Duisburg-Alt-Hamborn. . In der Hamborner Buchhandlung Lesezeichen haben Lars von der Gönna und Werner Boschmann ein Hörbuch aufgenommen. Flüstern musste gestoppt werden.
Zur zweiten Lesung aus dem Buch „Das Bollerrad muss bollern“ mit dem Funkemedien-Kulturredakteur Lars von der Gönna und dem Verleger von regionaler Ruhrgebietsliteratur Werner Boschmann haben sich in der Hamborner Buchhandlung Lesezeichen die Spielkinder erneut ein Stelldichein gegeben. Dabei sollten eigentlich alle ganz leise sein.
Die Auszüge aus den Kindheitserinnerungen des 1932 in Essen geborenen Journalisten Helmut Spiegel wurden nämlich live als Hörbuch eingelesen. „Wir sind da sehr stolz drauf, dass Werner Boschmann unser Lesezeichen ausgesucht hat, um das Hörbuch aufzunehmen“, freute sich die Buchhändlerin Margit Meier und fügte hinzu, „aber jetzt lassen wir erst einmal die Feuerwehr vorbeifahren.“
Löschzug donnerte in der Nachbarschaft vorbei
Nachdem das Tatütata des Löschzuges verklungen war, begannen die Vorleser mit den einleitenden Betrachtungen über verschwundene Kinderspiele. „Wo hört man heute noch eine Drilldopp-Peitsche knallen? Wo treibt ein Knirps sein Bollerrad geschickt um die scharfe Kurve?“, fragte von der Gönna sein Publikum.
Die Zuhörer waren alt genug, um sich an eigene Freiluftspiele wie Hinkelkästchen, Land abnehmen und Stand an der Wand zu erinnern. Sie zeigten eine gerade für Hörbuchaufnahmen kontraproduktive Neigung, sich gegenseitig im scharfen Flüsterton an die Regeln ihrer Kindheitsspiele zu erinnern. „Und dann musste man den Hinkelstein so über die Schulter werfen…, aber der mit dem Ball hat erst im letzten Moment den Namen gerufen…, und wenn man vergessen hat „Mutter, darf ich?“ zu sagen, dann war der andere dran“, tuschelten sie untereinander.
Gemurmel blieb am Ende aus, dafür läutete die Glocke
Um die Münder still zu beschäftigen, hatten von der Gönna und Boschmann listenreich vor der Lesung kleine Kirschlutscher ausgeteilt, deren Aroma immer noch so herrlich künstlich schmeckte wie in den frühen siebziger Jahren. Die süßen Gemurmel-Vermeider konnten allerdings nichts gegen das zarte Glockenspiel der Eingangstür ausrichten, die von Zeit zu Zeit die Ankunft eines verlegenen Nachkömmlings meldete. Von 30 Sitzplätzen bleibt bei den beliebten Lesungen gewöhnlich kein Stuhl frei.
„Wir könnten natürlich mehr Stühle hinstellen, aber dann wäre es nicht mehr möglich, ein kleines Buffet anzubieten und das wäre doch zu schade“, überlegte Margit Meier in der Lesepause und wich geschickt einem Pingpong-Ball aus, der die frisch eingeschenkten Sektgläser gefährdete.
Die Zuhörer spielten am Ende selbst die alten Spiele
Von der Gönna und Boschmann hatten nach dem ersten Teil ihrer Lesung für praktische Übungen Diabolos und kleine Fangkörbe für Tischtennisbälle ausgeteilt. Die Zuhörer entdeckten erst zögernd, dann mit wachsender Begeisterung halb vergessene Beschleunigungstechniken wieder. Sie kicherten schuldbewusst, wenn ihre Diabolostöcke im Schwung die Brille der Nebenfrau streiften und einzelne sah man gar unter die Bücherregale krabbeln, um flüchtige Bälle einzufangen.