Duisburg-Alt-Hamborn. Jugendliche des Abtei-Gymnasiums in Duisburg haben ein Mahnmal geschaffen, das an den Nationalsozialismus erinnert. Es steht in einer Vitrine.

Schülerinnen aus dem Projekt „Das Abtei vergisst nicht“ und ihre Lehrerin Christina van Laack haben dem Hamborner Bezirksbürgermeister Marcus Jungbauer und den Bezirksvertretern ein kleines Mahnmal überreicht. Jungbauer freute sich über das Kunstwerk aus Beton, Stahl und Holz, aber er wollte für die Vitrine im Bezirksamt noch mehr aus der Erinnerungskulturarbeit des bischöflichen Gymnasiums haben.

In die Grundplatte des Mahnmals sind menschliche Figuren geritzt, die von einem Betongewicht nieder gedrückt werden. Ein QR-Code weist auf die Internetseite der Schule, wo das Projekt näher vorgestellt wird. Die Schüler haben den Blitzzement für das Gewicht mit dem Ringbolzen in Glasvasen aushärten lassen, die dann zerschlagen wurden. Sera Demiral aus der zehnten Klasse, von der der Entwurf stammt, möchte ihr Kunstwerk aber nicht nur auf die Erinnerung an den Nationalsozialismus hin interpretiert sehen: „Es geht um unterschiedliche Lasten, die auf Leuten sitzen können“, sagt sie, „zum Beispiel wegen der verletzenden Worte, die wir heute einander sagen.“

Mit immer neuen Schülern immer neue Aktionen planen

Das Kunstwerk.
Das Kunstwerk. © DANIEL ELKE

Zivilcourage ist ein Stichwort, auf das ein solches Projekt über die Vergangenheit in der Gegenwart hinauslaufen soll, daran will die Koordinatorin van Laack noch viele Jahre mit immer neuen Schülern und immer neuen Aktionen arbeiten.

„Könnt ihr euch vorstellen, unsere Vitrine, in der ja noch viel Platz frei ist, mit Leben zu füllen? Wir hätten gerne Fotos und Berichte aus eurem Projekt, damit die Leute hier sich ein Bild machen können, was euch beschäftigt“, bittet Jungbauer das Abtei-Team. Christina van Laack kümmert sich drum. Der engagierten Lehrerin schwebte ursprünglich die Aufstellung eines großen öffentlich zugänglichen Mahnmals vor, aber daraus wurde nichts. Man könne das nicht genehmigen, weil man ein solches Kunstwerk nicht vor Vandalismus schützen könne, bekam sie zu hören. „Die Begründung muss man sich schon mal auf der Zunge zergehen lassen“, sagt sie.

Stoff für Arbeitsblätter aus Hasskommentaren gewonnen

Erinnerungskultur

Der Erinnerungskultur ist auf der Internetseite des Bischöflichen Abtei Gymnasiums viel Platz eingeräumt.

Dort finden sich Schülerberichte über den Besuch von KZ-Gedenkstätten, die Begegnung mit Zeitzeugen.

Aber auch die Sprüche aus den Facebook-Shitstorm sind unter www.abtei-gymnasium.de/aktivitaeten/erinnerungskultur dokumentiert.

Aber auch die kleinen Mahnmale an halböffentlichen Orten in der Stadt verteilt, erwiesen sich schon als Steine des Anstoßes. Van Laack berichtet den Bezirksvertretern von einem regelrechten Shitstorm auf der Facebook-Seite des Projektes. Da seien dann tatsächlich die üblichen Floskeln gekommen. „Was geht mich denn die NS-Zeit an?“ „Lasst endlich Gras über die Sache wachsen?“, „Was soll das eigentlich bringen?“ zitiert van Laack aus den zitierfähigen Beiträgen.

„Uns bestärken solche Sprüche natürlich nur in der Ansicht, dass Projekte zur Erinnerungskultur und politischen Bildung bitter nötig sind“, erzählt die Lehrerin, „Aus den ganzen Facebook-Beiträgen habe ich praktischerweise direkt den Stoff für mehrere neue Arbeitsblätter gezogen.“