Duisburg-Neumühl. Die syrische Küche nutzt viele Gemüse, Kräuter und Gewürze. Wer selbst kochen will wie in Damaskus, kann das neuerdings in Duisburg lernen.
Eng aber fröhlich geht es in der kleinen Kochkursküche im Projekt Lebenswert neben der Neumühler Herz-Jesu-Kirche zu. Für den K
och Jamil Maamo aus Syrien ist es eine Premiere. Er gibt seinen ersten vierstündigen Kochkurs über die syrische Küche.
Falls er nervös ist, so merkt man ihm das nicht an. Gelassen beantwortet er die Fragen seiner miteinander verschwägerten Gastköche aus zwei Familien. Gehören denn wirklich ganze drei Bund glatte Petersilie in den Taboulé-Salat? Maamo nickt und holt das grüne Kraut herbei. „Wir machen Taboulé in Syrien mit mehr Gemüse und weniger Bulgur“, erklärt er dabei.
Sonja Göhde weicht den Weizengrieß ein und schickt sich an, die Petersilie zu zerkleinern. „Die mobben mich schon wieder, weil ich alles mit dem kleinen Messer mache“, beklagt sie sich bitter über ihre kichernde Verwandtschaft.
Maamo schaut noch kurz nach der Suppe aus roten Linsen. „Kann passiert werden“, entscheidet er zufrieden. Dann knetet er die letzten Luftblasen aus dem festen Walnussbrotteig mit Hefe, den Simon Stoerb zu verantworten hat. „Ich mache den etwas dünner, dann backt er schneller durch, ok?“ fragt er den Teigverursacher. Stoerb ist mit allem einverstanden, zuhause überlässt er seiner Frau Sarah gerne Küche.
Kursleiter Jamil Maamo aus Syrien hat vorher in guten Hotels gekocht
Die raffelt gerade rote Bete und grüne Äpfel. Dazu kommt ein strahlend gelbes Dressing aus Olivenöl und Zitronensaft, ein Fest der Farben. Die Kochgruppe ist gut drauf, die Scherze fliegen hin und her. „Wir waren schon öfter hier zum Essen
im Sham, dem syrischen Restaurant
“, erzählt Sarah Stoerb. Später, wenn auch der Kuchen fertig ist, werden sie alle gemeinsam essen, was sie gekocht haben.
Jamil Maamo hat schon in Syrien in guten Hotels gekocht. In Deutschland hat er nun noch eine Ausbildung im Duisburger Hof gemacht und sich so auch die deutsche Küche draufgeschafft. Er ist selber auf die Idee mit den Kochkursen gekommen. Pater Tobias, der Motor des Projektes Lebenswert, der sich nach einem kürzlich absolvierten Wochenendkurs an einer Läuferakademie offiziell Ernährungsberater nennen darf, entwickelte mit ihm gemeinsam die Rezepte für einen zweiten Kurs über Vollwertküche. Corona hat auch dem Sham Einbußen gebracht. Die Kurse sollen deshalb ein bisschen zur Finanzierung des Projektes Lebenswert beitragen.
Die syrische Küche nutzt mehr Gemüse, Kräuter und Gewürze
„Es wäre doch auch schade, die voll ausgestattete Küche nicht zu nutzen“, sagt Maamo. Er freut sich, dass die Deutschen sich für die Gerichte seiner Heimat interessieren. „Wir kochen in Syrien mit mehr Gemüse, Kräutern und Gewürzen als hier“, sagt er. Das liege am heißen Wetter seiner Heimat, da habe man automatisch mehr Appetit auf wasserreiches Obst und Gemüsesalate. „Nicht immer gleich so viel Mayonnaise nehmen“, ist seine augenzwinkernde Empfehlung für die deutsche Salatproduktion.
In der Küche ist nun die Dekorationsphase angebrochen. Maamo betrachtet das einsame Minzblättchen auf dem Salat mit undurchdringlicher Mine, dann lässt er kurz das große Kochmesser aufblitzen. In Sekunden entsteht einen hauchdünnen Zitronenfächer. „Puh, Angeber“, seufzen die frechen Hobbyköche beeindruckt und grinsen den Profi entwaffnend an.
>> KURSE IN ZWEI VARIANTEN: SYRISCH ODER VOLLWERTKOST
- Wer mehr erfahren möchte über die Geheimnisse der syrischen Küche oder über die Vollwertkost für Dauerläufer, der ist zu einem Kochkurs mittwochs von 18 bis 22 Uhr oder samstags von 14 bis 18 Uhr willkommen.
Die maximale Teilnehmerzahl beträgt acht Personen. Gruppenanmeldungen an individuellen Terminen sind willkommen. Die Kursgebühr beträgt 79 Euro. Näheres zur Anmeldung gibt es online auf www.pater-tobias.de/projekt-lebenswert/sham/kochkurse
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