Duisburg-Marxloh. Nachdem die Polizei in Marxloh massiv behindert wurde, fordern Duisburger Politiker mehr Einsatzpersonal – warnen aber auch vor Pauschalisierung.
Die jüngsten Tumulte in Marxloh sorgen weiter für Diskussionen. Große Menschenansammlungen haben der Polizei zwei Festnahmen erschwert, dann wurde auch noch ein Reporter mit Eiern beworfen. „Polizisten bespuckt und als ‘Hurensöhne’ beschimpft“ titelt die Bild-Zeitung und spricht von „Clan-Ärger“ in Marxloh. Auch über Duisburg hinaus ist der Stadtteil wieder in aller Munde.
Hiesige Politiker fordern abermals ein entschlosseneres Vorgehen in vermeintlich rechtsfreien Räumen. „Solche Szenen darf es in Duisburg nicht geben“, empört sich Rainer Enzweiler, Ratsherr für Marxloh und Fraktionsvorsitzender der CDU. Recht und Gesetz seien für alle in Deutschland gleich. Also habe man sich daran zu halten. „Tut man das nicht, muss das entsprechende Konsequenzen haben“, so Enzweiler. Die im Verlauf der Einsätze gefertigten Anzeigen müssten mit Strafen belegt werden.
Marxloh: Mangelt es Duisburger Polizisten an Ortskenntnis?
Auch Mahmut Özdemir, Duisburger Bundestagsabgeordneter der SPD, kommentiert die Vorfälle. „Bei erkennbar nicht rechtstreuen Menschen muss man mit einer robusten Strategie herangehen“, schreibt er im Sozialen Netzwerk Facebook. Özdemir fordert „in diesen Milieus, besonders im Duisburger Norden, eine erhöhte Personalstärke der Schutzpolizei bei jedem einzelnen Einsatz“.
Einige Nutzer stimmen Özdemir zu. „Wenn ich höre, wie viel Personal am Wochenende für den gesamten Norden zu Verfügung steht, wird mir übel“, kommentiert etwa Thomas Mielke vom Runden Tisch Marxloh. Claus Krönke, Hamborns Stellvertretender Bezirksbürgermeister (SPD), sieht auch in mangelnder Ortskenntnis der Einsatzkräfte ein Problem: „Wir brauchen weniger Polizisten, die von außerhalb für einen Einsatz einfliegen, als ein festes Team, welches mit der Zeit den Stadtteil kennt.“
Polizei Duisburg entscheidet über den Einsatz der Hundertschaft nicht selbst
Die Polizei Duisburg will sich zu ihren Kapazitäten nicht äußern. Pressesprecher Stefan Hausch wirbt um Verständnis dafür, „dass wir über unseren alltäglichen Dienstbetrieb keine Angaben machen können“. Man wolle schließlich nicht ausrechenbar sein. Grundsätzlich bezeichnet Hausch es als glücklichen Umstand, dass in der Stadt – genauer in Hochfeld – eine Hundertschaft stationiert sei. Er sagt aber auch: „Über den Einsatz dieser Hundertschaft entscheidet nicht die Polizei Duisburg.“
Die Einteilung obliegt dem Landesamt für Zentrale Polizeiliche Dienste (LZPD). Das LZPD schickt die Einsatzkräfte zu Fußballspielen und Demonstrationen, bei Bedarf aber auch zu spontanen Einsätzen. Natürlich ist die Hundertschaft dann schneller vor Ort, als wenn sie aus einer anderen Stadt anrücken müsste. Beim zweiten Einsatz in Marxloh, am Dienstag vergangener Woche, waren 36 Polizisten vor Ort.
Marxloh: Ausmaß des Clan-Bezugs der Tumulte ist noch unklar
Grundsätzlich betont Hausch noch einmal die in den vergangenen Jahren gestiegene Polizeipräsenz in Marxloh: „Wir sind neue Einsatzkonzepte gefahren, auch, um den Bürgern ein sicheres Gefühl zu geben.“ Dazu sei noch die landesweit verstärkte Bekämpfung der Clan-Kriminalität gekommen.
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Wie viel Clan-Bezug die Menschenmengen am Pollmannkreuz hatten, ist unklar. Özdemir und Krönke warnen auch davor, Unbeteiligte pauschal zu kriminalisieren. Laut Polizeibericht versammelten sich während der Festnahme am Dienstag rund 200 Menschen. Zumindest ein großer Teil davon habe sich sich auf verschiedene Weise störend verhalten. Beim Einsatz am Sonntag zuvor waren es etwa 30 Menschen gewesen, die eine Festnahme zu verhindern versuchten.