Duisburg-Hamborn. Die Stadt Duisburg hat das Hamborner Rathaus digitalisiert. Das soll sowohl Handwerkern als auch Bürgern helfen. Welchen Nutzen das Projekt hat.

Das Rathaus Hamborn, das aktuell das Bezirksamt beherbergt, ist eines der markantesten Gebäude im Duisburger Norden. Das mehr als hundert Jahre alte Baudenkmal hat jetzt einen digitalen Zwilling bekommen. Die Duisburger Versorgungs- und Verkehrsgesellschaft (DVV) hat Gebäude im Auftrag der Stadt vollständig gescannt und damit jeden Winkel des denkmalgeschützten Rathauses virtuell verwertbar gemacht.

Hierfür wurden etwa 6500 Quadratmeter mit Laserscannern abgefahren, die Millionen einzelner Bildpunkte lieferten und zusammen das Gebäude als eine dreidimensionale Punktewolke darstellen. So lässt sich jeder einzelne Punkt zur Vermessung nutzen. Zeitgleich nehmen Kameras ein dichtes Netz hochauflösender 360-Grad-Fotos des gesamten Innenraums auf. Im Hamborner Rathaus sind auf diese Weise 12.000 Bilder entstanden, mit denen sich später virtuell durch ein 3D-Computermodell des Gebäudes navigieren lässt.

Das Computermodell des Rathauses ist aus rund 12.000 Bildern zusammengesetzt.
Das Computermodell des Rathauses ist aus rund 12.000 Bildern zusammengesetzt. © DVV

Solch ein digitaler Zwilling hat mehrere Anwendungsmöglichkeiten – vom Vermessen, Kartieren, Navigieren sogar bis zum Erleben. So hilft er der Stadt Duisburg beispielsweise bei Wartungsarbeiten des Rathauses, denn das 3D-Modell zeigt alle sichtbaren Bauteile wie Fassade, Dachstuhl, Wand- und Deckenbeläge. Außerdem die Möbel und technische Ausstattung. Diese Informationen sind nun Grundlage für Sanierungs-, Erweiterungs- und Umbaumaßnahmen. „Handwerkerbetriebe können jetzt virtuell die Räume exakt abmessen“, sagt DVV-Sprecher Thomas Kehler, demnach können sie anhand der Daten ihre Materiallisten bestimmen und wissen, „welche Muffe sie einpacken müssen, um ein Rohr um die Ecke verlegen zu können“.

Digitalisierungsprojekt auf alle Gebäude und Grundstücke der Stadt Duisburg ausweiten

Solche virtuellen Modelle sollen künftig laut Stadtdirektor Martin Murrack als Grundlage für einheitliche digitale Stammdaten aller städtischen Gebäude und Grundstücke dienen – von Rathäusern über Bauhöfe bis zu Schulen und Kitas. Das Digitalisierungsprojekt der DVV-Tochter Duisburg City Com lässt sich für viele Aufgaben bei der Verwaltung des städtischen Gebäudedatenbestandes nutzen. Zudem ist es auch bei der Denkmalpflege und in der Archäologie einsetzbar. Für die städtischen Mitarbeiter ergibt sich zusätzlich der Nutzen, dass künftig eine Bestandsaufnahme der betreffenden Gebäude mit weniger Vor-Ort-Terminen verbunden ist, was „die Minimierung von Störungen des Dienstbetriebes“ bedeute.

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Neben dem technischen Nutzen sieht Martin Murrack aber auch einen Mehrwert für alle Duisburgerinnen und Duisburger: „Demnächst wird man vor einem Termin im Rathaus auch schon mal nachschauen können, wo der gewünschte Raum zu finden ist.“ Und selbst der Erlebnischarakter soll bedient werden. So lässt sich die Turmuhr in dem Baudenkmal nicht mal eben so besichtigen, mit Hilfe des digitalen Rundgangs geht das dagegen ganz einfach. „Schon heute können einige Museen digital besucht werden“, ergänzt der Stadtdirektor. „Die Stadt Duisburg und die DVV gehen mit der 3D-Erfassung von städtischen Gebäuden neue Wege“, so sein Resümee.

Überzeugt von diesem Digitalisierungsprojekt ist auch der Geschäftsführer des Immobilienmanagements Duisburg (IMD), Thomas Krützberg. Er sieht seine Stadttochter durch die 3D-Modelle „erfolgreich für die Zukunft des Planens, Bauens und Betreibens von Gebäuden aufgestellt“. Denn durch den Einsatz dieser Technologie „können wir wesentlich effektiver agieren und gleichzeitig Kosten sparen“.

Für die Duisburgerinnen und Duisburger ist das digitale Modell deshalb interessant, weil sie darin navigieren können – auch per Handy. So erfahren sie etwa bei Behördengängen, wo genau das Zimmer ist, zu dem sie müssen.
Für die Duisburgerinnen und Duisburger ist das digitale Modell deshalb interessant, weil sie darin navigieren können – auch per Handy. So erfahren sie etwa bei Behördengängen, wo genau das Zimmer ist, zu dem sie müssen. © DVV

Der DVV-Konzern beschränkt sich mit diesem Projekt aber nicht nur auf städtische Gebäude in Duisburg, wie Geschäftsführer Marcus Vunic erläutert. So gibt es in der Region ebenfalls schon digitale Zwillinge von Büro- und Verwaltungsgebäuden sowie Modelle von Werkshallen und dem überregional beliebten Neanderthal Museum. Ein Höhepunkt auf der bisherigen Liste ist jedoch die U-Bahnstation am Duisburger Hauptbahnhof. Deren Aufnahmen wurden mitten in der Nacht gemacht, weil die Bahnen dort nur nachts wenige Stunden nicht fahren.

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All diese Gebäude seien gescannt worden, um sie zu vermessen, kartieren, in ihnen virtuell zu navigieren und sie erlebbar zu machen. Das denkmalgeschützte Hamborner Rathaus ist zwar eines der ersten der digitalisierten Gebäude in Duisburg und der Region – es sollen aber noch viele weitere folgen.

>> WEITERE BEISPIELE FÜR DAS DIGITALISIERUNGSPROJEKT

■ Weitere Anwendungsbeispiele für das Digitalisierungsprojekt gibt es auf www.duisburgsmartcity.de. Dort finden sich etwa digitale Modelle des Kultur- und Stadthistorischen Museums oder des Rathauses in der Innenstadt.

■ Weitere Beispiele zeigt die DVV-Tochter Duisburg City Com auf https://www.duisburgcity.com/geschaeftskunden/leistungen/digiscan/