Hamborn. Erstmals führt ein Christdemokrat die Bezirksvertretung. Wahl-Krimi im Bezirksrathaus endet mit eine Sensation: Das Los entscheidet.

Sensation im Bezirksrathaus an der Duisburger Straße: Erstmals stellt die CDU in der Bezirksvertretung den Vorsitz. Marcus Jungbauer gewann die Wahl des Nachfolgers von Uwe Heider (SPD), allerdings erst per Losentscheid. So sieht es das Gesetz vor, wenn sich in zwei Wahlgängen keine Mehrheit ergibt.

Knisternde Spannung herrschte im Sitzungssaal des Rathauses. Dass es spannend würde, war allen Teilnehmern klar. „Wir ziehen das durch“, hatte SPD-Sprecher Christopher Hagenacker noch am Montagabend nach der SPD-Fraktionssitzung erklärt. Denn lange zuvor stand fest, dass es für den SPD-Kandidaten Muhammet Keteci keine Unterstützung vom bisherigen Kooperationspartner Grüne/Linke geben würde. Allerdings hatte man bei der vorgeschriebenen geheimen Wahl auf Abweichler gehofft.

Schon im ersten Wahlgang fehlt eine SPD-Stimme

Dabei fehlte Keteci, der erst an diesem Tag als Bezirksvertreter in das 17-köpfige Gremium aufgenommen wurde, bereits im ersten Wahlgang eine SPD-Stimme. 16 Bezirksvertreter waren anwesend, davon acht von der SPD. Aber auf Keteci entfielen nur sieben Stimmen. Marcus Jungbauer, der CDU-Kandidat, erhielt dagegen acht Stimmen. Die reichten aber noch nicht, um gewählt zu sein, weil das Gesetz im ersten Wahlgang die absolute Mehrheit der Stimmen verlangt, neun also.

Im zweiten Wahlgang hätte die einfache Mehrheit genügt. Aber dabei gab es das schon für den ersten Wahlgang erwartete Patt: 8:8 Stimmen. Martina Will, die Altersvorsitzende der Bezirksvertretung, schlug den Linken-Bezirksvertreter Herbert Fürmann für das Ziehen des Loses vor. Es fiel auf Marcus Jungbauer.

Danach bat die SPD sofort um Sitzungsunterbrechung. Denn jetzt galt es, sich für die fällige Neuwahl des ersten Stellvertreters des Bezirksbürgermeisters abzustimmen. Diese Position hatte Jungbauer bislang inne. Die SPD schlug Martina Will vor, die CDU schickte Andreas Ehmann, den früheren Bezirksvertreter der Wählergruppe SGU ins Rennen, der zur CDU übergetreten war.

Die zwei Stellvertreter kommen von der SPD

Wieder war eine geheime Wahl fällig. Diesmal erzielte die SPD-Bewerberin gleich auf Anhieb mit zehn zu sechs Stimmen die absolute Mehrheit. Damit stellt die SPD künftig mit ihr und Claus Krönke beide Stellvertreter des Bezirksbürgermeisters.

Marcus Jungbauer machte nach seiner Wahl keinen Hehl aus seiner Freude, bis zum Ende der Wahlperiode im Herbst 2020 den Stadtbezirk repräsentieren zu können. Bislang kam er immer erst bei Verhinderung von Uwe Heider zum Zuge. Er rief zur Zusammenarbeit zum Wohl Hamborns auf.

„Kommt drauf an, wie nachtragend die SPD jetzt ist“, erklärte Grünen-Ratsfrau Nazan Siri auf die Frage, ob die seit 2004 bestehende Kooperation mit der SPD in Hamborn damit am Ende ist. In einer Pressemitteilung zur Wahl werfen die Grünen der SPD einen rücksichtslosen Alleingang vor.

>>>Pattsituation und der fällige Losentscheid

Die 17 Sitze in der Bezirksvertretung Hamborn verteilen sich wie folgt: SPD 8, CDU 5, Linke/Grüne 2, Parteilose 2.

Da der für die rechtsextreme Partei ProNRW gewählte Egon Rohmann seit Jahren fehlt, nahmen wieder nur 16 Bezirksvertreter an der Sitzung teil. Die Kooperation aus SPD, Linken und Grünen verfügte bislang über eine klare Mehrheit.

Den berühmtesten Losentscheid gab’s 1984 in Düsseldorf. Dadurch wurde Klaus Bungert (SPD) Oberbürgermeister.