Duisburg-Alt-Walsum. . Die ungewöhnliche Krippe sorgt für Diskussionen in der Gemeinde. Gelegenheit zur Besichtigung gibt es noch in den kommenden Tagen.
Sechs Kirchenorte gibt es im katholischen Walsum, an fünfen davon kann man auch in diesem Jahr die herkömmlichen Krippen bewundern. Eine Ausnahme bildet St. Dionysius. Dort haben Pfarrer Werner Knoor und sein Team eine Krippeninstallation verwirklicht, die dem verklärenden Geist der vergangenen Weihnacht eine Abfuhr erteilt.
Am Abend des vierten Advents wurde die ungewöhnliche Krippe aufgebaut. Nach der Sonntagsmesse hatte es schon geheißen: „Haben wir dieses Jahr gar keine Krippe, oder was?“ Doch, doch und was für eine. Am Montag in der Christmette sahen alle die Bescherung: In der Kirche am Rheinufer sucht man heuer vergebens nach grasenden Schafen, anbetenden Hirten und jubelnden Engelchören. Stattdessen sieht man Maria mit dem Kinde in einem gelben Schlauchboot sitzend und Josef mit Rettungsweste steht daneben. Dahinter an einem Drahtzaun hängen Bilder der Not. Den Zaun krönt dreifacher Stacheldraht, in dem sich der Stern über Bethlehem verfangen hat. Hinter dem Zaun gibt es Bilder der Fülle, von Weihnachtshäusern, Politikern und dem Papst, der ein Baby in roter Weihnachtsmanntracht herzt.
Die katholische Gemeinde zeigt die Not der Menschen heute
„Weihnachten, also die Menschwerdung Gottes, passiert ja jetzt und hier, nicht in irgendeiner sentimental erinnerten Vergangenheit“, sagt Knoor. Im Vorbereitungskreis habe man schon gewusst, dass die Darstellung der Not, wie sie einem heute begegnet, nicht alle Gemeindemitglieder erfreuen würde, sagt der Ideengeber. Aber es sei den Engagierten wichtig gewesen, Weihnachten in die Gegenwart zu holen und die Frage laut zu stellen: „Wie gehen wir als Christen mit der alltäglichen Not um?“
Dass es in der Gemeinde zu Diskussionen über die Krippe kommen würde, war klar und es gefällt dem leitenden Pfarrer gut. „Am Ende tragen es auch die mit, die sich zunächst daran gerieben haben“, glaubt er. Ihm persönlich sagten die Gottesdienstbesucher eher, dass sie es gut finden, wenn man auch die schwierigen Themen anpackt. Die Stimmen der anderen, die über die Krippe schimpfen, die werden eher von den Ehrenamtlichen gehört und später kolportiert.
Gelegenheit zum Schauen gibt es in den kommenden Tagen
Am sechsten Januar zur 16. Kippenerfahrung des Dekanats Dinslaken, machen sich noch einmal viele Gläubige auf den Weg, um die knapp 20 Krippen in Voerde, Dinslaken und Walsum zu beschauen. Da kann die Diskussion weitergehen. Wer die Krippe in St. Dionysius, Kaiserstraße 46, anschauen möchte, kann das montags, mittwochs und freitags ab 11 Uhr, dienstags ab 15 Uhr und donnerstags ab 16 Uhr (je eine Stunde).