Meiderich. . Hahnenfeder, die Zweite: Geschichts- und Geschichtenwerkstatt bringt ein weiteres Buch heraus. „Damals in Meiderich“ ist randvoll mit Anekdoten.

Ihren zweiten Band „Damals in Meiderich“ haben die vier Herren von der Schreibwerkstatt Hahnenfeder wieder prall mit Meidericher Geschichten von gestern gefüllt.

Die Anekdoten, Erzählungen und Gedichte der Hahnenfeder und ihrer zahlreichen Gastautoren berichten von der guten und der schlechten alten Zeit. Aber Werner Maistrack, Friedel Lubitz, Helmut Willmeroth und Dieter Lesemann sind als Sammler, Schreiber und Vorleser von lokalen Erinnerungen keineswegs von gestern. Vielmehr erfreuen sie ein stetig wachsendes Publikum mit ihren „Weißt du noch“-Geschichten.

Aufklärung für den Nachwuchs

Die eigenen sich nicht nur als Erinnerungs-Anschub für ältere Mitmeidericher. Sie erklären auch dem Nachwuchs im Stadtteil auf spannende anschauliche Weise, wie die Gegend, in der sie aufwachsen, so wurde, wie sie jetzt ist. Das Meidericher Kleeblatt liest gewöhnlich in der Kulturwerkstatt, die auch ihre Bücher herausgibt. Aber die Vier gehen auch auf lokale Lesetournee durch Stadtteilkneipen mit langer Geschichte. Und sie locken ihre Hörerschaft gar ins Freie zu Open-Air-Lesungen im Stadtpark.

„Die Meidericher sind ein ausgesprochen treues Publikum“, freut sich Dieter Lesemann über volle Gasträume und Klappstuhlmangel im Park. „Aber wir haben anfangs auch mal vor zwei Leuten gelesen“, fügt Helmut Willmeroth hinzu. Die Hahnenfeder hat ihrem Schreibprojekt genug Zeit eingeräumt, um zu wachsen und die Zuhörerzahl im vergangenen Jahr lag bei etwa 70 Leuten pro Lesung.

Exakt 60 Geschichten

Der zweite Band des „gefiederten Schreibquartetts“ hat genau wie der erste über 60 Geschichten zu bieten. Diesmal sind sie in die Themengebiete Meidericher Geschichte, Kindheitserinnerungen, Menschen in Meiderich und Weihnachtszeit einsortiert.

Da erfährt man Wissenswertes über das Meidericher Wappentier, den kolossalen Beton-Hahn des Bildhauers Hans van Cleff, der dreieinhalb Meter hoch ist und mehr als dreieinhalb Tonnen wiegt. Zum Beispiel, warum er heute nicht mehr streng in Richtung Ruhrort blickt, wie er es früher zu tun pflegte. Man hört oder liest von Zeiten, als es in Meiderich noch Wölfe gab und erlebt auch mit, wie seinerzeit Napoleon Bonaparte auf ein Braunbier vorbeikam.

Zeitzeugen kommen zu Wort

Es kommen Menschen zu Wort, die berichten können, wie es ist, nach harter Arbeit beim Kohleschippen aus der Bodenluke des Mittelmeidericher Kirchturms auf den ganzen Stadtteil zu schauen. Und es wird aus Hermann Fengels Erzählungen berichtet, wie einst 1946 bei einer Beerdigung die Kutschpferde am Leichenwagen durchgingen, der Sarg auf die Westender Straße rutschte und der Kutscher seine Tiere erst an der Schranke zum Nordhafen wieder zügeln konnte.

Am Ende es gibt persönliche Weihnachtsgeschichten, von Meiderichern, die die Hahnenfeder in ihr altes Tagebuch aus Kriegszeiten schauen ließen. „Wir haben aber auch alle Meidericher Grundschulen um Schülergeschichten über das Meiderich von heute gebeten, vielleicht gibt das ja eine ganz neue Sammlung. Die nennen wir dann Kükenflaum“, schmunzelt Lesemann. Bis dahin sammelt die Hahnenfeder weiter für Band III.