Duisburg-Beeck. . Der jüdische Friedhof Beeck ist exakt 128 Jahre alt. Vor vier Jahren hat die Stadt ihn unter Denkmalschutz gestellt. Er ist aber wenig bekannt.
Seit 128 Jahren besteht der jüdische Friedhof Beeck an der heutigen Friedhofstraße. Vor vier Jahren, im Juli 2014, ist er unter Denkmalschutz gestellt worden – mit allen Grabsteinen und -stellen. Erstaunlich: Wirklich bekannt ist diese Gedenkstätte nicht – Nachfragen unserer Redaktion endeten mehrfach mit Achselzucken.
1890 ist der Friedhof in Beeck-Stockum eröffnet worden. Er grenzt an den katholischen Friedhof, der heute zur Großpfarrei St. Michael zählt und zur Gemeinde St. Ewaldi gehört. Tatsächlich liegt er hinter der Mauer des katholischen Friedhofs, ist nur theoretisch direkt von der Straße aus erreichbar. Vom katholischen Gräberfeld ist er durch einen Maschendrahtzaun mit Törchen getrennt. Die Pflege obliegt der Stadt Duisburg, die die Arbeit aber an die Wirtschaftsbetriebe übertragen hat. Die wiederum haben einen Unternehmer eingeschaltet.
Das jüdische Grabfeld hat die Form eines Dreiecks
Das jüdische Grabfeld hat die Form eines Dreiecks. Die Duisburger Synagogengemeinde hatte am 25. August 1890, also heute genau vor 128 Jahren, 4583 Quadratmeter Land erworben. 1820 Quadratmeter dienten als Begräbnisstätte, auf der restlichen Fläche befand sich nach Recherchen der Denkmalschützer einst auch eine Leichenhalle. Sie soll 1938 in der Reichspogromnacht durch Brandstiftung zerstört worden sein. Genaue Angaben, wo sich das Gebäude befand und wie es aussah, können die Fachleute nicht machen – im Friedhofsplan und in den Archiven gibt es keine Hinweise.
Angelegt worden war der Friedhof, weil der alte jüdische Ruhrorter Friedhof geschlossen worden war. Einen Teil der Ruhrorter Fläche musste die Gemeinde für den Bau der Rheinbrückenstraße (früher: Marktstraße) abtreten. Der Beecker Friedhof diente auch den Meidericher Juden als Bestattungsort. 1937 wurde laut Stadt Duisburg der letzte Grabstein errichtet. Zwischen 1939 und 1942 habe es ausschließlich Urnenbeisetzungen von in Konzentrationslagern umgekommenen Menschen gegeben.
Ein Zeugnis jüdischen Lebens in dieser Stadt
Ausgelegt war die Fläche für insgesamt 110 Kinder- und 90 Erwachsenengräber. Unklar ist, wie viele Beisetzungen es dort tatsächlich gegeben hat. Die Ruhrorter Synagogengemeinde hatte von 1893 bis 1929 den Tod von 97 Erwachsenen und 36 Kindern registriert. Zudem habe es fünf Totgeburten gegeben.
Auch die Zahl der Grabsteine ist nicht genau bekannt. Durch Bombenangriffe sollen rund 100 zerstört worden sein. Heute befinden sich dort noch 50. Sie sind teils in sehr gutem Zustand, teils stark verwittert oder umgestürzt. Etliche Platten mit den Namen der Verstorbenen fehlen. Es sollen in den 1980er Jahren oder später auch noch Grabsteine „verschwunden“ sein.
Duisburg zählt zu den ältesten jüdischen Gemeinden in der Region
Unter Denkmalschutz gestellt wurde der Friedhof wegen seiner geschichtlichen Bedeutung. Er sei ein authentisches und anschauliches Dokument jüdischer Kultur in Deutschland und ein „Zeugnis jüdischen Lebens, das den Vernichtungswillen des Nationalsozialismus überlebt hat und heute noch diesen wichtigen Teil der Stadtgeschichte repräsentiert“.
Duisburg zählt laut Denkmalbehörde „zu den ältesten jüdischen Gemeinden der Region. Frühe Nennungen gehen auf das 12. Jahrhundert zurück.“ Der jüdische Anteil an der Gesamtbevölkerung betrug nach dem Ersten Weltkrieg 0,8 Prozent. Jüdische Friedhöfe sind wegen ihrer „ewigen“ Belegung ein besonderes „Archiv der Geschichte“.
Es gibt heute noch vier jüdische Friedhöfe in Duisburg
Jüdischer Friedhof Duisburg gibt es heute noch vier jüdische Begräbnisorte. Sie befinden sich auf den Friedhöfen am Sternbuschweg/Neudorf, an der Friedhofstraße/Beeck, am Könzgenplatz/Mattlerbusch sowie auf dem Waldfriedhof Düsseldorfer Straße/Wanheimerort.
Der Ruhrorter jüdische Friedhof ist aufgegeben worden.