Duisburg-Marxloh. . Der Europaabgeordnete Romeo Franz ist Politiker und ein fantastischer Musiker. Der Spross einer Pfälzer Sinti-Familie spricht mit Marxloher Roma.

Grünen-Kommunalpolitiker Melih Keser schaut abwechselnd auf sein Smartphone und die Rolfstraße hinab. Keser ist verabredet mit seinem Parteifreund Romeo Franz. Der 1.90-Meter-Mann aus der Pfalz, der wenig später mit Mitarbeiter Tom Athenstädt aus einem Mercedes steigt, ist nicht nur ein fantastischer Geigen-Virtuose.

Der Sproß einer Pfälzer Sinti-Familie ist seit dem Sommer auch Europaabgeordneter für die Grünen. Am späten Nachmittag wird Romeo Franz an einer Roma-Fachtagung der Stadt Duisburg teilnehmen.

Vorher will er Eindrücke von Marxloh sammeln. Das Marxloh-Bild des hünenhaften Oggersheimers, der mit derselben Wucht daher kommt wie der 2017 verstorbene Vorzeige-Oggersheimer Helmut Kohl, ist nicht das Beste.

Es gibt finanzielle EU-Förderung für Duisburg

Was aber nicht an den Marxloher Roma und Bulgaren liege, sondern daran, wie der Oberbürgermeister Sören Link öffentlich über diese seine Bürger rede: „Ich verfolge die Presseberichterstattung über Marxloh“, sagt Franz, „ich habe auch verfolgt, wie sich der sozialdemokratische Oberbürgermeister über die Menschen hier äußert.“

So werde er am Nachmittag beim Seminar im „Kleinen Prinzen“ ansprechen, was er von der Kriminalisierung von Roma halte, die in Duisburg wegen eines angeblich massenhaften Kindergeld-Betruges an den Pranger gestellt würden. Der Vorwurf sei von der Kindergeldkasse klar entkräftet worden. In Duisburg gebe es eine, „Ethnisierung sozialer Umstände um Stimmung in der Mehrheits-Bevölkerung gegen eine soziale Minderheit zu machen“.

Zusammenarbeit von Stiftung und Stadt Dortmund

Wie Integration von Roma auf Augenhöhe geschehen könne, sagt Romeo Franz, habe man in Dortmund beobachten können. Dort hätte die Mannheimer Hildegard-Lagrenne-Stiftung in Zusammenarbeit mit der Stadt die angespannte Situation zwischen Alteingesessenen und Zugezogenen in einem Modellprojekt entzerrt: „Man könnte dort sogar von einem ,Best-Practice’-Beispiel reden, einem Projekt mit Vorbildcharakter“, sagt Franz, der Geschäftsführer der Stiftung ist, die jungen Sinti und Roma auf ihren Bildungswegen hilft.

In Duisburg, sagt auch Melih Keser, sei man von der Umsetzung solcher Projekte leider weit entfernt. Grund dafür sei auch die, so Keser, „antiziganistische Rhetorik des SPD-Oberbürgermeisters Sören Link.“ Der habe sich für sein Angebot, Südosteuropäer gegen die doppelte Menge Syrer einzutauschen, niemals explizit entschuldigt. Weswegen ihm die Jusos in der SPD und der Zentralrat der Sinti und Roma zuletzt auch eine rassistische Sprache attestierten.

Konstruktive Schritte

Dies sieht der EU-Parlamentarier Romeo Franz ähnlich. Dennoch will er für konstruktive Schritte in Bezug auf die Integration der Duisburger Roma werben. Franz weiss nämlich auch, wo Rassismus und Hass auf Sinti und Roma letztlich hinführen können.

Obwohl Patrioten aus seiner Familie im ersten Weltkrieg kämpften, wurden viele Mitglieder der Familie Franz im Dritten Reich ermordet. Auch aus dieser Erfahrung sagt der Hüne beim Gang durch die berüchtigte, aber heute saubere Hagedornstraße: „Marxloh ist nicht die Hölle. Sicher nicht.“