Duisburg-Obermarxloh/Meiderich-Süd. Beim Tag des offenen Denkmals durften Besucher im Duisburger Norden ins Bauhaus-Karree in Obermarxloh und den Bahnhof in Meiderich-Süd schauen.
In ganz Duisburg öffneten sich am Sonntag die Türen von Baudenkmälern. Zum „Tag des offenen Denkmals“ gab es auch im Norden interessante Einblicke – ins Bauhaus-Karree Obermarxloh und in den Bahnhof Meiderich-Süd.
Jörg Weissmann führte durch das Bauhaus-Karree. Der Vorsitzende des Heimatvereins Hamborn konnte bereits in der ersten Führung um 11 Uhr rund 60 Zuhörer begrüßen, die er nicht nur durch die auffälligen Backstein-Mehrfamilienhäuser führte, sondern auch durch die Umgebung. Dabei gab es so einige überraschende Momente.
„Diese Siedlung hat mit dem Bauhaus im Original gar nichts zu tun“
„Diese Siedlung hat mit dem Bauhaus im Original gar nichts zu tun“, so Weissmann. Weder sei der Kölner Architekt Emil Rudolf Mewes ein Schüler der legendären Architektur-Schule gewesen, noch sei es eine damit zusammen hängende Auftragsarbeit gewesen. Erst die Wohnungsgesellschaft THS, die heute zur Vivawest gehört, habe die Bauten rund um die Ecke Kant- und Kampstraße nach einer umfangreichen Modernisierung im Jahr 2003 so genannt.
„Natürlich sind die Gebäude schon damals vom Architekten in Anlehnung an die Formen des Bauhaus entstanden“, sagt Weissmann zur Bauzeit im Jahr 1929/30. Aber erst seit dem Jahr 2003 habe sich der prominente Name eingebürgert. Das sei auch eine geschickte Marketing-Maßnahme gewesen.
65 Quadratmeter für vier Räume
Allerdings sind es auch gerade die an das Bauhaus angelehnten Flachdachbauten, die das Karree prägen. Daneben gibt es auch mehrere Gebäude mit Walmdächern im Stile des Expressionismus.
Mit der Sanierung wurde die Zahl der Wohnungen von ursprünglich 166 auf 127 gesenkt. Dafür wurden sie größer. „Eine Vier-Raum-Wohnung hatte damals 65 Quadratmeter. Da kann man sich ziemlich gut die Zimmergröße vorstellen“, sagte Weissmann. Insbesondere, da die durchschnittliche Kinderzahl bei den Bergmannsfamilien bei sage und schreibe 13 lag. Daran konnten sich auch noch einige Besucher erinnern, deren Eltern jede Menge Geschwister hatten. Rund die Hälfte der Teilnehmer bekannte sich auf Nachfrage von Jörg Weissmann als Nord-Duisburger.
Gehobene Bebauung
Dennoch stellten die Wohnungen im Bauhaus-Karree zur damaligen Zeit eher gehobene Bebauung dar, weil sie über ein innenliegendes WC und begrünte Innenhöfe verfügten. Im benachbarten Dichterviertel waren die Aborte noch gemeinsam mit den Ställen hinter den Häusern.
Bei der Führung konnten sich die Besucher sogar eine Wohnung von innen ansehen. Die steht derzeit leer, weswegen die Vivawest sie für den Rundgang zur Verfügung stellte.
Früher gab es an der Strecke nur eine einfache Wartehalle
Ähnlich wie Hamborn erst mit der Industrialisierung von einer durch Landwirtschaft geprägten Gemeinde zur Großstadt wurde, veränderte sich auch Meiderich Anfang des 20. Jahrhunderts. Die Zeche Westende wurde eröffnet, Stahl- und Hüttenwerke, sowie mehrere Maschinenfabriken säumten den heutigen Bahnhofsvorplatz. „Früher gab es an der Bahnstrecke nur eine Wartehalle. Aber mit den großen Firmen kamen auch immer mehr leitende Angestellte und da wurde gesagt, dass man die doch in einem ordentlichen Bahnhof empfangen müsse“, erzählte Werner Maistrak bei einer Führung durch den heute als Gesundheitszentrum genutzten Bahnhof.
Den hat der Physiotherapeut Eric Nellen vor acht Jahren gekauft und dort seine Praxis und Gastronomie untergebracht, die am „Tag des offenen Denkmals“ rege genutzt wurde. 1911 wurde das heutige Empfangsgebäude errichtet. In der ehemaligen Wartehalle ist heute neben der Gastronomie ein großer Sportraum untergebracht.
„Wir haben den Bahnhof wieder mit Leben gefüllt, wie ein Bahnhof mit Leben gefüllt sein sollte“, sagte Nellen. Bis zu 300 Personen seien jeden Tag im Gesundheitszentrum. Am Sonntag dürften es noch einmal deutlich mehr gewesen sein.