Duisburg-Röttgersbach. Das erste Mal Spargel stechen. Ein Büromensch versucht, sich auf einem Bauernhof in Duisburg-Röttgersbach nützlich zu machen. Mit mäßigem Erfolg.
Die neue Spargelsaison auf dem Hamborner Rosenhof Rademacher ist gerade angelaufen. Dieses Jahr versucht unser Autor Volker Poley dort sein Glück als Spargelstecher. Sein Fazit: Es kommt nicht von ungefähr, dass man auf dem Rosenhof selbst Erdbeeren pflücken, aber keinen Spargel ernten darf.
Bekanntlich ist es gar nicht so einfach, die Spargelstangen unversehrt aus der Erde zu befördern. Zahlreiche Erntehelfer, die den Bauern von der Agentur für Arbeit geschickt wurden, sind schon daran gescheitert. Die eigene Erfahrung hat Volker Poley aufgeschrieben, nachdem er sich halbwegs von der Feldarbeit erholt hatte:
Hofhund George passt auf dem Duisburger Bauernhof auf
Auf dem Bauernhof in Röttgersbach erwartet mich nicht nur Hofhund George mit lautem Gebell. Auch Jürgen Rademacher und Thomas Kohl, die gemeinsam den insgesamt 80 Hektar großen Hof bewirtschaften, sind gespannt, wie sich ein Zeitungsschreiber wohl anstellt, wenn er den Kugelschreiber aus der Hand legt und zum Stechmesser greift.
Um das zu klären, geht es mit dem Auto zum vier Kilometer entfernten Spargelfeld auf die Oberhausener Seite nach Buschhausen. Die Äcker und Gemüsefelder des Rosenhofs befinden sich an verschiedenen Stellen in Duisburg, Oberhausen oder auch im 14 Kilometer entfernten Dinslaken.
Erntereif, wenn sich leichte Risse an der Erdoberfläche zeigen
Nach wenigen Minuten ist das rund ein Hektar große Spargelfeld erreicht. Die Spargeldämme sind mit Folien bedeckt. „Die schwarze Folie dient zur Erwärmung der Erde, so kann das Wachstum des Spargels beeinflusst werden“, erklärt mir Landwirtschaftsmeister Kohl die Funktion der Folienabdeckung. Derzeit gibt es sogar eine „Doppelfolie“. Zwischen beiden Folien bildet sich ein Luftpolster, das so für zusätzliche Wärme sorgt.
Soweit die Theorie. Die beiden Landwirte haben für den unbedarften Schreiberling schon mal was vorbereitet.
Auf dem von der Folie befreiten Stück Land schauen bereits vorwitzig einige Spargelköpfe aus dem Damm. Das soll im Normalfall allerdings nicht so sein. „Man braucht hier ein gutes Auge“, erklärt Thomas Kohl. Denn erntereif ist der Spargel genau dann, wenn sich leichte Risse an der Erdoberfläche zeigen.
Bitte nicht zu kurz abschneiden und nicht zu tief in die Erde
„Dann mal los“, ermuntern die Agrar-Experten nach einer kurzen Einweisung. Das bedeutet Arbeitshandschuhe überziehen, das Erdreich entlang des sich bereits zeigenden Spargels mit zwei gespreizten Fingern tief genug weggraben. Dann das Stechwerkzeug seitlich neben der Pflanze in den Boden einführen und im richtigen Moment den Spargel in der Erde durchtrennen. Aber bitte mit Gefühl, so lautet die klare Anweisung.
Und nicht zu kurz, denn 25 Zentimeter lang sollte der gestochene Spargel schon sein. Zu tief darf man aber auch nicht mit dem Messer gehen. Sonst wird die Pflanze beschädigt. Immerhin wächst der Spargel im Laufe der Saison ja immer wieder nach.
Den Spargel vor Sonne schützen
Nachdem die Stange sauber abgetrennt ist, wird sie in einen Korb gelegt, der vor der Sonneneinstrahlung zu schützen ist. Die bearbeitete Stelle ist anschließend wieder mit Erde zu bedecken. Alle zwei Stunden wird der geerntete Spargel zum Hof gebracht, dort gewaschen und sortiert.
Das Spargelmesser tief in den Boden zu bekommen, ist schon nicht so einfach. Die Spargelstange unter der Erde im richtigen Moment zu erwischen, ist dann eine echte Herausforderung.
Dabei läuft der komplette Arbeitsprozess in gebückter Haltung ab. Rund sieben Kilo schafft ein geübter Spargelstecher in der Stunde. Ich komme auf ungefähr drei Spargelstangen in zehn Minuten – wahrscheinlich kein Gewinn für die Röttgersbacher Landwirte.
Lieber auf bewährte Kräfte zurückgreifen
Als Erntehelfer setzen Jürgen Rademacher und Thomas Kohl dann doch lieber auf ihre bewährten Fachkräfte. Die kommen nicht aus Osteuropa, sondern aus dem Duisburger Norden.
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In der Saison sind sie täglich, auch am Wochenende auf dem Feld. Jürgen Rademacher lobt: „Die Leute sind sehr gut und zuverlässig, die verstehen ihr Handwerk.“ Das bestätigt auch sein Partner Thomas Kohl: „Das ist schon eine schwere Arbeit, mein Respekt.“
Der Meinung kann ich mich nach dem Kurzeinsatz nur anschließen. Daheim den Spargel mit Schinken und einem Glas Wein zu genießen, ist dann doch wesentlich einfacher. Für mich gilt: Ich bleibt vorläufig bei der schreibenden Zunft.
>> DAS GIBT’S AUF DEM ROSENHOF ZUM SELBSTERNTEN
● Der Rosenhof Rademacher ist seit mehreren Generationen im Familienbesitz. Heute werden dort Getreide, Kartoffeln, Kohl und Gemüse, teils zum Selbsternten, angebaut. Je nach Saison gibt’s Spargel, Erdbeeren (ab Mitte Mai) und Himbeeren aus eigener Produktion.
● Die Adresse: Kaiser-Friedrich-Straße 377, Öffnungszeiten des Hofladens: montags bis freitags 9.30 bis 18.30 Uhr, samstags 8.30 bis 15 Uhr. Auf dem Parkplatz vorm Hof gibt’s Spargel und Eier auch außerhalb der Öffnungszeiten.