Duisburg-Bruckhausen. Oberkommissar Andreas Schenkofski ist der neue Bezirkspolizist im Stadtteil. Er versteht sich als Vermittler und will vor allem helfen.

Über sein neues Revier freut sich Oberkommissar Andreas Schenkofski sehr, denn er ist im Duisburger Norden aufgewachsen und kennt sich dort hervorragend aus. Noch besser kennenlernen will er jetzt Bruckhausen, denn er ist der neue Bezirkspolizist im Stadtteil. „Ich will Vertrauen aufbauen“, sagt der 52-Jährige, der sich als ersten Ansprechpartner für die Bruckhausener versteht.

Oberkommissar Andreas Schenkofski tritt in große Fußstapfen. Nach dem beliebten Vorgänger Hans Raulien (1932 bis 1998), der als Sheriff von Bruckhausen bekannt war, ist der Platz am Kulturbunker benannt.
Oberkommissar Andreas Schenkofski tritt in große Fußstapfen. Nach dem beliebten Vorgänger Hans Raulien (1932 bis 1998), der als Sheriff von Bruckhausen bekannt war, ist der Platz am Kulturbunker benannt. © Tanja Pickartz

Deshalb ist ihm besonders wichtig, das Gespräch zu suchen und Lösungen für kleine und große Probleme zu finden. Bei seinen täglichen Fußstreifen durch Bruckhausen grüßt er stets freundlich und wird ebenso nett zurückgegrüßt. „Ach, die Leute freuen sich doch immer, wenn sie einen Schutzmann sehen“, sagt er bescheiden, als sei dies hauptsächlich seiner Uniform geschuldet. Dabei liegt es auch an seiner offenen Art. „Ihr habt aber großen Durst“, spricht er zwei Jungs an, die mit Pappbechern voller Kaffee an ihm vorbeilaufen und darauf achten, nicht zu schlabbern. Die beiden nicken und lächeln, gehen aber flugs weiter.

Natürlich besteht seine Arbeit nicht nur aus Dönekes, auch ernste Anlässe gehören zu seinem Job. „Ich will nicht bestrafen, sondern helfen“, betont Schenkofski und erzählt, wie er etwa einen Mann vor dem Gefängnis bewahrt hat, der mit Haftbefehl gesucht wurde. Der Bruckhausener habe eine vierstellige Geldsumme nicht zahlen können, erinnert sich der Kommissar. „Er hätte seinen Job und seine Existenz verloren, wenn er in den Knast gemusst hätte“, doch der erfahrene Beamte, der seit 1994 bei der Polizei ist, verhinderte Haft und Jobverlust, indem er dem Betroffenen half, Ratenzahlung zu vereinbaren.

„Anderen zu helfen, war mir schon immer wichtig“, sagt der Duisburger, und dafür läuft er täglich meist zehntausend Schritte oder mehr durch sein Revier. Wenn es sein muss, greift der neue Bezirkspolizist aber auch hart durch.

So berichtet er von einem „krassen Fall“, bei dem er eingriff, als jemand einen Hitlergruß zeigte. Die Anzeige hat er natürlich geschrieben. So ernst, dass er per Funkgerät Verstärkung rufen musste, sei sein Bezirksdienst jedoch noch nie gewesen.

Dass es im Stadtteil aber auch ordentlich Rambazamba gibt, hat er früher als Streifenpolizist erfahren, als er elf Jahre lang mit für Bruckhausen zuständig war. „Durch den Grüngürtel hat es sich hier zum Positiven verändert“, findet Andreas Schenkofski. Denn vorher „gab es an der Kaiser-Wilhelm-Straße immer Stress wegen Ruhestörung.“

Auch Aufklärungsarbeit gehört zu seinem Job

Als Bezirksbeamter möchte er jetzt dagegen viel Aufklärungsarbeit leisten und informiert seither viel über Meldepflicht oder Schulpflicht, insbesondere Bruckhausener aus anderen Kulturkreisen. Manchmal kann er sich zwar nur mit Händen und Füßen verständigen, doch mit Geduld und Beharrlichkeit komme er eigentlich immer ans Ziel.

Diese Eigenschaften verlangt ihm auch ein aktueller Fall ab, für den er sich auf die Suche nach einer 16-jährigen Schülerin begibt. Sie wurde beim Schwarzfahren erwischt (die Behörden nennen das „Erschleichen von Leistungen“) und für ein Gericht soll er das Mädchen finden, weil sie unter der angegebenen Anschrift inzwischen nicht mehr zu erreichen ist. Also klingelt der Oberkommissar bei ihrer Mutter an, die alleine vier Kinder großzieht. Sie habe ihre Tochter seit vier Monaten nicht mehr gesehen, erklärt die Frau. Sie soll bei einem Freund in Meiderich wohnen, doch die Mutter kenne weder ihn noch seinen Namen. Heute kommt Schenkofski hier nicht weiter, betont aber: „Ich will wirklich nur helfen, scheuen Sie sich nicht, mit mir Kontakt aufzunehmen.“ Er wird dranbleiben, aber vor ihm liegt noch einige Detektivarbeit.

Sehr gut im Stadtteil aufgenommen

Zunächst setzt er aber seine Streife fort und schlendert durch den Grüngürtel mit den Hochöfen am Horizont, kommt am Kulturbunker vorbei und an der Moschee – unterwegs winken ihm wieder Kinder und Erwachsene zu. Nicht zuletzt deshalb fühlt sich Andreas Schenkofski nach nur gut einem Dreivierteljahr als Bezirksbeamter in Bruckhausen sehr wohl. „Ich wurde hier sehr gut aufgenommen und werde oft auf einen Tee oder ein Wasser eingeladen“, freut sich der Polizist, der im Stadtteil noch keine schlechten Erfahrungen gemacht oder Respektmangel erlebt habe.

Vielmehr werde er oft gebeten, das Amtsdeutsch in Briefen zu übersetzen. „Natürlich helfe ich bei Behördengängen. Auch das gehört für mich zu meinen Aufgaben“, sagt er. Einiges ist wegen Coronaderzeit aber nicht nötig, so entfällt etwa die Schulwegsicherung. Sobald der Schulalltag aber wieder läuft, will sich Schenkofski darum kümmern, dass gerade den jüngeren Schülern unterwegs zu ihrem Unterricht nichts passiert.

Gefragt wäre er auch im November zu St. Martin – sofern das Virus das zulässt. „Der Martinszug war für mich als Kind immer das Größte“, sagt der Duisburger, „diese Freude will gerne weitergeben“. Als St. Martin wird er zwar nicht mit Römerhelm und rotem Mantel auf einem Pferd sitzen, aber den Umzug mit den bunten Laternen als Bezirksbeamter begleiten und sichern. Das sei, findet er, eine der schönsten Aufgaben in seinem neuen Job.