Duisburg-Marxloh. In Duisburg-Marxloh helfen zwei neue Bildungspaten Schülern mit Lernschwierigkeiten. Sie sind dafür in die Stadt gezogen – und fühlen sich wohl.
Seit Jahren ist „Tausche Bildung für Wohnen“ eine Erfolgsgeschichte: Acht Mal wurde das Sozialprojekt bereits ausgezeichnet. Und immer noch gibt es junge Menschen, die Kindern bei ihrem schulischen Lernprozess helfen und dafür umsonst eine Wohnung erhalten.
Zwei neue Bildungspaten sind seit September in Marxloh aktiv: Amelie Rieger und Khurshedi Emomali. Zum Team gehört außerdem Gina Romainczyk, die ihren Freiwilligendienst um ein halbes Jahr verlängert hat. Die Walsumerin hat das Wohnungsangebot aufgrund der Nähe zu ihrem Wohnort allerdings nicht in Anspruch genommen, anders als Rieger und Emomali, die aus Gütersloh und Tadschikistan nach Duisburg gezogen sind.
Chance, über sich hinaus zu wachsen
Social Start-Up
Der Verein „Tausche Bildung für Wohnen“ ist ein sogenanntes Social Start-Up: Diese Unternehmen bieten nicht nur Produkte oder Dienstleistungen an, sondern gehen auch soziale Probleme an.
Jährlich bietet er sechs Studierenden, Azubis oder Bundesfreiwilligendienstlern kostenlosen Wohnraum in einer WG in Marxloh an. Dafür werden sie Bildungspaten für sechs bis acht benachteiligte Kinder. Finanziert wird das Projekt durch öffentliche Mittel und Spenden.
„Tausche Bildung für Wohnen“ gibt es seit 2014. In dieser Zeit hat das Projekt mehrere Auszeichnungen erhalten, darunter den mit 10.000 Euro dotierten Förderpreis in der Kategorie „Bildung“ der Help & Hope Stiftung.
Aktuell werden weitere Ehrenamtler und Teilzeitpaten gesucht. Nähere Infos und Kontakt: www.tausche-bildung-fuer-wohnen.org
„Ich wollte nach dem Abi erstmal ein Jahr etwas Anderes machen. Und etwas Soziales, weil ich hinterher eventuell etwas Sozialpädagogisches arbeiten möchte“, sagt Rieger. „Ich mag die Vielfältigkeit, die dieser Beruf mit sich bringt. Für mich ist das Projekt auch eine Chance, über mich hinaus zu wachsen, weil ich dafür von zu Hause ausgezogen bin“, sagt die 18-jährige.
Emomali wurde in seiner Heimat Tadschikistan an einer pädagogischen Hochschule ausgebildet. Seit neun Monaten lebt er in Deutschland, acht davon hat er im thüringischen Gera verbracht. Der 24-jährige spricht sechs Sprachen: deutsch, englisch, persisch, russisch, afghanisch und tadschikisch. „Teilweise kann das helfen, die Sprachbarrieren mit den Kindern zu überwinden“, sagt er.
Erst einmal ankommen lassen, dann die Hausaufgaben
Von Montag bis Donnerstag arbeiten die drei in den Tauschbar genannten TBFW-Räumen in der Straße An der Paulskirche, am Freitag wohnen sie dem Unterricht an der Herbert Grillo-Gesamtschule bei. Ab 10 Uhr sind Rieger, Romainczyk und Emomali vor Ort, gegen 13.30 Uhr kommen die Kinder. „Wir spielen erst ein wenig mit ihnen und lassen sie ankommen, dann helfen wir ihnen bei den Hausaufgaben und ihren Lernschwierigkeiten“, erzählt Rieger. Dafür stehen ihnen mehrere Räume zur Verfügung.
Für ihre Dienste bekommen die drei das Salär des Bundesfreiwilligendienstes, etwas weniger als 400 Euro im Monat. Umsonst wohnen zu dürfen ist für Emomali und Rieger natürlich ein positiver Anreiz: Sie wohnen zusammen in einer WG ein paar Straßen weiter. Nur die Nebenkosten müssen sie selbst stemmen. Ein Platz ist noch frei – in Duisburg sucht TBFW noch einen weiteren Bildungspaten.
In Marxloh sehr herzlich aufgenommen
Der Ostwestfälin Rieger gefällt es in Marxloh: „Der Stadtteil wird oft schlecht geredet, dabei gibt es hier viele schöne Ecken. Ich wollte meine eigene Erfahrung machen“, meint sie. Und wurde nicht enttäuscht: „Ich wurde hier sehr herzlich aufgenommen.“ Genau das ist es, was die drei an die Kinder, die täglich in die Tauschbar kommen, weitergeben wollen.