Duisburg-Vierlinden. Die Stadt Duisburg sieht viel Potenzial in Vierlinden. Ein Strukturplan soll den Stadtteil aufwerten – mit Neubauten, Haussanierungen und Abriss.

Wie und wo sich Duisburg-Vierlinden als Stadtteil in den nächsten Jahren verbessern soll, das legt jetzt als Rahmenplan ein sogenanntes Strukturkonzept fest. Die Bezirksvertretung Walsum hat es einstimmig beschlossen, nachdem es einigen Bezirksvertretern vorab nichtöffentlich erläutert wurde. Darin geht es etwa um neue Wohnquartiere für junge Familien und Senioren gleichermaßen, vor allem um sanierungsbedürftige Viertel, aber auch um Grünflächen.

„Das Konzept wurde uns interfraktionell vorgestellt“, erklärte dazu Bezirksbürgermeister Georg Salomon in der Sitzung vor der Abstimmung. Der Hauptgrund dieser Rahmenplanung ist laut der Stadt Duisburg, dass es in Vierlinden viele Häuserblocks mit Mietwohnungen gibt, die sanierungsbedürftig sind. Sie sind teilweise schon leergezogen worden und bei einigen wurde bereits mit den Umbauarbeiten begonnen.

Stadt Duisburg will mit Neubauten und Abrissbirne Vierlindens Potenzial ausschöpfen

Die Gefahr, dass Vierlinden in einzelnen Wohnvierteln in eine Abwärtsspirale gerät, wie sie vor Jahrzehnten Bruckhausen und Marxloh erlebt haben, sehen allerdings die städtischen Planer nicht. Vielmehr sprechen sie dem Stadtteil das nötige Potenzial für eine positive Entwicklung zu. Diese soll der neue Strukturplan unterstützen.

Auch interessant

Denn er zeigt auf, in welchen Wohnquartieren die Stadt besonderen Handlungsbedarf sieht. Wo also Häuser entweder modernisiert werden sollen oder neuer Wohnraum geschaffen werden kann, um den Bedarf an barrierefreien und bezahlbaren Wohnungen, an Wohnformen für jüngere Menschen, aber auch an Eigenheimen zu decken. Vor allem aber gibt er an, wie das Wohnumfeld so verbessert werden kann, dass Vierlinden dadurch als Wohnort attraktiver wird. Der Wohnungskonzern Vivawest ist bereits mit gutem Beispiel vorangegangen.

Mit einem neuen städtischen Strukturkonzept soll Duisburg-Vierlinden lebenswerter werden.
Mit einem neuen städtischen Strukturkonzept soll Duisburg-Vierlinden lebenswerter werden. © funkegrafik nrw | Pascal Behning

Die ehemalige Fritjof-Nansen-Realschule an der Goerdelerstraße ist bereits abgerissen. Einen Bebauungsplan für das Areal gibt es bislang aber nicht. Solche Bebauungspläne sollen aber künftig aus dem Strukturplan abgeleitet werden. Wie Stadtsprecher Sebastian Hiedels erklärt, wäre damit auch der Zeitpunkt für eine Bürgerbeteiligung gekommen.

Die Stadtplaner sehen in Vierlinden noch viel Platz für neue Wohngebiete

Gemäß dem Strukturplan sind in Vierlinden für Neubaugebiete außerdem noch Platz in der Nachbarschaft des Allwetterbads, also anstelle der Sportplätze an der Scholte-Rahm-Straße, ferner auf dem Gelände der ehemaligen Frankenschule an der Frankenstraße. Wohnen und Gewerbe können sich die Stadtplaner auf der heutigen Freifläche Gerhardstraße/Friedrich-Ebert-Straße vorstellen, reinen Wohnungsbau dagegen an der Watereckstraße nach Abriss der dortigen Gewächshäuser.

Sanierungsbedarf sehen die städtischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Siedlung Am Witrahm/Am Helpoot, beiderseits der Reinholdstraße und entlang der Ottostraße, im Bereich Lohstraße sowie an Canarisstraße und Goerdelerstraße. Im Bereich Am Witrahm und an der Reinholdstraße könnten entsprechend gestaltete Quartiersplätze künftig den Aufenthalt im Freien angenehmer machen, ebenso an der Kirche St. Elisabeth. Sogar ein Kulturzentrum ist angedacht, es soll an der Reinholdstraße entstehen.

Mit Hilfe der Abrissbirne sollen Grünflächen betont werden

Häuser abzureißen, erachtet der Strukturplan ebenfalls als nötig, um Grünflächen zu betonen. Die Abrissbirne soll demnach der Oswaldstraße in Höhe der Manfredstraße schwingen, außerdem beiderseits des Altenheims St. Barbara an der Elisabethstraße. Weichen soll auch die Gaststätte Zur Einigkeit an der Bahnhofstraße sowie Gebäude im Hinterland der Lohstraße.

[Nichts verpassen, was in Duisburg passiert: Hier für den täglichen Duisburg-Newsletter anmelden.]

Ohnehin soll die Manfredstraße als Allee gestärkt werden, indem sie im Osten auf einen Grünzug stößt, zudem Kleingärten und eine Sportanlange zählen. Dieser zieht sich in Vierlinden von Norden nach Süden entlang der Georgstraße bis hin zum Driesenbusch.

Stärker den Charakter von Grünverbindungen könnten in Zukunft auch die Elisabethstraße, die Frankenstraße, die Franz-Lenze-Straße und die Scholte-Rahm-Straße annehmen.

Die Bibliothek könnte für größeren Supermarkt und Discounter weichen

Überhaupt soll die Bedeutung des Franz-Lenze-Platzes als Ortszentrum betont werden. Dies könnte, so eine Überlegung der Stadtplaner, auf seiner Südseite ein neuer Quartiersplatz unterstützen. Die Stadtverwaltung würde auch eine Erweiterung von Edeka und Aldi dort begrüßen, wenn sie zu Lasten der dortigen Stadtteilbibliothek ginge. Denn die Bücherei könnte wiederum verlagert und dabei gleichzeitig attraktiver gestaltet werden.

>> IN VIERLINDEN GIBT ES DERZEIT ETWA 6000 WOHNUNGEN

● Der neue Strukturplan läuft anders als die Stadtentwicklungskampagne „Duisburg 2027“, bei der zunächst Ideen von Duisburgerinnen und Duisburgern gesammelt wurden, wie sich die Stadtteile verbessern lassen. Diesmal werden die Menschen aus Vierlinden aber nicht vorab um Anregungen gebeten. Ihr Mitwirken beschränkt sich lediglich auf die gesetzlich vorgeschriebene Beteiligung für künftige Bebauungspläne.

● Vierlinden hat zur Zeit rund 12.500 Einwohner. Die Zahl ist seit Jahren leicht rückläufig. Dabei leben hier mit über 5000 Menschen pro Quadratkilometer mehr als doppelt so viele Menschen zusammen wie im Durchschnitt der Stadt. Aktuell gibt es rund 1880 Wohngebäude mit etwa 6000 Wohnungen. Davon entfallen rund 4800 Wohnungen auf Mehrfamilienhäuser und etwa 1200 auf Ein- und Zweifamilienhäuser.