, ob ihr Wunschberuf zu den persönlichen Vorlieben und Bedürfnissen passt.
Für die Umsetzung des Jobcode-Programms sind am Sophie-Scholl-Berufskolleg die Lehrkräfte Zühal Karaoglu, Antonia Schneider und Bekir Kocaker zuständig. Zusammen mit Lehrern anderer Schulen wurden mit zwei Fortbildungen auf die Arbeit mit Jobcode vorbereitet. „Erst einmal haben wir den Test selbst durchgeführt“, erinnert sich Bekir Kocaker. Die Ergebnisse waren durchaus überraschend: „Einige Lehrer haben herausgefunden, dass sie auch als Psychologen arbeiten könnten.“
Das Programm läuft zunächst in einer Erprobungsphase mit Pilotklasse
Inwiefern Jobcode die Berufswahl der Schülerinnen und Schüler in Marxloh beeinflusst, wird sich in den kommenden Wochen zeigen – die neue Berufsberatung wird dann zunächst in einer Pilotklasse getestet.
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„Als Talentschule können wir uns etwas mehr Zeit für die Berufsberatung nehmen als andere Schulen“, sagt Schulleiter Detlef Zeich und meint mit Talentschule den mehrjährigen Schulversuch, für den das Landesschulministerium zusätzliche Unterstützung in Form von Personal und Infrastruktur zugesagt hat. Verläuft die Pilotphase als Jobcode-Schule erfolgreich, soll das neue Programm zur Berufsorientierung im kommenden Schuljahr auch in weiteren Klassen eingesetzt werden.
>> NUR 15 JOBCODE-SCHULEN IN GANZ NRW
● Die Entwicklung des Berufsorientierungsprogrammes „Jobcode“ begann im Jahr 2014. Sechs Jahre später konnte Initiatorin Carolin Amerling schließlich die erste Jobcode-Schule offiziell auszeichnen.
● Bisher gibt es 15 zertifizierte Jobcode-Schulen in ganz NRW. Das Sophie-Scholl-Berufskolleg in Marxloh ist die erste Duisburger Schule, die diese Auszeichnung erhält.
● Auch wenn Jobcode bisher vor allem in Berufsschulen zum Einsatz kommt, ist das Projekt laut Carolin Amerling auch für andere Schulformen geeignet.