Jedes vierte Kind in Duisburg lebt in Armut. Das Schlimme daran ist, dass die materielle Armut allzu oft mit der seelischen Armut einhergeht. „Viele arme Kinder werden von ihren Eltern nicht erzogen und bekommen keine Liebe”, sagt Mechthild Haberl, Lehrerin an einer Ganztagshauptschule in Wanheim.

Sie berichtete beim politischen Nachtgebet in der Kreuzeskirche in Marxloh von ihren Erfahrungen. Sie habe es schon oft erlebt, dass einige Kinder im Winter nur mit einem Pullover zur Schule kommen.

„Wenn ich dann frage, wo ihre Jacke ist, zucken sie nur mit den Schultern”, erzählt sie. Dass sie keine Jacke haben, liege an der Armut der Eltern, doch dass die Kinder nicht richtig gewaschen sind, liege vor allem am Desinteresse der Eltern – und da scheiterten auch die Lehrer: „Wir kommen einfach nicht an die Eltern heran.”

Von ähnlichen Situationen berichtete auch Martina Hermann, Gemeindepädagogin der Evangelischen Bonhoeffer-Gemeinde Marxloh. Viele Kinder hätten nicht genügend Geld für Schulbücher und schämten sich dafür. Nach einem Spendenaufruf der „Initiative gegen Kinderarmut” konnte wenigstens diese Grundvoraussetzung für Bildung garantiert werden.

Haberl berichtete weiter, dass viele Kids regelrecht aufblühen, wenn man sich mit ihnen befasse und ihnen die Chance gebe, sich zu entfalten. „Viele Kinder mit schwachem Hauptschulabschluss engagieren sich ehrenamtlich in unserer Gemeinde und zeigen da, dass sie doch einiges drauf haben.”

Da sehen auch die Gäste des Nachtgebets eine mögliche Lösung. Gerade die aus sozial schwächeren Schichten kommenden Kinder und Jugendlichen bräuchten viel Aufmerksamkeit. „Schulisch schwache Kinder müssen in kleine Klassen mit zwei Lehrern”, meinte eine Teilnehmerin. Doch dafür, da sind sich alle einig, fehlt wohl das Geld.