Duisburg-Walsum. Ein 82-jähriger Duisburger ist empört: Sein Pflegedienst verlangt Extra-Geld fürs Sockenanziehen. So begründet das die Geschäftsführung.

Ein 82-jähriger Duisburger ist stocksauer auf seinen Pflegedienst. Er fühlt sich abgezockt und schlecht behandelt. Stein des Anstoßes: Die Socken des Seniors, die er über den Stützstrümpfen trägt. Die wollten ihm Mitarbeiter des Diakonie-Pflegezentrums Duisburg-Nord zuletzt nicht mehr anziehen.

An- und Auskleiden kann sich der Mann nicht mehr, zu stark ist die Beweglichkeit eingeschränkt. Zweimal täglich kommt deshalb eine Pflegekraft, um ihm seine Stützstrümpfe überzuziehen, morgens verbunden mit der Grundpflege. Das An- und Auskleiden übernimmt ein zweiter Pflegedienst. Mit Ersterem liegt der Senior jetzt im Streit.

Pflegedienstleitung: „Zeit fehlt Mitarbeitern bei anderen Kunden“

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Die Krankenkasse komme für diese Leistung nicht auf, erklärte man ihm, warum man ihm nach den Stützstrümpfen nicht auch noch die Socken anziehen könne. Er habe aber die Möglichkeit, dies aus eigener Tasche zu bezahlen. Das wiederum sieht der Rentner nicht ein: „Das kann ich nicht, und das mach ich nicht“, wird er in einem Bericht der Rheinischen Post zitiert, „das finde ich ne Schweinerei! Das dauert eine Sekunde, die Socken wieder anzuziehen.“

Beate Stratmann, Geschäftsführerin der Evangelischen Sozialstationen der Diakonie, sieht die Sache etwas anders: „Im Einzelfall mag es nicht lange dauern, aber das summiert sich über den Tag. Das ist Zeit, die unseren Mitarbeitern dann bei anderen Kunden fehlt“, so Stratmann gegenüber dieser Redaktion. „Wir stehen in der Verantwortung, unter Berücksichtigung der Kosten die bestmöglichen Arbeitsbedingungen für unsere Pflegekräfte zu schaffen.“

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Stratmann betont auch, dass dem 82-Jährigen das Sockenanziehen keineswegs vom einen auf den anderen Tag verweigert wurde. Vielmehr hätten die Mitarbeiter dies lange Zeit gemacht, immer mit dem Hinweis, dass es eigentlich nicht vorgesehen sei. Schließlich habe sich die Pflegedienstleitung eingeschaltet und dem Mann bei einem Hausbesuch versucht, die Sache in Ruhe zu erklären.

Duisburger hat Vertrag mit der Diakonie gekündigt

Einig wurde man sich trotzdem nicht. Den letzten Besuch seiner Pflegekraft hat der Senior in schlechter Erinnerung: „Die hat mich tatsächlich mit nackten Füßen sitzen lassen“, schildert er der RP. Anweisung der Pflegedienstleitung, bestätigt Beate Stratmann: „Es klingt im Einzelfall hart, aber mir müssen uns einfach feste Grenzen setzen. Wo fangen diese Zusatzleistungen an, wo hören sie auf?“

Damit sich es zu solchen Streitfällen gar nicht erst komme, führe man mit jedem neuen Kunden ein ausführliches Gespräch: „Wir zeigen auf, was mit der jeweiligen Krankenkasse möglich ist. Jeder einzelne Fall wird in dieser Hinsicht sorgfältig überprüft. Auch in diesem Fall wurde alles vertraglich geregelt und genau kommuniziert.“

Der Empörung des Duisburgers tun diese Argumente jedoch keinen Abbruch – den Vertrag mit der Diakonie hat er gekündigt.