Duisburg. Um der Vereinsamung vorzubeugen, zeigen Mitarbeiter eines Duisburger Altenheims den Bewohnern neue Wege, mit den Liebsten Kontakt zu halten.

Seit mehr als sechs Wochen gab es keinen Besuch mehr. Nur per Telefon, Video-Chat oder ganz klassisch per Brief können die Bewohner des Duisburger Elisabeth Groß Hauses mit ihren Liebsten Kontakt halten. Ein Ende ist immerhin absehbar – ab Muttertag soll das strikte Besuchsverbot in Pflegeheimen gelockert werden. Ursula Sieg, Leiterin des Sozialen Dienstes im Elisabeth Groß Haus, glaubt, dass die Regelung der vergangenen Wochen auch positive Auswirkungen auf die Bewohner hatte: „Die Distanz sorgt bei uns im Haus auch für Beruhigung.“ Das derzeit verbreitete Bild vereinsamter Senioren findet sie einseitig.

Elisabeth Groß Haus: Bewohner und Angehörige zeigen Verständnis

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„Unsere Bewohner verstehen, dass es bei den Maßnahmen um ihren Schutz und ihre Gesundheit geht“, erklärt Ursula Sieg, die seit Ende vergangenen Jahres im Elisabeth Groß Haus arbeitet. Corona-Fälle haben sie bisher zum Glück nicht, und das soll auch so bleiben. „Unsere Bewohner sind dankbar, dass sich auch ihre Angehörigen an die Regeln halten. Und das sind wir auch. Die Familien gehen gemeinsam mit uns den Weg, und das ist toll“, lobt die Leiterin des Sozialen Dienstes.

Damit nicht zu viel Langeweile aufkommt, haben die Mitarbeiter des Hauses am Betreuungsprogramm gefeilt und es an die neuen Umstände angepasst. Betreuungsassistenten drehen neuerdings Videos mit den Bewohnern für Familie und Freunde, schreiben gemeinsam Briefe und organisieren Terrassenkonzerte. Auch Bingo, Bewegungsrunden und Zeitunglesen gehören weiterhin zum Alltag. Nur eben mit dem nötigen Abstand.

Betreuer klären über das grassierende Coronavirus auf

Die Duisburgerinnen Irma Haenlein, Katharina Penkalla, Hildegard Eckmann (v.l.) machen das Beste aus dem Besuchsverbot in ihrem Seniorenheim. 
Die Duisburgerinnen Irma Haenlein, Katharina Penkalla, Hildegard Eckmann (v.l.) machen das Beste aus dem Besuchsverbot in ihrem Seniorenheim.  © Elisabeth Groß Haus

Die Andachten werden in den Gartenbereich verlegt und von Mitarbeitern gehalten. Sie werden auch genutzt, um über die aktuelle Situation aufzuklären. Denn vor allem zu Beginn der Krise hatten viele Bewohner Fragen und waren verängstigt wegen der Berichte über viele Todesfälle in anderen Altenheimen. Auch die Mund- und Nasenschutzmasken, die die Pfleger tragen, sorgten zunächst für Verunsicherung. In Andachten oder auch in der hauseigenen Zeitung greifen Betreuer das Thema Corona auf und erklären die Krankheit und die Forschungen dazu.

Die Bewohner nehmen die neuen Angebote gerne an. „Wir sind hier sehr gut versorgt und werden immer gut unterhalten“, sind sich die drei Bewohnerinnen Irma Haenlein, Katharina Penkalla und Hildegard Eckmann einig. Sie sitzen zusammen um ihren selbst geschmückten Tisch-Maibaum. Die 87-jährige Hildegard Eckmann hat ein Fotoalbum dabei, das sie vor Kurzem zu ihrem Geburtstag von ihrer Familie geschenkt bekommen hat. Darauf halten die Kinder Schilder in der Hand. Stolz liest Oma Hildegard vor: „Liebe Oma, wir vermissen dich sehr! Bitte bleib gesund. Gemeinsam schaffen wir das. Wir freuen uns auf dich.“

Duisburger Senioren freuen sich über Flurkonzerte

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„Wir sind froh, dass es uns hier so gut geht“, sagt Katharina Penkalla, „aber auf Besuch freuen wir uns trotzdem bald“. „Und auf einen Friseur“, ergänzt Irma Haenlein lachend. Die Stimmung auf ihrer Etage ist gut. Genauso wie bei den organisierten Flurkonzerten. „Dazu gibt es dann auch mal einen Eierlikör“, so die 91-jährige Katharina Penkalla. „Oder einen Bailey’s. Der schmeckt auch gut. Und dann sind wir alle blau“, scherzt die gut gelaunte 94-jährige Haenlein.