Duisburg. Von einer neuen S-Bahnlinie zwischen Walsum und Oberhausen könnten mehrere Stadtteile profitieren. Es gibt Zeitersparnisse bis zu 45 Minuten.

In einer halben Stunde von Walsum nach Essen – sollte der Duisburger Norden eine neue S-Bahnlinie bekommen, hätte das Auswirkungen auf die Mobilität von mehr als 150.000 Menschen. Im Rahmen der geplanten Machbarkeitsstudie muss auch der Anschluss an bereits bestehende Linien geprüft werden, zum Beispiel an die S3, die bislang zwischen Essen und Oberhausen verkehrt. Von den neuen Verbindungen würden vor allem die westlichen Walsumer Stadtteile sowie Neumühl und Röttgersbach profitieren, mit Zeitersparnissen von bis zu 45 Minuten.

„Diese S-Bahn würde besonders den Menschen nutzen, die nicht in der Nähe der Straßenbahnlinie 903 wohnen“, erklärt Lothar Ebbers vom Fahrgastverband Pro Bahn. Ebbers sieht die große Chance zur Verbesserung der Nord-Süd-Achse, die in nahezu allen Gebieten des Ruhrgebiets ausbaufähig sei.

In rund 20 Minuten mit der S3 von Neumühl nach Essen

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Welches Potenzial eine S-Bahnlinie mit den vorgesehenen Haltepunkten in Overbruch, Walsum, Fahrn, Marxloh und Neumühl hätte, zeigt ein Beispiel: Wer in Alt-Walsum wohnt und von dort nach Essen möchte, braucht aktuell mit dem öffentlichen Nahverkehr nicht nur deutlich länger als eine Stunde, sondern benötigt auch zwei Umstiege. Erst geht es mit dem Bus nach Vierlinden oder Fahrn, von dort – mit der Straßenbahn oder wieder per Bus – zum Duisburger Hauptbahnhof, um dann einen der Regionalzüge in Richtung Essen zu erwischen. Die Dauer der Fahrt beträgt mindestens eine Stunde und 15 Minuten, und das auch nur, wenn kein Bus und keine Bahn Verspätung hat.

Mit einer durchgehenden S-Bahnverbindung sollen Fahrgäste künftig in 15 Minuten von Walsum nach Oberhausen fahren können. Würde die Linie tatsächlich an die S3 angeschlossen, was Ebbers für realistisch hält, wäre man ohne Umstieg in 17 weiteren Minuten am Essener Hauptbahnhof – eine Zeitersparnis von rund 45 Minuten im Vergleich zur aktuellen Anbindung.

So soll der geplante Streckenverlauf der S-Bahn zwischen Oberhausen und dem Duisburger Norden aussehen.
So soll der geplante Streckenverlauf der S-Bahn zwischen Oberhausen und dem Duisburger Norden aussehen. © funkegrafik nrw | Selina Sielaff

Besonders gut an das mittlere Ruhrgebiet wäre aber Neumühl angeschlossen. Von dort sollen es mit der neuen S-Bahn nur noch rund fünf Minuten zum Oberhausener Hauptbahnhof sein, in Essen wären Passagiere folglich in kaum mehr als 20 Minuten.

Anbindung an das Ruhrgebiet könnte dem VRR viele Neukunden bringen

Eine weitere Möglichkeit, die es laut Ebbers bei der Machbarkeitsstudie zu prüfen gelte, ist die direkte Anbindung an den Duisburger Hauptbahnhof und damit an die Bahnlinien nach Düsseldorf, etwa über eine reaktivierte Ratinger Weststrecke. Dies dürfte jedoch komplizierter sein als ein Anschluss an die S3, vermutet der Bahnexperte.

Doch auch ohne direkte Anbindung wäre der Düsseldorfer Hauptbahnhof für Fahrgäste aus dem Westen von Walsum und dem Osten von Hamborn mit der reaktivierten „Walsum-Bahn“ besser zu erreichen: Ein Umstieg in Oberhausen wäre nötig, von wo es noch gut 20 Minuten bis nach Düsseldorf sind. Auch für diesen Weg benötigen Duisburger je nach Wohnlage heute noch mehr als eine Stunde.

Nach Einschätzung von Lothar Ebbers käme eine möglichst schnelle Verbindung nach Düsseldorf den meisten aktuellen Fahrgästen zu Gute. Eine verbesserte Anbindung an das mittlere Ruhrgebiet berge dagegen das größere Potenzial zur Gewinnung neuer Fahrgäste: „Diese Verbindung ist so schlecht, dass die Menschen sich gar nicht erst in die Bahn setzen.“

VRR-Verwaltungsrat will Studie am 4. Dezember beschließen

In jedem Fall würde der Duisburger Norden als Wohnstandort massiv profitieren, ist sich Ebbers sicher: „Viele Menschen arbeiten in Städten wie Düsseldorf, können oder wollen sich aber die Miete dort nicht leisten. Ist ihr Arbeitsplatz mit dem öffentlichen Nahverkehr gut erreichbar, entscheiden sie sich eher dafür, in den Duisburger Norden zu ziehen.“ Auch Investoren würden dieses Kriterium berücksichtigen, wenn es um den Neubau von Häusern gehe.

Die Ausschreibung der Machbarkeitsstudie will der VRR-Verwaltungsrat in seiner nächsten Sitzung am 4. Dezember beschließen. Die Vergabe könnte dann noch in der ersten Hälfte des kommenden Jahres erfolgen