Duisburg-Mittelmeiderich. . Seit über einem Jahr warten die Anlieger darauf, dass die Bauarbeiten endlich weiter gehen. Nach dem Kanalbau war Schluss. Dabei stand mehr an.

Die meisten Menschen, die an der Meidericher Ger­hardstraße leben, leben dort in zweiter oder gar dritter Generation. Deren Eltern/Großeltern haben die Häuser zu Beginn des 20. Jahrhunderts gebaut. Die Eigentümer leben dort gerne – nicht weit vom Landschaftspark Nord entfernt. Die Häuser sind durchweg in gutem Zustand, im Hinterland gibt es Gärten. Bis zum vergangenen Jahr waren die Anwohner glücklich und zufrieden. Doch seit der Abwasserkanal erneuert wurde, ist das Glück gestört. „Hier sieht es schlimm aus, man muss sich ja schämen“, sagt eine ältere Dame im Gespräch mit unserer Zeitung

Sie meint die völlig heruntergekommenen Gehwege, die geflickte Straße, die abgesensten Linden – kurzum: das ganze Straßenbild. „Als der Landschaftspark entstand, hat man uns Zuschüsse gegeben, damit wir unsere Fassaden in Ordnung bringen“, berichtet die Frau weiter. „Damit das Umfeld des Parks attraktiver ist. Und jetzt? Jetzt lässt uns die Stadt hängen.“

Die Bäume standen bei den Kanalarbeiten im Weg

Die Gerhardstraße Ende Juni 2018.
Die Gerhardstraße Ende Juni 2018. © HA

Im Winter 2017 endeten die Kanalbauarbeiten. Um neue Rohre verlegen zu können, wurde die Straße aufgerissen. Da die Bäume im Weg standen „und sowieso ausgewechselt werden sollten“, so eine Sprecherin der Wirtschaftsbetriebe Duisburg (WBD), entschloss sich die Stadt, die Linden schon Anfang 2017 abzusägen. Stehen geblieben sind die Stümpfe, gut einen halben Meter hoch.

Laut einem Baustellenschild sollten die Gehwege im Abschnitt zwischen Bronkhorst- und Regenbergastraße erneuert beziehungsweise repariert werden. Parkstreifen seien geplant, neue Bäume auch. Ende 2017 sollten die Arbeiten abgeschlossen sein. Doch seit dem Frühjahr 2017 wurde kein Bauarbeiter mehr gesichtet. Eine Anliegerinformation gab es auch nicht. Die überwiegend älteren Anwohner hielten die Füße still. Gut Ding will bekanntlich Weile haben.

Stadt schiebt den Wirtschaftsbetrieben den Schwarzen Peter zu

War früher eine Allee, ist jetzt eine Wüste: Die Gerhardstraße.
War früher eine Allee, ist jetzt eine Wüste: Die Gerhardstraße. © HA

Inzwischen wurde das Baustellenschild beseitigt. Das kam manchen Spanisch vor. „Soll die Straße jetzt etwa so bleiben?“ fragte man sich im Viertel. Und rief mal in unserer Redaktion an.

Die Stadt Duisburg schiebt die Verantwortung für die Baumaßnahme gegenüber unserer Zeitung auf die Wirtschaftsbetriebe. Die Wirtschaftsbetriebe geben den Schwarzen Peter zurück. Denn grundsätzlich gilt: Die Stadt sagt, was sie will und erteilt den Wirtschaftsbetrieben den Auftrag. Die führen die Arbeiten dann selbst oder mit Fremdfirmen durch.

Bürger sind nicht über den Baustopp informiert worden

Fakt ist laut den Wirtschaftsbetrieben: Da im Zuge der Kanalerneuerung weitere Sanierungsmaßnahmen absehbar wurden, wurde die Arbeit „haushaltstechnisch“ ins Jahr 2018 verschoben. Im Januar dieses Jahres bekamen die WBD den Auftrag. Derzeit trudeln die Angebote ein, in Kürze sollen die Entscheidungen fallen.

Nach Informationen der Stadt werden die Arbeiten rund sieben Monate dauern. Es gibt neue Fahrbahnen, teils erneuerte, teils reparierte Gehwege, Parkstreifen für 46 Fahrzeuge und 29 neue Bäume. Die Kosten liegen bei 600 000 Euro. Die Anlieger werden daran beteiligt, sind aber bislang nicht darüber informiert worden.

Zu seinen Fehlern stehen – ein Kommentar von Gregor Herberhold 

Gregor Herberhold
Gregor Herberhold © Funkemedien

Dass im Zuge von Bauarbeiten plötzlich unerwartete Probleme auftreten können, die zu einer Verzögerung der Fertigstellung führen, weiß jedes Kind. Findet man nicht unbedingt gut, muss man aber akzeptieren. Nicht akzeptabel ist dagegen das Verhalten der Stadt Duisburg in diesem Zusammenhang. Denn sie informierte die Betroffenen nicht darüber, wie es weitergehen wird, sprich: über den längeren Baustopp.

Und dann schiebt die Stadt (Auftraggeberin) den Wirtschaftsbetrieben (Auftragnehmer) auch noch den Schwarzen Peter zu. Das ist nicht nur peinlich, sondern dreist. Es gibt eine alte Redewendung: Wer Fehler macht, der muss auch dazu stehen.