Duisburg-Vierlinden. Nach zwei Jahrzehnten verlässt Pfarrer Markus Söffge die evangelische Kirchengemeinde Walsum-Vierlinden – nicht ohne Wehmut.
Nach zwei Jahrzehnten beendet Markus Söffge seine Arbeit in der evangelischen Kirchengemeinde Walsum-Vierlinden. Leicht fällt dem Pfarrer der Abschied nicht, wie am letzten Arbeitstag des engagierten Seelsorgers am Sonntag deutlich wurde. Offiziell wurde Söffge im Rahmen des Gottesdienstes in der Johanneskirche durch Superintendent Friedhelm Waldhausen entpflichtet. Der letzte Gottesdienst in der bis auf den letzten Platz gefüllten Kirche war für Pfarrer Söffge sehr emotional: „Wenn ich die vielen bekannten Gesichter sehe, frage ich mich, warum ich eigentlich gehe.“
Am Sonntag endete aber nicht seine Tätigkeit als Pfarrer. Ab dem ersten Advent übernimmt Söffge eine Pfarrstelle in Essen-Rellinghausen. Seine Walsumer Gemeinde wird ihn vermissen, wie man beim Abschiedsempfang, der nach dem Gottesdienst in dem zum gemütlichen Groß-Café umgestalteten Kirchensaal stattfand, feststellen konnte.
Söffge ist musikalisch und schauspielerisch veranlagt
Zu dieser Gemeinde gehört auch Presbyteriumsmitglied Jana Wessel, die selbst Theologie studiert. „Unser Pfarrer ist mein großes Vorbild, er holt die Menschen dort ab, wo sie stehen“, so die Zwanzigjährige. Nicht ohne Wehmut denkt Pfarrer Söffge an die letzten zwei Jahrzehnte im Dienste der Walsumer Gemeinde zurück: „Wir haben doch alle hier gemeinsam gelebt, das hinterlässt Spuren.“
Viele Jahre hat sich der jetzt 55-Jährige die Pfarrstelle mit seiner Ehefrau Carolin Reichart geteilt. Die Möglichkeit, mit seiner Frau gemeinsam in der Gemeinde zu arbeiten, bezeichnet er als „einfach ideal“. Seit einigen Jahren bildet Carolin Reichart in Wuppertal pastoralen Nachwuchs aus, die doch recht lange Anfahrt zur Arbeitsstelle der Ehefrau war einer der Gründe für den Wechsel in den Essener Süden.
Arbeit mit Walsumer Kindern war Herzenssache
Zwölf Jahre bleiben Markus Söffge noch bis zum Ruhestand. „Das ist ein Zeitabschnitt, in dem man noch etwas bewirken kann, der Wechsel zum jetzigen Zeitpunkt ist da schon folgerichtig“, so der Vater von drei erwachsenen Kindern. Die Zeit in seiner alten Gemeinde hat er in guter Erinnerung: „Man hat uns von Anfang an viele Freiheiten gelassen, wir wurden von einem kooperativen Presbyterium unterstützt und konnten hier vieles aufbauen.“
Die Arbeit mit Kindern lag dem Pfarrer-Ehepaar besonders am Herzen. Den von seiner Ehefrau ins Leben gerufenen „Gottesdienst für kleine Leute“ bezeichnet Söffge als eine Herzensangelegenheit. Der Gottesdienst richtete sich an Kindergarten- und Grundschulkinder und hatte einen altersgerechten und spielerischen Charakter. „Auf diese Weise ergaben sich auch Kontakte zu den Eltern, das war auch immer ein Stück Familienarbeit“, so Markus Söffge.
Einsatz für Geflüchtete in Walsum
Der Pfarrer initiierte Kinderfreizeiten und übte mit den Kids kleine Musicals ein. Da traf es sich gut, dass der Geistliche durchaus eine Beziehung zum Theaterspiel hat. Als Mitglied eines Oberhausener Laienspiel-Ensembles fiel es ihm nicht schwer, seine kleine Schauspielerschar zu Mini-Musical-Stars zu machen.
Selbst stand er auch ab und an bei kircheninternen Events auf der Bühne. Unvergessen werden den Walsumern dabei seine Auftritte als „Herbert-Knebel-Double“ bleiben. Aber auch als Hobby-Musiker macht Markus Söffge eine prima Figur. Als Gitarrist der Blues- und Swingband „Button Down“ sorgt er seit vielen Jahren für den richtigen Sound.
Engagiert zeigte sich die Kirchengemeinde auch zu der Zeit, als auf dem Höhepunkt der Flüchtlingskrise Kommunen und Hilfsorganisationen vor großen Herausforderungen standen. Söffge erinnert sich: „Wir haben uns mit Erfolg gegen die Unterbringung der Menschen in der bereits aufgebauten Zeltstadt auf einem Walsumer Sportplatz gewehrt. Das war einfach unzumutbar.“
Eine neue Motorradstrecke wird sich Markus Söffge demnächst auch aussuchen müssen. Bisher war er mit seiner BMW am Niederrhein unterwegs (“Für Biker ist es dort ideal“), aber die Strecken im Bergischen sind ja auch nicht ohne Reiz.