Mittelmeiderich. Die Heimatdichter der Hahnenfeder begeisterten zum literarischen Einstieg in den Advent das Publikum in der Kulturwerkstatt.
In der proppenvollen Meidericher Kulturwerkstatt haben sich zum ersten Advent die Geschichtenzuhörer mit den Liedersängern getroffen, ein paar Plätzchenfutterer und Glühweinpichler waren natürlich auch mit dabei.
In den Sprossenfenstern der alten Schmiede hängen Sterne, drinnen in der Kulturwerkstatt ist es festlich dekoriert. Die Teelichter leuchten einladend, kaum ist man da, werden schon Plätzchen gereicht. Nur den Bedarf an Stühlen haben die fleißigen Helfer unterschätzt. Da muss noch hier und da angebaut werden, damit alle unterkommen. Kein Wunder, denn mit der Lesung der Hahnenfeder, den Adventsliedern der „Meidericher Hähne“ zum lebendigen Adventskalender und dem Glühwein und Plätzchenangebot werden alle Adventswünsche auf einmal wahr.
Geschichte aus der Hundeperspektive
Entsprechend gut ist die Stimmung der Gäste. Dieter Lesemann hat Mühe, das fröhliche Du-auch- hier-Gemurmel zu unterbrechen. Diesmal sind die „Federn“ nur zu dritt, aber Helmut Willmeroth lässt wohlauf aus der Reha grüßen. Werner Maistrak liest eine Geschichte aus der Hundeperspektive von scheußlich schmeckenden Gummiknochen, viel zu engen Fuchsbauten und der Freude, wenn Frauchen mit dem Spaten ihren Bello wieder ausgräbt.
Friedel Lubitz konnte im Lateinunterricht vor über 60 Jahren mit seiner Übersetzung von „Adeste fidelis“ „seid da treue Leute“ keinen Blumentopf und auch nicht die begehrte Schokoladentafel gewinnen. Zu weit lag seine wörtliche Wiedergabe vom berühmten Liedtext „Herbei oh ihr Gläubigen“ entfernt. Noch viel weiter zurück führte die Geschichte von Dieter Lesemann. Der hatte sich intensiv überlegt, wie es wohl bei der Grundsteinlegung zum Turm der Mittelmeidericher Kirche am 23. April 1502 im Dorf Meiderich „op dem Diek“ zugegangen sein könnte.
„Heitschi bumbeitschi“ ohne Tränen
Danach stimmt Reiner Thummes mit den Meidericher Hähnen „Tochter Zion“ an. Die Freude ist ganz auf der Seite der Gäste. Die singen kräftig mit. Sie begleiten Maria musikalisch durch einen Dornwald und überstehen sogar die „Heitschi bumbeitschi“ Zugabe, ohne in die vom Chorleiter befürchteten Tränen auszubrechen. Die „Meierkschen Haanes“ haben einheitlich schwarze T-Shirts mit einem weißen Hahn, dem allgegenwärtigen Meidericher Wappentier, auf dem Rücken.
Sogar der Meidericher Knecht Ruprecht alias Dieter Lesemann, der Theodor Storms berühmtes Gedicht auf die lokalen Verhältnisse runtergebrochen hat, lässt die Rute dieses Jahr stecken. Die Meidericher seien zwar an und für sich etwas dickköpfig, hätten aber auch im vergangenen Jahr schön brav zur Kultur beigetragen. Gefragt hat Knecht Ruprecht übrigens die beiden Leiter der Kulturwerkstatt und die müssen es ja wissen.
Dann unterbricht ein Ruf von der Theke alle kulturellen Überlegungen in und um das alte und das neue Meiderich: „Der Glühwein ist heiß!“