„Früher war es besser. Ist doch armselig in diesem Jahr.” Mehmet Demiray, Betreiber des Restaurants Pera an der Weseler Straße 11-13, spricht über die Weihnachtsbeleuchtung im Herzen Marxlohs – und damit vielen Menschen aus der Seele. Deutschen wie Türken.
Alle vermissen die warmen Lichter, die weihnachtliche Stimmung verbreiten sollen.
In der Tat: Davon ist in diesem Jahr nicht viel zu sehen. Nur ein paar eher mickrige Sterne aus Plastiktanne mit kalten und nicht mal komplett funktionierenden Birnchen hängen an den Straßenlampen, die vergleichsweise warmes Licht erzeugen.
Jan-Kai Heinze vom Werbering Marxloh nennt den Grund für die Misere: „Das Geld ist knapp.” Gerade mal 16 Mitglieder zählt die Werbegemeinschaft noch. Die kann die Kosten nicht tragen. „Allein das Auf- und Abhängen kostet uns 2000 bis 3000 Euro pro Jahr”, sagt Heinze. Hinzu kommen die Stromkosten. Die seien auch nicht von Pappe: Bislang habe man um die 2000 Euro dafür berappt. Deshalb wollen die Kaufleute auf die energiesparenden, in der Anschaffung aber sehr teuren LED-Birnchen umsatteln.
Am besten wäre die Anschaffung einer komplett neuen Beleuchtung. Das sei aber nicht mal eben zu machen, stellt Heinze klar. Damit Marxloh in diesem Advent nicht komplett im Dunklen steht, habe man sich entschlossen, die alte Dekoration auf LED umzurüsten. Was auch nicht billig war, dafür aber noch nicht mal störungsfrei funktioniert.
Mehmet Demiray will die triste Situation im nächsten Jahr nicht noch einmal erleben, deshalb wird er die türkischen Kaufleute ansprechen, damit sie Geld für neue Lichterdekorationen locker machen. „Istanbul ist in der Weihnachtszeit voll von Lichtern”, sagt er. „Und hier? Hier ist gar nix.”
Das nervt auch die Bürger. Besonders die Älteren ärgern sich sehr, dass der Bereich um Pollmann, einst ein strahlender Fleck im Advent, heute wie ein dunkles Loch wirkt.
Selbst wenn es irgendwann mal wieder eine festliche Beleuchtung geben sollte. Ganz ohne Privatengagement der Kaufleute wird es nicht gehen. Heinze: „Wir müssen alle was tun. Jeder Kaufmann ist selbst gefordert.” Worüber Heinze sich freut: Dass eine Privatperson, die namentlich nicht genannt werden möchte, in die Spendenbüchsen, die derzeit in Geschäften stehen, 500 Euro gesteckt hat. Und, dass die Moschee an der Warbruckstraße 100 Euro beigesteuert hat. Was Heinze dagegen bedauerlich findet: Dass insbesondere die großen Unternehmen, die sich früher großzügig gezeigt hätten, jetzt auch eher zugenähte Taschen hätten.
Die Entwicklungsgesellschaft Duisburg (EG DU) sieht keine Chance, den Kaufleuten unter die Arme zu greifen. Stadtteilmanager Hartmut Eichholz: „Wir haben mal geholfen, aber was wir tun, kann immer nur ein Anschieben sein. Wir diskutieren das Problem schon lange.”
Pera-Chef Mehmet Demiray ist allerdings guter Dinge. „Für dieses Jahr ist alles gelaufen”, sagt er, aber 2010 soll alles besser werden. Der Geschäftsmann, der seit elf Jahren an der Weseler Straße seine Brötchen verdient, könnte sich richtige Lichterwochen in Marxloh vorstellen – und erntet Zustimmung seiner deutschen Kollegen. Denn ihm ist bewusst: „Wir müssen uns unseren Kunden gut präsentieren.”
City-Management Meiderich möchte nächstes Jahr neue Lichter aufhängen. Bezirksamt Hamborn will wachrütteln.
Bessere Zeiten, gibt Jörg Frost, Chef des Meidericher Citymanagements, zu, hat es auch an der Von-der-Mark-Straße in puncto Weihnachtsbeleuchtung schon gegeben. „Die alte Anlage war defekt”, sagt er. Da die Kasse der Kaufleute nicht gut gefüllt sei, hätte man eigentlich in diesem Jahr ganz auf eine Verzierung der Einkaufsmeile verzichten müssen. Was man dann aber doch nicht übers Herz brachte. Also entschlossen sich die Meidericher Kaufleute, „die Reste der alten Beleuchtung”, die noch irgendwie brauchbar waren, aufzuhängen.
Dass die Anlage nicht mehr komplett nutzbar sei, hänge nicht nur mit dem Alter zusammen. „Viel geht auch durch Vandalismus kaputt”, sagt Frost. Mal werde was abgerissen, mal einfach nur zerdeppert. „Wir sind machtlos und traurig.”
Auch in Meiderich sind Spendendosen aufgestellt worden. Die Bürger sollen sie füllen, für neue Lichterketten und Sterne im kommenden Jahr. Die Kaufleute denken allerdings eher übers Leasen denn übers Kaufen nach. Das könnte sich rechnen. Denn allein für die In- und Deinstallation der bisherigen Lampen seien 5000 Euro fällig geworden. Viel Geld für Kaufleute, erst recht in der Wirtschaftskrise.
Auch in Hamborn könnte es besser aussehen: Um den Geschäftsleuten einen Anstoß zu geben, hat Hans-Jürgen Nattkamp einen Weihnachtsmarkt auf die Beine gestellt (am 19. Dezember, 10-13 Uhr, Rathausplatz). „Die Werberinge machen immer weniger”, hält der Bezirksamtsleiter fest. Was er schade findet. Doch: „Man kann keinen zwingen”. Aber locken – nach dem Motto: Mit gutem Beispiel voran.
Weihnachtsbeleuchtung: Eine Tradition
Lichtobjekte in der Stadt, mit Sternen, Tannenbäumen, Engeln und anderen weihnachtlichen Motiven sind seit langer Zeit ein Muss für jede Einkaufsmeile. Die stimmungsvollen Bilder und in warmen Farben ausgeleuchteten Innenstädte locken die Menschen an. Dunkle, triste Straßenzüge – wie man sie derzeit besonders in Marxloh erlebt, schrecken eher ab.