Duisburg-Hamborn. Leibniz-Gesamtschule in Duisburg macht gute Erfahrungen mit „bewegter Pause“. Kids können sich austoben und lernen danach viel konzentrierter
„Seitdem sind die Schüler viel entspannter“, hat Schulleiter Karl-Theodor Hußmann beobachtet. Die bewegte Pause, die die Gottfried-Wilhelm-Leibniz-Gesamtschule vor einiger Zeit eingeführt hat, trägt Früchte. 40 Minuten lang haben die Schüler in der Bewegungspause Zeit, sich an frischer Luft auszutoben, dann geht’s mit neuem Elan zurück in die Klasse. Dazu haben die Lehrer den gesamten Stundenplan auf den Kopf gestellt. Und außerdem gilt eine Grundbedingung: kein Handy während der Schulzeit. Hußmann: „Sonst würde das Ganze nicht funktionieren“.
Die Hamborner Schule ist die einzige Schule in NRW mit einer bewegten Pause. Statt wie üblich alle zwei Stunden eine 20 Minuten-Pause einzulegen, gibt es in der Leibniz-Gesamtschule die erste Pause nach drei Stunden. Diese Pause ist dafür 40 Minuten lang. „In 20 Minuten wäre das gar nicht machbar“, sagt Hußmann. Denn es finden unter anderem Fußball-Turniere statt. Sozialpädagoge Thomas Facklam organisiert 70 Spiele für die fünften und sechsten Klassen, unterstützt von den Sporthelfern, Schülern aus den zehnten Klassen. „Die älteren Schüler machen das übrigens total gerne“, so Hußmann. Nebenbei lernen sie, Verantwortung zu übernehmen.
„Wir können übergewichtige Kinder nicht zwangsverpflichten“
Seilchen springen, Gummi-Twist, Stelzenlauf - in der Bewegungspause ist all’ dies möglich. Das entsprechende Equipment, die Bälle, Seilchen oder Stelzen, können sich die Kinder aus den beiden Spielcontainern - zwei ausrangierte Übersee-Container - holen.
Drei Lehrer begleiten das Projekt, leiten die Kinder zur Bewegung an. „Es ist wichtig, dass wir Anreize schaffen, sonst würden die meisten Kinder nur herumstehen“, so Hußmann. Es gibt Schüler, die sich täglich auf dem Schulhof auspowern. Andere wollen sich lieber ausruhen – im Sommer gerne mal auf der Picknickdecke im Schulgarten. „Wir können übergewichtige Kinder nicht zwangsverpflichten“, sagt der Pädagoge. Wichtig ist ihm, dass die Schüler an die frische Luft kommen und miteinander statt mit ihrem Handy kommunizieren. Anfangs maulten viele Kinder wegen des Handyverbots. Und einige Eltern monierten, dass sie ihre Kinder ja nicht mehr erreichen könnten. Nach ein paar Wochen sei das Thema gegessen. Wenn es wirklich wichtig ist, kann man im Sekretariat telefonieren.
Gespielt wird auch bei Regenwetter
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Gespielt wird auch bei Regen. Dazu nutzen die Kinder die überdachten Bereiche auf dem Schulhof oder sie spielen Kicker und Billard im Keller der Schule. Außerdem werden die Eltern gebeten, ihren Kindern eine Regenjacke mitzugeben, die die Kids in ihrem Fach in der Schule deponieren können.
Die Oberstufenschüler dürfen wie an anderen Schulen auch das Schulgelände verlassen. Was die meisten auch nutzen, allerdings zunehmend weniger, um zu rauchen. Doch gelegentlich kommt es vor, dass auch die älteren Jungs kicken.
„Die Atmosphäre im Unterricht wird gelassener“
In der Summe haben die Leibnizschüler genauso viel Pause andere Schüler, allerdings anders verteilt: zwei große Pausen - die Bewegungs- und die Mittagspause - aber weniger Fünf-Minuten-Pausen. Denn es gibt mehr Doppelstunden als vorher, ohne Pause dazwischen.
„Bei Doppelstunden bleibt mehr Zeit zum Lernen“, so Lehrerin Oxana Riesner. Denn die Zeit für den Raumwechsel fällt weg, die Zeit für die Begrüßung und andere Formalien halbiert sich im Vergleich zu Einzelstunden. Ein weiterer Vorteil: Die Schüler müssen sich in weniger unterschiedliche Fächer hineindenken und außerdem werden die Schultaschen leichter.
Insgesamt sei es deutlich ruhiger im Gebäude. „Die Hektik des Raumwechsels entfällt, die Atmosphäre im Unterricht wird gelassener“, so Hußmann. Dafür steige nach der Bewegungspause die Konzentration.