Duisburg-Obermarxloh. Das Duisburger Bauhaus-Karree ist ein expressionistisches Meisterwerk. Gebaut wurde es von einem Stararchitekten, der in Vergessenheit geriet.
100 Jahre Bauhaus: Dieses Jubiläum wird auch in Duisburg gefeiert. Beim „Tag des offenen Denkmals“ am 8. September wird das Obermarxloher Bauhaus-Karree im Bereich der Kreuzung Kampstraße/Kantstraße präsentiert. Unter Denkmalschutz gestellt wurden die in den Jahren 1929/1930 gebauten Häuser am 15. Juni 1991.
Errichtet worden sind die stattlichen Wohngebäude im Auftrag der damaligen Gesellschaft „Bergmannssiedlung Hamborn“. Architekt war der Kölner Emil Mewes, der laut Diplom-Geograf Lars Büttner ein „fast vergessener Architekt“ ist. Er gehörte zur Kölner Architektenszene im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts und baute unter anderem für dortige Industriellenfamilien.
Das bedeutendste Bauwerk des Stararchitekten steht in Wolfburg
Führungen durchs Karree
Jörg Weißmann, Vorsitzender des Heimatvereins Hamborn, wird am „Tag des offenen Denkmals“, 8. September, um 11 und um 14 Uhr Führungen durchs Bauhaus-Karree anbieten. Thema: Geschichte und Entwicklung des Bauhaus-Karrees in Duisburg-Obermarxloh.
Interessierte finden sich an den beiden Skulpturen an der Kreuzung Kamp-/Kantstraße ein. In dem Bereich baut Weißmann einen Informationsstand des Heimatvereins auf.
Später kamen weitere Siedlungen, Verwaltungsgebäude und Industrieanlagen hinzu. Zu seinen Spitzenaufträgen zählte das berühmte Volkswagenwerk in Wolfsburg. 1943 zog Mewes, so Lars Büttner in einem Dokument der Ruhr-Universität Bochum, in die Schweiz, wo er „fast unbemerkt von der Fachwelt im Jahr 1949 verstarb“.
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Zum Bauhaus-Karree, das heute Vivawest gehört, zählen zwölf Gebäude an der Kampstraße (70-78 und 81-93), eines an der Kurt-Spindler-Straße (87), 15 an der Kantstraße (49-63 und 56-66) und zwei an der Hans-Sachs-Straße (42, 44). Faktisch handelt es sich nicht um Einzelbauten, sondern teils sehr lange Gebäuderiegel mit mehreren Eingängen, die eine Unterteilung bringen und für die Mieter kleinere Einheiten bilden.
Bauwerke aus Ziegelstein mit expressionistischer Richtung
Alle Gebäude sind mit Ziegelmauerwerk errichtet worden. Die Eingänge sind durch daneben liegende Backsteinreliefs optisch verstärkt. „Die schroffe Zuordnung von Vertikal- und Horizontalgliederung verrät expressionistische Einflüsse“, schreibt die Stadt Duisburg in ihrer Denkmalurkunde. Und führt weiter aus: „Die in den 20er Jahren stattfindende Architekturauseinandersetzung zwischen funktionalistischer und expressionistischer Richtung hat hier zu einer gelungenen Mischform geführt.“
Alle Gebäude entsprechen – auch heute noch – „hohem ästhetischen Anspruch“, sind ein Zeugnis des „Neuen Bauens“ und gelten als Beispiel „typisch mittelständischer Bebauung“, bei der soziale Verstellungen im Zuge der fortschreitenden Industrialisierung berücksichtigt wurden.
Platz an der Kreuzung wirkt sehr einladend
Bis heute garantieren die Bauten einen hohen Wohnwert, was ein Mieter im Gespräch mit unserer Redaktion vor Ort bestätigte: Die von Vivawest übernommenen Wohnungen sind vor einigen Jahren komplett renoviert worden, wobei die Wohnungszuschnitte auch teilweise verändert worden seien. Die Einheiten sind 48 bis 90 Quadratmeter groß. Für eine 70 Quadratmeter-Wohnung zahlt der Mieter 616 Euro warm.
Die Straßen im Karree werden derzeit (teilweise) als Spielstraßen hergerichtet. Dadurch wird die Platzwirkung noch verstärkt, weil die Trennung zwischen Straße und Gehweg wegfällt. Trotz der Baumaßnahmen dieser Tage macht das Umfeld einen ausgesprochen freundlichen, einladenden Eindruck und reizt zum Verweilen.
Aus sozial- und stadtgeschichtlichen Gründen im öffentlichen Interesse
Wer sich mitten auf die Kreuzung stellt und einmal im Kreis dreht, staunt über die großzügige Raumnutzung in dieser denkmalgeschützten Wohngegend.
„Ihre Erhaltung und Nutzung liegen aus architekturgeschichtlichen, städtebaulichen, sozial- und stadtgeschichtlichen Gründen im öffentlichen Interesse“, heißt es abschließend im Denkmaltext der Stadt Duisburg.
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