Duisburg-Hamborn. Vor 90 Jahren verlor die damalige Großstadt Hamborn ihren Status und wurde mit Duisburg zusammengelegt. Wie es dazu kam.
In diesem Jahr ist es 90 Jahre her, als die damalige Großstadt Hamborn ihren Status verlor. Jörg Weißmann vom Hamborner Heimatverein erläuterte am Donnerstagabend im vollbesetzten Vortragssaal des Hamborner Rathauses, wie es zu der von vielen Hambornern bis heute ungeliebten Vereinigung mit Duisburg kam.
„Das war damals eine Zusammenlegung zweier Großstädte“, betonte der Vorsitzende des Heimatvereins. Diese Information zu Beginn seines Vortrages war ihm schon wichtig, da heute in offiziellen Verlautbarungen immer wieder der Begriff „Eingemeindung“ Verwendung findet. Die Stadtrechte erhielt Hamborn 1911, als die selbstständige Landbürgermeisterei, die sich aus den alten Bauernschaften Alsum, Bruckhausen, Marxloh, Hamborn-Wittfeld, Schmidthorst, Neumühl und Fahrn zusammensetzte und im Zuge der Industrialisierung mehr als 100.000 Einwohner zählte.
Hamborn hatte mehr als 100.000 Einwohner
Das Hamborner Rathaus wurde 1904 fertiggestellt, zuvor tagte der Gemeinderat in einem repräsentativen Gebäude am Pollmanneck. Dazu präsentierte Weißmann, wie auch zu anderen Themen, eine passende alte Ansicht („Gruß aus Marxloh“), die die damals elegant wirkende Straßenkreuzung zu Beginn des letzten Jahrhunderts zeigte.
Erster Bürgermeister (von 1911 bis 1918) war Friedrich Schrecker. Sein Nachfolger Paul Mühlens stammte aus einer bekannten Kölner Industriellendynastie (“4711“), wechselte aber bereits nach einem Jahr zum damaligen Ruhrverband.
Bis zum Zusammenschluss mit Duisburg war der Sterkrader Hugo Rosendahl „erster Bürger“ der Stadt. Rosendahl kämpfte bis zuletzt vehement für die Selbstständigkeit Hamborns, hatte mit dem Duisburger Karl Jarres allerdings einen starken Gegenspieler. Jörg Weißmann: „Karl Jarres hatte Verbindungen in die große Politik, galt als Kandidat für das Amt des Reichspräsidenten und genoss in der Bevölkerung hohes Ansehen.“
Angestrebt wurde der Zusammenschluss vom Duisburger Oberbürgermeister bereits seit 1926, wie man einer Denkschrift aus dieser Zeit entnehmen kann: „Die Zusammenlegung beider Städte ist unvermeidlich.“
Protest aus der Bevölkerung
Das fanden die Hamborner überhaupt nicht. OB Rosendahl entwickelte nicht nur Gegenvorschläge, bei denen andere mögliche Zusammenschlüsse aufgezeigt wurden. Einer der Vorschläge war, eine Stadt aus Hamborn und Dinslaken zu bilden oder auch neue Städte wie Groß-Duisburg (u. a. erweitert um Teile des Düsseldorfer Nordens) und Groß-Hamborn (erweitert um Osterfeld und Sterkrade) zu schaffen. Zudem formierten sich Proteste aus der Bevölkerung, wie ein Streikaufruf-Flugblatt aus der damaligen Zeit dokumentierte.
Jörg Weißmann schilderte die Gründe, warum Duisburg auf einen Zusammenschluss drängte: „Duisburg brauchte Flächen für die Ansiedlung von Unternehmen und für den Wohnungsbau, zudem hatte Hamborn durch die wachsende Industrie ein hohes Steueraufkommen, die Gewerbesteuern waren für Duisburg schon attraktiv.“
Am 1. August 1929 wurde die Stadt Duisburg-Hamborn gegründet
Aller Protest nutzte letztendlich nichts, am 1. August 1929 kam es zur Gründung der Stadt Duisburg-Hamborn. Nicht nur für Jörg Weißmann ging mit dem offiziellen Zusammenschluss vieles verloren. Der Neumühler erwähnt beispielhaft den Bau des Hamborner Stadtbades, das 1929 „fast fertig“ war und dennoch erst im Jahr 1938 den Bürgern übergeben werden konnte. Gravierend sei der Kahlschlag im kulturellen Bereich gewesen. Weißmann: „Hamborn hatte ein eigenes städtisches Orchester, Generalmusikdirektor Karl Koefke hatte durch seine exzellenten Verbindungen für hochkarätige Konzerte in der Stadthalle gesorgt, es gab ein lebendiges Theaterleben.“
Bereits 1935 verschwand die offizielle Bezeichnung „Duisburg-Hamborn“ wieder, Hamborn war nur noch ein Stadtteil Duisburgs. Mehrere Versuche, sich wieder von Duisburg zu lösen, scheiterten. 1932 bildete sich ein „Ausgemeindungs-Ausschuss“, der unter dem Motto „Los von Duisburg“ die Zusammenlegung rückgängig machen wollte. In den 1950er-Jahren gab es den letzten Loslösungsversuch. 60.000 der Hamborner Wahlberechtigten sprachen sich für die Selbstständigkeit ihres Stadtteils aus. Auch diese Bestrebungen hatten laut Jörg Weißmann „leider keinen Erfolg“. Der Antrag wurde von der Landesregierung abgelehnt.