duisburg - Hamborn. Missionsärztliche Schwestern haben Gläubige zu einem Kreuzweg durch Duisburg Hamborn geladen - und waren überrascht vom großen Interesse.
Einen stillen Kreuzweg mit sieben Andachtsstationen mitten durch Hamborn hatten sich die drei Ordensfrauen Mariotte Hillebrand, Ursula Preußer und Belen Anuncio von den Missionsärztlichen Schwestern für den Karfreitag vorgenommen. 30 Christen und Christinnen gingen den Weg vom Hamborner Amtsgericht bis zum Kreuz auf dem Nordfriedhof mit ihnen.
Mit so viel Zulauf zu ihrem Angebot hatten die drei Schwestern, die zusammen im alten Pfarrhaus im Röttgersbach wohnen, gar nicht gerechnet. „Wir haben uns überlegt, dass wir drei auf jeden Fall gehen und uns freuen, wenn noch zwei oder drei mitkommen“, sagt Sr. Mariotte, die als Pastoralreferentin arbeitet, beim Austeilen der Andachtsblätter auf dem belebten Parkplatz vor dem Hamborner Amtsgericht. Das steht mit seinem angrenzenden Untersuchungsgefängnis symbolisch für die Verurteilung. „Wir wissen, bei Jesu Tod fehlen so ziemlich alle, die ihm einmal nachgelaufen sind“, liest Sr. Mariotte vor und stellt ihren Zuhörern die Frage, die den ganzen Weg an jeder Station neu gestellt wird. „Und du? Gehst du mit? Oder willst du auch weg gehen?“
Schweigend zu den Stationen des Kreuzwegs
In Schweigen gehüllt läuft die Gruppe zum Seniorenstift an der Hufstraße, diese Station des Kreuzwegs steht für die Begegnung Jesu mit seiner Mutter.
Auf dem Altmarkt denken alle über ihre Möglichkeiten zu Mitleid und Nächstenliebe nach. Vor der Spielhalle in der Weidmannstraße geht es um Süchte und um darum, dass Menschen mehr sind als ihr juristischer und medizinischer Fall. Im geschäftigen Treiben der Mittagsstunde fallen die Kreuzweg-Gänger dadurch auf, dass sie schweigend laufen und gemeinsam ein Lied singen, wenn sie irgendwo stehenbleiben.
Bald folgt ihnen ein etwa zehnjähriger Roma auf einem viel zu großen Fahrrad unaufdringlich aber neugierig von Station zu Station. Von der Duisburger Straße hallt ab und zu das protzige Aufbrüllen eines getunten Motors herüber. Für Manche passt die religiöse Versenkung nicht ins Weltbild, der Karfreitag ist für sie ein Carfreitag, sie genießen bei dem schönen Wetter die Demonstration ihrer PS-Power.
Nicht so vorschnell über andere urteilen
In Hamborn liegt all das nahe beieinander. Keiner lässt sich aber in der Gruppe der Leisen ein böses Wort über die Lauten entschlüpfen. Es haben doch gerade noch alle über die Frage nachgedacht, wo sie persönlich im Alltag vorschnell über andere urteilen.
Vor dem verlassenen, ehemaligen Gesundheitsamt ist es still und man hört nur die Vogelstimmen in den Bäumen. Hier gedenken alle des einsamen Leidens und Todes von Jesus am Kreuz.
Die letzte Station ist das hohe Holzkreuz auf dem Nordfriedhof, wo der Weg mit einem gemeinsamen Gebet zu Ende geht. „Ich fand, das war eine sehr beeindrucke Wanderung“, „Mir hat die Stille gut getan“, „Ich bin unterwegs wirklich zum Nachdenken gekommen“, sagen die Leute nach dem Abschluss und bedanken sich bei den drei Ordensfrauen für die Erfahrung.
„Nachdem unsere Idee hier so gut angekommen ist, kann ich mir gut vorstellen, dass wir das jedes Jahr machen, aber immer mit anderen Stationen“, sagt Sr. Mariotte.