Duisburg-Vierlinden. . Die 16 Jahre alte Laura Okanovic ist nach einem Schulwechsel auf einen Fahrdienst angewiesen. Die Stadt Duisburg will die Kosten nicht tragen.

Nach ihrem Schulwechsel besucht Laura Okanovic wieder gerne den Unterricht. Zuvor, als sie noch an der Gesamtschule Emschertal in Hamborn unterrichtet wurde, hatte die 16-Jährige stark unter dem Mobbing ihrer Mitschüler gelitten. Als Opfer ausgewählt wurde sie vor allem wegen ihrer Schwerbehinderung, durch die die Jugendliche aus Vierlinden auf einen Rollstuhl angewiesen ist.

Zwar ist die Lise-Meitner-Gesamtschule, deren Schülerin sie seit Februar ist, rollstuhlgerecht, doch sie liegt in Rheinhausen, gut 25 Kilometer von ihrem Zuhause entfernt. Zusammen mit ihrer Familie kämpft Laura nun dafür, dass die Stadt Duisburg die Kosten für einen Fahrtdienst übernimmt.

Der Schulwechsel tut der jungen Frau gut

Schülerin Laura Okanovic ist Rollstuhlfahrerin. Mit im Bild: ihre Eltern Natascha und Andre.
Schülerin Laura Okanovic ist Rollstuhlfahrerin. Mit im Bild: ihre Eltern Natascha und Andre. © Lars Fröhlich

„Ich war froh, dass ich die Schule wechseln konnte, der Wechsel hätte nicht besser sein können“, sagt die Zehntklässlerin. Das Schulministerium hatte ihre Eltern dabei unterstützt, eine neue geeignete Schule zu finden. Über das Mobbing in Hamborn spricht die Jugendliche dagegen nur ungern. Sie möchte damit abschließen, und dabei helfen ihre neuen Mitschüler und Lehrer.

So gut ihr der Schulwechsel auch tut, nun hat sie ein großes Problem. Denn ihre Eltern können die 16-Jährige nicht mehr nach Rheinhausen fahren und wieder abholen. „Unser Auto ist defekt“, sagt André Okanovic, ihr Vater, und die Familie sei finanziell nicht in der Lage, es reparieren zu lassen. Eine Lösung sieht er darin, dass die Stadt einen Fahrdienst bezahlt. Zumindest solange, bis Laura im Sommer ihre Mittlere Reife hat. Danach will sie eine Oberstufe oder Berufsschule im Duisburger Norden besuchen, zu der sie selbstständig gelangen kann.

Nur Anspruch auf Fahrt zur nächsten Schule

Grundsätzlich habe Laura einen Anspruch auf die Übernahme von Fahrkosten, teilt die Stadt mit. Jedoch nur zur „nächstgelegenen zumutbaren Ausbildungsstätte“. Das sei die Gesamtschule Emschertal mit der Zweigstelle in Hamborn.

Diese habe sich „im Rahmen der Inklusion als Schwerpunktschule positioniert und erfüllt die Voraussetzung für eine behindertengerechte Beschulung“, sagt Stadtsprecherin Gabi Priem. Demnach dürfe die Stadt keine Fahrten zur weiter entfernten Lise-Meitner-Gesamtschule bezahlen. „Mobbing oder Ähnliches“, ergänzt Priem, „führen zu keinem weitergehenden Fahrtkostenanspruch.“

Stadt bietet der Familie einen Kompromiss an

Die Eltern bestreiten aber, dass die Hamborner Zweigstelle an der Kampstraße wirklich behindertengerecht ist. Sie räumen ein, dass es einen Fahrstuhl gibt und auch einen Treppensteiger, um Rollstuhlfahrer die Stufen zwischen den Etagen hinauf- und hinunterzubringen. Aber der Fahrstuhl ermögliche ihrer Tochter nicht den Zugang zu ihren Klassenräumen, und der Treppensteiger sei nicht von eingewiesenem Personal bedient worden, sondern teils von Schülern, sogar auch von Lauras Peinigerinnen.

Schuldezernent Thomas Krützberg hat der Familie einen Kompromiss vorgeschlagen: Die Stadt könne für Fahrten mit einem Privatwagen eine Wegstreckenentschädigung von 6,50 Euro pro Schultag gewähren, 13 Cent pro Kilometer ohne die Leerfahrten. „Weitergehende Lösungen können nicht angeboten werden“, sagt Gabi Priem. Das Kilometergeld sei keine Lösung, findet André Okanovic. Auch den Nahverkehr sieht er kritisch: „Ich lasse meine Tochter nicht alleine im Dunkeln durch die Stadt fahren.“

Fahrtkosten liegen pro Monat bei 1200 Euro

Für Laura steht allerdings fest, dass sie nicht an die alte Schule zurückkehrt. Zudem will sie jetzt nicht nur mit ihrem Hauptschulabschluss abgehen, sie will die Mittlere Reife, um dann die Oberstufe zu besuchen. Ihre Klassenkameraden weiß sie dabei an ihrer Seite. Sie wollen Kuchen verkaufen und Geld sammeln, um ihr den Fahrdienst zu ermöglichen. „Das ist total süß“, freut sich die 16-Jährige, bleibt aber skeptisch. Zumal der Fahrdienst pro Monat gut 1200 Euro kostet. Aufgeben will Laura Okanovic noch längst nicht. „Meine Abschlussfeier will ich auf keinen Fall verpassen.“ Sie sucht daher weiter nach einer Möglichkeit, um zur Schule zu kommen.