Marxloh. Sechs Angeklagte, die in Marxloh Beamte verletzt haben sollen. Hohe Sicherheitsstufe, weil einer der Verdächtigen Mitglied der Hells Angels ist.
Dreieinhalb Jahre nach einem Polizeieinsatz in Marxloh mit zwei verletzten Beamten hat der Vorfall für sechs Duisburger im Alter von 28 bis 39 Jahren ein gerichtliches Nachspiel. Das Verfahren gegen einen zusätzlichen Beschuldigten wurde abgetrennt und wird gesondert verhandelt.
Den Angeklagten, vier Türken und zwei Türkischstämmigen mit deutschem Pass, wird gefährliche Körperverletzung in Tateinheit mit Widerstand gegen Vollzugsbeamte sowie Landfriedensbruch vorgeworfen. Am ersten Verhandlungstag vor dem Amtsgericht Hamborn galten gestern besondere Sicherheitsmaßnahmen, da einer der Angeklagten laut Polizei Mitglied der Hells Angels ist. Die anderen Männer sollen der berüchtigten Rockergruppe zumindest nahestehen.
Gewaltsam die Polizeikette durchbrechen
Die Brüder Emin A. (alle Namen geändert), Hamid A. und Murat A. sowie Erhan Ü., Ömer A. und Malik K. sollen am 24. Juni 2015 mit anderen nicht identifizierten Männern gewaltsam versucht haben, eine Polizeikette zu durchbrechen.
Diese hatten die Beamten gebildet, um die Angeklagten von einer anderen Gruppe von Männern zu trennen, um eine Massenschlägerei zu verhindern.
Zwei Beamte wurden durch Faustschläge verletzt. Um sich selbst zu schützen setzten die Polizisten damals Pfefferspray und Schlagstöcke ein. Am gestrigen Verhandlungstag sagten vier Beamte als Zeugen aus – darunter auch die beiden Beamten, die bei dem Einsatz verletzt wurden. Sie identifizierten Emin A. und seinen Bruder Murat A. als die Angreifer, die auf sie eingeschlagen hätten. Generell sei jedoch die ganze Gruppe den Einsatzkräften sehr bedrohlich und hochaggressiv entgegengetreten.
Aufforderungen der Polizei nicht nachgekommen
Der Aufforderung der Polizei, sich zu entfernen, seien sie nicht nachgekommen. Ein Zeuge sagte sogar aus, dass es seiner Meinung nach kurz davor stand, dass die Polizisten von ihren Dienstwaffen Gebrauch hätten machen müssen. Die Situation habe sich erst entschärft, als nach und nach Verstärkung kam – darunter Mitglieder einer Hundertschaft.
Besonders der Angeklagte Emin A. sei wie von Sinnen, „fast schon wie in einem Blutrausch“, gewesen. Nur in Bezug auf einen Punkt unterschieden sich die Aussagen der Beamten – nämlich ob Emin A. vor oder nach dem Einsatz von Pfefferspray auf einen der Polizisten eingeschlagen habe.
50 Männer drohten sich zu prügeln
Für den renommierten Düsseldorfer Strafverteidiger Prof. Dr. Klaus Riekenbrauk ein wichtiger Punkt. So könne das Pfefferspray bei seinem Mandanten eine Reaktion ausgelöst haben, die zum Angriff auf den Polizeibeamten geführt habe. Daher überlege er, den Antrag zu auf das Hinzuziehen eines Sachverständigen zu stellen. Auch die Frage, ob andere Angeklagte Mitglieder der Hells Angels sind, konnte noch nicht geklärt werden. Polizeibeamte berichteten, dass einige Angreifer Kleidung mit eindeutigen Emblemen trugen. Doch die Sichtung der Fotos, die beim Einsatz gemacht wurden, brachten keine endgültige Klärung.
Die Einsatzkräfte waren seinerzeit zu einem Streit gerufen worden, der sich zwischen zwei Männern – einer war der Angeklagte Hamid A. – aufgrund eines Fernsehinterviews entwickelt hatte. Doch schnell drohte eine Massenschlägerei, zu der sich rund 50 potentielle Beteiligte zusammengerottet hatten.
Die Verhandlung vor dem Amtsgericht Hamborn wird kommenden Montag fortgesetzt. Unter anderem sollen weitere Zeugen vernommen werden.