Duisburg-Obermeiderich. Der DSSC 09/20 betreibt in Duisburg vier Hallenbäder. Ohne Geld der Stadt kann jede notwendige Reparatur existenzbedrohend sein.

Das Hallenbad in Obermeiderich ist schmucklos und eher pragmatischer Natur. Keine Riesenrutschen, keine Sprungtürme, keine Sauna – nur zwei Becken, eines für Schwimmer und eines für Nichtschwimmer. Doch diese zwei Becken werden gerne genutzt, von Menschen aus dem Stadtteil, von Schulklassen und Schwimmvereinen. Dass es das Bad noch gibt, ist nicht selbstverständlich. 2005 stand es vor dem Aus, als die Stadt den Betrieb einstellte. Ein Verein sprang in die Bresche: Der DSSC 09/20 übernahm das Bad und führt es seitdem in Eigenregie. Kein leichtes Unterfangen, denn Geld ist knapp und auch Personal lässt sich nur schwer finden.

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Badleiterin Hanna Rau hat an allen Ecken und Enden zu tun: Sie plant den Personaleinsatz, koordiniert die Belegung der Bahnen, führt sogar Hausmeistertätigkeiten durch. „Ich bin keine ausgebildete Fachkraft,“ erzählt sie, „habe mir alles selbst beigebracht. Heute bilde ich sogar Mitarbeiter aus.“ Rau kümmert sich nicht nur um das Bad in Obermeiderich, sondern auch um die Hallenbäder in Homberg, Großenbaum und Wanheim, die der DSSC über die Jahre ebenfalls übernommen hat. Um den Betrieb am Laufen zu halten, beschäftigt der Verein heute 20 hauptamtliche Mitarbeiter.

Nachwuchsmangel ist das größte Problem

Finanziert wird das vor allem über Mitgliedsbeiträge und Sponsorengelder. Einnahmen kommen außerdem aus der zeitweisen Vermietung an andere Vereine, die kein eigenes Bad haben. Von der Stadt gibt es über den Eigenbetrieb Duisburg-Sport einen kleinen Betreiberzuschuss für die Bäder in Obermeiderich und Großenbaum und die Energiekosten.

Problematisch wird es vor allem dann, wenn Reparaturen oder Sanierungen anstehen. „Duisburg-Sport kommt nur dann auf, wenn Unfallgefahr besteht oder die Funktionstüchtigkeit eines Bades in Gefahr ist“, berichtet Andrea Bischoff, Geschäftsführerin des DSSC. „Wir stellen dann Anträge und hoffen auf Kostenübernahme, aber eigentlich droht uns ständig, dass der Geldhahn zugedreht wird.“ Hanna Rau ergänzt: „Vor kurzem mussten wir in Obermeiderich nach einem Wasserschaden im Keller die Heizung sanieren lassen. Da waren dann 60.000 Euro fällig, die wir komplett selbst zahlen mussten.“

Vertrag mit der Stadt Duisburg läuft bis zum Jahr 2025

Sorgen bereitet dem DSSC aber vor allem der Nachwuchsmangel. Der Beruf des Fachangestellten für Bäderbetriebe ist unbeliebt. Das liegt vor allem am mangelnden Respekt, mein Bischoff: „Die Bezahlung ist eigentlich ganz ordentlich, vor allem in städtischen Bädern. Aber es hat doch niemand Lust, sich bei der Arbeit ständig anpöbeln zu lassen.“

Grünen-Landeschefin Mona Neubaur sprach bei ihrem Besuch im Hallenbad Obermeiderich mit Badleiterin Hanna Rau sowie Andrea Bischoff und Wolfgang Hennen vom DSSC (v.l.).
Grünen-Landeschefin Mona Neubaur sprach bei ihrem Besuch im Hallenbad Obermeiderich mit Badleiterin Hanna Rau sowie Andrea Bischoff und Wolfgang Hennen vom DSSC (v.l.). © Michael Dahlke

Das Thema Schwimmbäder haben sich jetzt die Grünen in Nordrhein-Westfalen auf die Fahne geschrieben. Die Landesvorsitzende Mona Neubaur unternimmt derzeit eine Tour durch über 50 Orte, tauscht sich mit Betreibern aus und macht sich ein Bild über den Zustand der Bäder. Am Donnerstag war sie zu Gast in Obermeiderich. „Wir müssen drüber nachdenken, ob wir die Städte nicht zum Betrieb der Bäder verpflichten sollten“, sagte Neubaur, wies aber auch darauf hin, dass es der „Investitionsstau der Großen Koalition in Berlin“ den Kommunen schwer mache, für solche infrastrukturellen Dinge aufzukommen.

Schwimmbäder sind wichtig, gerade für Kinder, ist sich die DSSC-Führung einig: „Schwimmenlernen ist ein ganz wichtiger Schritt zur Unabhängigkeit“, sagt Hanna Rau. Immerhin: Die Existenz des Bades in Obermeiderich dürfte für die nächsten Jahre gesichert sein: Der Vertrag mit der Stadt gilt bis 2025.

>>> SORGE WEGEN MÖGLICHEM XXL-SCHWIMMBAD IM DUISBURGER SÜDEN

Seit Jahren gibt es Pläne, im Süden von Duisburg ein Bad am XXL-Sportcenter zu errichten. Würde in Hüttenheim dieses Schwimmbad entstehen, wäre damit gleichzeitig das Aus für die Bäder in Wanheim und Großenbaum besiegelt. „Wir müssten die Hälfte unserer Belegschaft entlassen“, sagt Andrea Bischoff, „dem Verein würde das finanziell das Genick brechen“.

Geplant ist neben einer Halle mit bis zu 13 Meter hohen Rutschen auch eine Halle mit zwei 25-Meter-Becken, in denen die Stadt dann Schulklassen und Vereine unterbringen will.