Duisburg-Walsum. In Vierlinden hat Vivawest der NRW-Landesvorsitzenden der Grünen – Mona Neubaur – Konzepte für ein zukunftsfähiges Quartier vorgestellt.

Wie kann bezahlbarer Wohnraum bestehen oder entstehen? Wie werden Stadtviertel lebenswerter, wie energieeffizienter und altengerecht? Das sind Fragen, auf die Mona Neubaur – NRW-Landesvorsitzende der Grünen – Antworten, zumindest Lösungsvorschläge haben will. Rund um den Franz-Lenze-Platz in Vierlinden bekommt sie Ideen geliefert.

Die „Wie wollen wir wohnen?“-Tour der Politikerin hat sie auch schon nach Bonn und Köln geführt; einen Etappen-Stopp legte sie am späten Montagnachmittag im Duisburger Norden ein. „Ich will wissen, wie’s in der Praxis aussieht, welche Vorschläge es gibt. Ich bin hier, um zu lernen“, sagt Mona Neubaur. Im Gemeindebüro der Johanneskirche stellt Andrea Wenzel von Vivawest im Beisein von Gemeindepfarrer Klaus Bajohr-Mau das Projekt „Glückauf Nachbarn“ vor.

Quartier-Plan seit 2016 mit lokalen Partnern

Drei Kernforderungen

Forderungen zum Wohnen haben die Grünen bereits 2018 auf dem Landesparteitag beschlossen. Die wichtigsten Punkte, laut den Grünen:

1) Zusätzliche Mittel des Landes durch Neuregelung des Länderfinanzausgleichs (ca. 1,4 Mrd. Euro) werden voranging für sozialen Wohnungsbau eingesetzt.

2) Innovationen fördern, etwa wenn Discounter Wohnungen über ihren Märkten bauen wollen.

3) Mieter müssen vor immer weiter steigenden Mieten geschützt werden, etwa durch eine konsequent angewandte Mietpreisbremse und – falls nötig – Verschärfungen.

Der Wohnungsanbieter Vivawest ist Sprachrohr, wenn es um Quartiersentwicklung in Vierlinden geht: Zum einen, weil das Unternehmen Vermieter für rund ein Drittel der etwa 12.500 Einwohner in Vierlinden ist. Zum anderen, weil es bereits seit 2016 ein Modellquartier zusammen mit lokalen Partnern plant. Seit Anfang an mit im Boot: Die Evangelische Kirchengemeinde Vierlinden mit Pfarrer Bajohr-Mau, Schülern, Bewohnern, aber auch Experten von außerhalb, wie ein Konzeptionsbüro aus Wien. Außerdem mit dabei: Alexander Rychter, Verbandsdirektor von „Wohnungswirtschaft im Westen“; ein Verband mit 480 Mitgliedern – dem gehören etwa kommunale, genossenschaftliche sowie private Immobilienunternehmen an.

Seniorengerechte Wohnungen sollen entstehen

Wie ein lebenswertes und zukunftsfähiges Quartier entstehen kann, fasst Rychter in drei Punkten zusammen: „Energetische Baumaßnahmen, generationsgerechte Wohnmöglichkeiten und Bezahlbarkeit.“ Das will Vivawest nun an der Frankenstraße/Ecke Am Witrahm umsetzen. Die 58 baufälligen Wohnungen, in denen in den vergangenen Jahren Flüchtlinge unterkamen, werden abgerissen. „Aus den Gesprächen mit Anwohnern wissen wir, dass der Bedarf nach altersgerechtem Wohnen enorm ist – das zeigen die Wartelisten“, sagt Andrea Wenzel. Bis Ende 2020/Anfang 2021 sollen 65 seniorengerechten Wohnungen entstehen.

Neue Wohnideen – Kleinwohnungen sind gefragt

Diese Gebäude von Vivawest sollen durch Neubauten ersetzt werden.
Diese Gebäude von Vivawest sollen durch Neubauten ersetzt werden. © FUNKE Foto Services | Christoph Wojtyczka

Mona Neubaur ist während des Vivawest-Vortrags interessiert, hakt nach. Sie fragt etwa nach Lösungen für Kleinwohnungen, nach denen immer mehr verlangt wird. Das hat Vivawest mit eingeplant, falls das bisher nicht veräußerte Grundstück der Frankenschule, die nicht genutzt wird, an sie gehen sollte. „Es soll barrierefreie Wohnungen für 1-Personen-Haushalte, Tagespflegeplätze für Menschen mit Betreuungsbedarf, Kindergärten und gegebenenfalls Einfamilienhäuser auf das Grundstück kommen.“ Der Quadratmeterpreis würde von derzeit fünf auf neun Euro steigen, „immer noch im bezahlbaren Rahmen“, findet Vivawest. Zudem solle es nicht zu viele Häuser geben, da die Struktur in Vierlinden erhalten bleiben solle.

Wichtige Kooperationen sind geplant

Die Gesamtstrategie der Wohnungsgesellschaft setzt Kooperationspartner voraus: das Bochumer Wohnungsinstitut „Inwis“, die Stadt Duisburg, der Wohnbau Dinslaken sowie die Gebag müssten eng zusammenarbeiten. Auch, weil das Strategiepapier etwa eine bessere Nahverkehrsanbindung oder eine attraktive Gestaltung öffentlicher Räume vorsieht. „Die Einbindung lokaler Akteure und ein Quartiersmanagement sind unerlässlich, damit die Bürger an der Entstehung weiterhin teilhaben können“, sagt Andrea Wenzel. „Damit etwas organisch wachsen kann, benötigt es die Bürger vor Ort“, stimmt Mona Neubaur zu und besichtigt danach das Gelände der Frankenschule. Sie brauche weitere Ideen und Erfahrungen, um politische Vorschläge machen zu können. Das Quartiersprojekt in Vierlinden könnte dabei helfen.

So reagierte Vivawest auf die obige Berichterstattung

Zur Einordnung der im Artikel „Miete steigt um bis zu 80%“ genannten Zahlen zur Quartiersentwicklung Vierlinden nimmt das Wohnungsunternehmen Vivawest wie folgt Stellung:

„Vivawest erhöht im Quartier Vierlinden die Mieten nicht um bis zu 80 Prozent wie es in der heutigen Ausgabe stand. Im Rahmen der geplanten Quartiersentwicklung Vierlinden werden im ersten Bauabschnitt 34 Gebäude mit 154 Wohnungen modernisiert. Geplanter Start der Maßnahme: August 2019.

Dabei wird im Rahmen der gesetzlichen Bestimmungen die Kaltmiete um bis zu maximal zwei Euro/Quadratmeter angepasst. Aktuell liegt die Durchschnittsmiete im Bestand des Quartiers Vierlinden bei 5 Euro/Quadratmeter.

Im Rahmen der Quartiersentwicklung ist des Weiteren im Herbst 2019 der Abbruch von 12 Gebäuden mit 58 Wohnungen geplant. Laut Entwurfsplanung sollen dort 9 Gebäude mit insgesamt 65 barrierefreien Wohnungen entstehen. Hierzu befinden wir uns in Gesprächen mit der Stadt Duisburg. Die Baugenehmigung steht noch aus. Die Höhe der Mieten der Neubauwohnungen steht noch nicht fest.“