Duisburg-Meiderich. Diskussion an der Gesamtschule Meiderich zeigt: Das neue Schulfach „Wirtschaft und Politik“ hat Potenzial – bringt aber Probleme für die Schulen.
Keine Ahnung von Wirtschaft hätten Schüler, wird immer wieder beklagt. Das soll sich mit der Einführung des Faches Wirtschaft in der Schule ändern. Die Wirtschaftsjunioren luden zu einer Diskussionsrunde zum Thema in die Gesamtschule Meiderich ein. Deren Schulleiter ist in einem Punkt zwar optimistisch – in einem anderen sieht er aber Probleme auf seine Schule zukommen.
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Ab dem Schuljahr 2020/21 wird Wirtschaft als neues Pflichtfach in der Sekundarstufe I an allen weiterführenden allgemeinbildenden Schulen eingeführt. An den Gymnasien ist der Start bereits im Zuge der landesweiten Umstellung auf G9 zum Schuljahr 2019/20 erfolgt. Die Lehrpläne für die Gymnasien sind bereits fertig. „Wir begeben uns in einen Übergangsprozess. Das wussten wir aber“, sagt Staatssekretär Matthias Richter vom Schulministerium NRW. Denn Wirtschaft auf Lehramt diesen Studiengang gibt es noch nicht. Das soll sich aber ändern. Dementsprechend müssten die Lehrer kurzfristig fortgebildet werden.
Petra Vogt (CDU): Sozialwissenschaftler können Wirtschaft gut unterrichten
Gerade Sozialwissenschaftler könnten dieses Fach gut unterrichten. „Denn das Fach Sozialwissenschaften hat Anteile von Wirtschaft“, weiß die CDU-Landtagsabgeordnete Petra Vogt, die selbst als Lehrerin tätig war. Wirtschaft wird allerdings kein komplett eigenes Fach. An Gymnasien, Gesamt- und Sekundarschulen soll es als „Wirtschaft und Politik“ in den Lehrplan aufgenommen werden, an Haupt- und Realschulen wird es in den Bereich Gesellschafts- und Arbeitslehre integriert.
Das sind die Wirtschaftsjunioren
Der 90 Mitglieder starke Duisburger Kreis zählt zu den ältesten der 214 Kreise der Wirtschaftsjunioren Deutschland im gesamten Bundesgebiet. Er besteht aus jungen Unternehmern und Führungskräften.
Dachverband der Wirtschaftsjunioren Deutschland ist die Junior Chamber International (JCI), ein internationales Netzwerk mit rund 200.000 aktiven Mitgliedern, die in mehr als 110 nationalen Verbänden organisiert sind.
Mehr Infos gibt es unter wjdu.de
„Wir hätten uns natürlich ein eigenes Fach Wirtschaft gewünscht“, sagte Anja Bräuning. Sie ist im Landesvorstand der Wirtschaftsjunioren und dort zuständig für das Ressort Bildung und Wirtschaft. Staatssekretär Richter versteht diesen Wunsch, aber aufgrund der zeitlichen Stundenbegrenzung sei mehr nicht möglich. „Es kommen jede Woche Interessenvertreter von Fächern zu mir und fordern mehr Stunden, aber dann müssten wir wohl G13 oder 14 einführen.“
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Unternehmer-Kritik: Unterricht ist zu stark auf Verbrauchersicht ausgelegt
Von den anwesenden Jungunternehmern wurde der Wunsch geäußert, den Schülern die Unternehmersicht im Unterricht zu verdeutlichen. Die Lehrpläne seien eher auf Verbraucherbildung ausgelegt. Das sei allerdings in der Sekundarstufe I auch erklärtes Ziel des Lehrplans, entgegnete Richter. Denn das sei die Perspektive des Schülers. „Wir wollen ihn dort abholen, wo er steht.“ Mehr Verbraucherbildung sei eine klare Forderung der Öffentlichkeit gewesen. Nichtsdestotrotz könnten die Lehrer den Unterricht so gestalten, dass Schüler auch in die Unternehmerperspektive versetzt würden, dafür sei der Lehrplan offen. Auch Kooperationen von Schulen mit Unternehmen Ort würden vom Ministerium gerne ermöglicht.
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Bernd Beckmann, Leiter der Gesamtschule Meiderich und damit quasi Hausherr ist optimistisch, dass ausreichend Lehrer durch Fortbildungen schnell für das neue Fach qualifiziert werden könnten. Es sieht aber an anderer Stelle Probleme: „Es muss bedacht werden, dass wir für ein neues Fach auch neue Lernmittel benötigen, zum Beispiel Bücher.“ Da kämen pro Jahrgang schnell 5000 Euro zusammen. Er befürchtet, dass die Mittelzuweisungen dafür nicht ausreichen könnten. Ob dieses Problem aus dem Weg geräumt wurde und wie das Fach überhaupt angelaufen ist, wollen die Wirtschaftsjunioren in etwa einem Jahr in einer erneuten Diskussionsrunde besprechen.